Laut aktuellem Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission hat sich in der Woche zum 7. April die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 495.700 auf 480.050 Kontrakte (-3,2 Prozent) auf den niedrigsten Stand seit elf Monaten reduziert. Innerhalb von sieben Wochen führte dies zu einem "Aderlass" von nahezu 105.000 Kontrakten, was auf dem Papier einer Goldmenge von über 325 Tonnen entspricht. Gegenüber der Vorwoche sind vor allem große Terminspekulanten (Non-Commercials) skeptischer geworden, Kleinspekulanten (Non-Reportables) haben hingegen ihre Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) aufgestockt. Bei der kumulierten Netto-Long-Position großer und kleiner Terminspekulanten schlug sich dies in einem Minus von 284.000 auf 276.600 Kontrakte (-2,6 Prozent) nieder. Dem Goldpreis hat dieser nachlassende Optimismus allerdings nicht geschadet, er tendierte im Berichtszeitraum weiter bergauf.
Starke Verwerfungen gab es vor allem unter großen Terminspekulanten zu beobachten. Sie haben nämlich ihre Long-Seite um 7.600 Kontrakte reduziert und zugleich ihr Short-Exposure um fast 2.300 Futures erhöht, was bei deren Netto-Long-Position zu einem Rückgang von 258.900 auf 248.900 Futures (-3,9 Prozent) geführt hat. Kleine Terminspekulanten sind indes zum dritten Mal in Folge optimistischer geworden und haben ihre Netto-Long-Position von 25.100 auf 27.700 Kontrakte (+10,4 Prozent) signifikant nach oben gefahren. Während im ETF-Sektor und beim Handel von Goldbarren und Goldmünzen ganz klar die Käufer dominieren, kann man an den Terminmärkten unter den spekulativen Kräften keine einheitliche Tendenz ausmachen. Fazit: Die Lage an den Goldmärkten bleibt spannend.
Rekordhohe Kapitalzuflüsse bei Gold-ETFs
Am vergangenen Mittwoch meldete der World Gold Council aktuelle Quartalszahlen für den ETF-Sektor. So verzeichneten die mit physischem Gold besicherten Finanzprodukte rekordhohe Zuflüsse. Weltweit haben sich deren gelagerten Goldmengen um 298 Tonnen mit einem Volumen von 23 Milliarden Dollar erhöht. Noch nie flossen mehr Dollars in diesen Sektor und auch mengenmäßig stellte dies den höchsten Wert seit 2016 dar. Mit insgesamt 3.185 Tonnen markierten die Goldbestände zudem ein neues Allzeithoch. Den stärksten Goldappetit verzeichneten in Q1 die Regionen Nordamerika (plus 128,5 Tonnen) und Europa (plus 150,1 Tonnen). Besonders viel Gold floss in US-Produkte wie SPDR Gold Shares (plus 73,7 Tonnen) und iShares Gold Trust (plus 30,9 Tonnen) sowie in die beiden britischen Papiergoldprodukte iShares Physical Gold (plus 51,6 Tonnen) und Invesco Physical Gold (plus 38,8 Tonnen). Der World Gold Council geht davon aus, dass die schwächelnde Nachfrage im Konsumsektor (z.B. Schmuck) von Investoren kompensiert werden dürfte. Des Weiteren rechnen die WGC-Analysten damit, dass im aktuellen Niedrigzinsumfeld Staatsanleihen möglicherweise durch Goldinvestments ersetzt werden könnten.
Aus charttechnischer Sicht gibt es bei Gold derzeit wenig Grund zum Klagen. Der Mitte März zu beobachtende Rutsch unter die langfristige 200-Tage-Linie erwies sich als "Bärenfalle" und die oberhalb von 1.450 Dollar verlaufende Unterstützungszone wurde zudem erfolgreich verteidigt. Aktuell fehlt der Alternativwährung Gold zum Markieren eines neuen Siebenjahreshochs nicht mehr viel. Besonders interessant: Während viele Aktienindizes ihren langfristigen Aufwärtstrend massiv verletzt haben, ist dies beim Krisenschutz Gold keineswegs der Fall. Dass der langfristige Aufwärtstrend nach wie vor intakt ist, wird auch durch die steil ansteigende 200-Tage-Linie angezeigt. Unter fundamentalen wie charttechnischen Aspekten gibt es derzeit keinen Grund, beim gelben Edelmetall schwarz zu sehen.