Auffällig ist der Preissprung von Gold und Silber nach der jüngsten Zinsanhebung durch die US-Notenbank Fed. Obwohl sie die Zinsen erneut um kräftige 0,75 Prozentpunkte angehoben hat, fällt der Goldpreis nicht, sondern legt zu. Bis auf 1.767 Dollar steigt der Preis für eine Feinunze am Spotmarkt am Freitag.
Kurz vor der Zinsanhebung notierte Gold noch bei 1.721 Dollar, hat also allein seit Mittwoch-Abend 2,7 Prozent zugelegt. Auch charttechnisch wird es beim Gold nun spannend. Bei etwa 1.770 Dollar verläuft aktuell ein seit April intakter Abwärtstrend. Wird er überwunden sind weitere Kursgewinne denkbar.
Nächste US-Zinsschritte wohl moderater
Aufwärts geholfen hat dem Goldpreis zuletzt wohl die Aussage von Fed-Chef Jerome Powell. Er deutete am Mittwoch an, dass man bei den nächsten Zinsschritten wohl moderater vorgehen werde. Da die US-Wirtschaft am Donnerstag zudem in eine "technische Rezession" gerutscht ist - das Wachstum war das zweite Quartal hintereinander rückläufig - sollte die Fed mit weiteren großen Zinsschritten auf ihren nächsten Sitzungen vorsichtiger haushalten. Der US-Dollar, der Mitte Juli noch die Parität zum Euro erreicht, schwächte sich zuletzt etwas ab. Am Freitag-Vormittag kostete ein Euro zeitweise wieder 1,0250 Dollar.
Eine starke Netto-Short-Positionierung von Gold-Investoren vor einer Woche kann einen gewissen Kontraindikator darstellen. Schließlich wird das zinslose Gold auch mit höheren Leit- und Anleihe-Zinsen das zinslose Gold weniger attraktiv für Anleger. Doch die unverändert hohe Inflation in den USA und in Europa spricht für Gold als "sicheren Hafen" und Schutz gegen Inflation.
Silber profitiert noch stärker
Die Aussichten auf weniger stark steigende US-Leitzinsen wegen des abgeschwächten Wirtschaftswachstums pushten zuletzt auch den Silberpreis. Das Edelmetall findet in der Industrie eine stärkere Verwendung als der "große Bruder" Gold und ist entsprechend konjunktursensibler. Bei Konjunkturhoffnungen wiederum steigt Silber auch deutlicher.
So geschehen in den vergangenen Tagen. Nach einem Zwei-Jahres-Tief bei 18,10 Dollar vor zwei Wochen, überschritt die Silber-Notierung am Spotmarkt wieder die 20-Dollar-Marke und stand am Freitag-Vormittag zeitweise bei 20,21 Dollar. Gut 11 Prozent Wertzuwachs in zwei Wochen! Der Abwärtstrend scheint bereits überwunden. Charttechnisch hat Silber ab etwa 21 Dollar gute Chancen, in den Bereich bis 24 Dollar auszubrechen.
Fazit: Kleinere Anteile Gold und Silber im Depot können nicht schaden, haben längerfristig sogar gute Comeback-Chancen. mmr