Die Analysten von Morgan Stanley hatten bereits vor dem jüngsten Rückschlag auf gewisse Verspannungen bei den Goldaktien hingewiesen. Aus ihrer Sicht hatten die Branchenvertreter durch die eingefahrenen starken Kurssteigerungen im Schnitt Bewertungsaufschläge verglichen mit dem Goldpreis von rund 24 Prozent aufgebaut. Das sei ein Zustand, der nicht auf ewig Bestand haben dürfte, hieß es warnend. Zumal nur ein Teil des Kursanstiegs auf verbesserte Gewinnaussichten zurückzuführen gewesen sei und der Rest mit einem Neubewertungsprozess zusammenhänge.
Auch verglichen mit anderen früheren Phasen, in denen die Aktien von Goldproduzenten während der vergangenen mehr als 40 Jahren stark gestiegen seien, sei der Anstieg dieses Mal ungewöhnlich schnell verlaufen. Ein Verhalten, das natürlich förmlich nach einer Korrektur schreie. Doch die Analysten von Morgan Stanley finden dennoch auch positives mit Blick auf die Branchenvertreter. Sie bezeichnen die Bilanzen als durchaus robust und verweisen in diesem Zusammenhang auf positive Netto-Cash-Positionen bei 10 von 27 beobachteten Goldunternehmen. Das Verhältnis von Nettoverschuldung zum EBITDA wird auf das 0,3-fache beziffert. Auch das sei ein vertretbarer Wert, der dafür spreche, dass die Gesellschaften in der Lage sein sollten, mit der Zyklik des Geschäfts gut zurechtzukommen und finanziell ohne das Eingehen von zu großen Risiken Luft zu haben, bei Zukaufs-Optionen zuzugreifen, falls diese auftauchen sollten. Bis jetzt hatten sich die Firmen jedenfalls vorsichtig und diszipliniert gezeigt. Außerdem würden die in den vergangenen 12-18 Monaten gesunkenen Gesamtkosten helfen. Dadurch müsste der Goldpreis erst um rund 35 Prozent fallen, bis die Goldproduzenten wieder Geld verbrennen würden.
Wegen der bewertungsbedenken ist Morgan Stanley generell für den Sektor zunächst etwas vorsichtig gestimmt. Auf Ebene der Einzelwerte werden dabei die Aktien von Fresnillo und von Randgold Resources am wenigsten bevorzugt. Chancen sieht man dagegen bei vier anderen Goldproduzenten. Zumindest werden diese Werte bei der Anlageempfehlung mit Übergewichten eingestuft. Mehr über diese Unternehmen erfahren Sie auf den nachfolgenden Seiten.
Goldaktien-Kaufempfehlungen von Morgan Stanley, Nummer eins: Zhaojin Mining Industry Company Limited (WKN: A0M4ZH, 8,21 Hongkong-Dollar, 0,934 Euro, alle Angaben beziehen sich auf den Stand vom 29. August)
Der langfristige Kursverlauf bei Zhaojin Mining gleicht dem einer typischen Goldaktie. Vor dem Jahr 2011 ging es steil bergauf mit den Notierungen, anschließend im Zuge des gefallenen Goldpreises noch steiler nach unten und zuletzt hat sich dann wieder eine ausgeprägte Erholungsbewegung breit gemacht. Dem Kurs hat das gemessen am Jahrestief von 4,07 Hongkong-Dollar bei einem Jahreshoch von 9,62 Hongkong-Dollar in der Spitze ein Plus von 136 Prozent beschert. Selbstredend, dass sich dadurch das Chartbild verbessert hat. Allerdings geht es nach den zuletzt verbuchten Kurseinbußen schon wieder mit offenem Ausgang darum, den seit Februar aufgenommenen Aufwärtstrend zu verteidigen.
Geschäftlich hat es der chinesische Goldproduzent in den ersten sechs Monaten geschafft, den Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 20,82 Prozent auf 3,234,800,000 Renminbi zu verbessern. Mit dem Nettogewinn ging es gleichzeitig um 24,29 Prozent auf 274,552,000 Renminbi nach oben. Bei der Goldproduktion wurde dank eines Anstiegs von 11,60 Prozent auf 18.490,87 Kilogramm ein neuer Rekord gemeldet. Die integrierten Gold-Kosten bezifferte das Unternehmen zudem auf 129,89 Renminbi pro Gramm, was sich mit einem Vorjahreswert von 135,21 Gramm vergleicht. Eine Zwischendividende für den abgelaufenen Berichtszeitraum gibt es für die Aktionäre nicht.
Morgan Stanley hatte Ende Juni im Zuge einer bestätigten Empfehlung, den Titel überzugewichten, das Kursziel deutlich von 6,60 Hongkong-Dollar auf 9,25 Hongkong-Dollar erhöht. Diese Vorgabe lässt der Notiz ein Aufwärtspotenzial von 12,7 Prozent. Auch die Gewinnschätzungen wurden damals in Reaktion auf den gestiegenen Goldpreis um 17 Prozent nach oben angepasst. Die Analysten bezeichnen Zhaojin Mining als ihren bevorzugten Wert unter den chinesischen Goldproduzenten. Das hat mit der als hoch bezeichneten Korrelation zum Goldpreis begründet, die Ergebnis- und Aktienkursentwicklung aufweisen. Dem Unternehmen komme zudem die Schwäche der heimischen Währung zu Gute. Positiv wird auch erwähnt, dass es der Gesellschaft gelungen sei, die Kosten stabil zu halten.
Das geschätzte KGV für das Fiskaljahr 2017 wird auf rund 36 beziffert. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis für 2017 wird mit rund 1,8 angegeben und die Eigenkapitalrendite mit 4,4 Prozent. Das Verhältnis von Nettoverschuldung zum EBITDA wird für 2017 auf das rund vierfach taxiert.
Gegründet wurde Zhaojin Mining am 16. April 2004. Es handelt sich um einen reinen Goldproduzenten, der zuletzt rund 89 Prozent des Bruttogewinns mit dem Edelmetall generierte. Zum Ende des Halbjahres hielten die beiden Großaktionäre Shandong Zhaojin Group Company Limited und Shanghai Yuyuan Tourist Mart Co., Ltd, 39,95 Prozent und 25,73 Prozent der Anteile. Die H-Aktien werden seit dem 08. Dezember 2006 an der Börse in Hongkong gehandelt. Die Gold-Reserven gibt das Unternehmen per Stand Ende 2015 mit 39.481 kozs an, nach 26.080 kozs Ende 2014 und die förderbaren Reserven mit 17.494 kozs nach 11.980 kozs.
Goldaktien-Kaufempfehlungen von Morgan Stanley, Nummer zwei: Centamin Plc. (WKN: A1JPZ6, 1,68,50 britische Pfund, 1,992 Euro)
Beim Blick auf den Kurs der an der Londoner Börse gelisteten Centamin fällt vor allem eines auf: Die Notiz ist phasenweise zwar auch stark gefallen, doch schon ab Mitte 2013 setzte eine starke Erholungsbewegung ein, die den Kurs wieder auf Tuchfühlung mit dem aus dem Jahr 2010 stammenden Rekordhoch von 1,97 Pfund gebracht hat. Das Jahreshoch betrug 1,80 Pfund, woraus sich gemessen an dem tiefsten Stand im August des Vorjahres von 0,54 Pfund ein sattes Plus von 233 Prozent ergibt. Das Chartbild sieht konstruktiv aus.
Vom Jahreshoch musste sich auch dieser Titel zuletzt wieder etwas absetzen, an den vorgelegten Geschäftszahlen lag das aber nicht. Denn das EBITDA im zweiten Quartal belief sich auf 81 Millionen Dollar nach 37 Millionen Dollar im Vorjahresquartal. Der Gewinn je Aktie stellte sich auf 0,063 Dollar ein nach 0,044 Dollar.
Was am Markt ebenfalls sehr gut ankam, waren zudem drei andere Dinge: Erstens die Prognose, wonach sich die Gesamtproduktionskosten für das Gesamtjahr zwischen 720 und 750 Dollar pro Feinunze bewegen sollen, was gegenüber dem Vorjahreswert von 900 Dollar eine deutliche Verbesserung wäre. Zweitens wurde die Vorhersage für die voraussichtliche Jahresproduktion von bisher 470.000 Unzen auf eine Spanne von 520.000 bis 540.000 Unzen erhöht. Drittens erhöhten die Verantwortlichen die Zwischendividende von 0,97 Cent auf 2,0 Cent je Aktie.
Morgan Stanley beziffert das KGV für 2017 auf 15,3 und das Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA auf 5,5. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis für das kommende Jahr wird bei dem rund 1,7-fachen gesehen und die Eigenkapitalrendite bei 16,3 Prozent. Zudem gibt es eine Netto-Cash-Position, die das Unternehmen für Ende Juni auf 282 Millionen Dollar bezifferte nach 200 Millionen Dollar Ende 2015.
Die Analysten bezeichnen die vorgelegten Ergebnisse als stark und die Bilanz als solide. Sie sehen Potenzial für Kapitalrückzahlungen an die Aktionäre und die verfolgten Projekte würden Aufwärtspotenzial bergen, heißt es. Das verfügbare Cash könnte bis Ende 2016 auf 420 Millionen Dollar steigen. Der Rat zur Aktie lautet Übergewichten, das zuletzt genannte Kursziel bewegt sich aber lediglich bei 1,60 Pfund.
Gold fördert Centamin derzeit in der Sukari Gold Mine in Ägypten. Die fortgeschrittensten Explorationsprojekte befinden sich in Burkina Faso und in der Elfenbeinküste. Das Geschäftsmotto mit Blick auf die in politisch als schwierig geltenden Ländern gelegenen Aktivitäten lautet, "Wenn es einfach wäre, dann hätte es bereits jemand anderes getan". Die Aktie steigt übrigens am 19. September in den Stoxx Europe 600 Index auf.
Goldaktien-Kaufempfehlungen von Morgan Stanley, Nummer drei: AngloGold Ashanti Ltd. (WKN: 164180, 253,08 südafrikanische Rand, 15,96 Euro)
Ziemlich rasant war nach einem zuvor erlittenen scharfen Einbruch die Aufwärtsbewegung, die der Aktienkurs von AngloGold Ashanti von Dezember 2015 bis August 2016 hingelegt hat. Denn die Notiz kletterte da ausgehend von einem Tief bei 90,9 Rand in der Spitze bis auf 317,00 Rand. Das macht ein schlappes Plus von annähernd 250 Prozent. Zuletzt ist die Notiz aber wieder etwas deutlicher zurückgekommen, was die Chartampeln zunächst auf Gelb hat springen lassen.
Zum Geschäftsverlauf im ersten Quartal machte das südafrikanische Unternehmen folgende Angaben: Der generierte Cash Flow hat sich mit 108 Millionen Dollar mehr als verdreifacht und der Schuldenstand sank um fast ein Drittel. Die Gesamtkosten wurden mit 911 Dollar je Feinunze angegeben, nach 924 Dollar im Vorjahreszeitraum. Die Produktion betrug 1,745 Millionen Unzen Gold nach zuletzt 1,878 Millionen. Bei den ansonsten gemachten Angaben missfiel manchen Beobachtern, dass nach ihrer Einschätzung daraus der Schluss gezogen werden könnte, dass eine Expansion nunmehr von Vorstand doch wieder als wichtiger erachtet werde als eine Margenverbesserung.
Laut Morgan Stanley ist die Aktie von AngloGold Ashanti gegenüber anderen vergleichbaren Branchenvertretern mit einem deutlichen Bewertungsabschlag behaftet. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass das KGV für 2017 auf 13,1 beziffert wird, das Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA wird mit dem 4,4-fachen angegeben. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis für das kommende Jahr beträgt den Angaben zufolge 2,4 und die Eigenkapitalrendite 17,2 Prozent. Beim Verhältnis von Nettoverschuldung zum EBITDA ist nach der erwarteten Rückführung von Schulden für 2017 vom 0,8-fachen die Rede.
Der erwähnte Bewertungsabschlag ist auch Sicht der Analysten nicht gerechtfertigt, auch weil die Risiken in jenen den südafrikanischen Regionen gesunken seien, aus denen rund ein Drittel der Jahresproduktion stamme. Es bestehe Raum für eine Neubewertung, wobei als Katalysator dafür die Wiederaufnahme einer Dividendenzahlung im kommenden Jahr dienen könnte. Anglogold hatte kürzlich gesagt, eine Wiedereinführung einer Dividende bis Jahresende zu prüfen. Zuletzt hatte der Konzern 2013 eine Dividende gezahlt. Die Übergewichten-Empfehlung von Morgan Stanley für diesen Titel ist mit einem Kursziel von 300 Rand verbunden. Das birgt theoretisch ein Aufwärtspotenzial von 18,5 Prozent.
Diese Gesellschaft hat ihren Sitz im südafrikanischen Johannesburg. Gemessen an der Produktion sieht man sich als drittgrößten Produzenten weltweit. Es werden 17 Goldminen in neun Ländern betrieben. Hinzu kommen Explorationsprojekte, die sich teilweise außerhalb der angestammten Tätigkeitsregionen befinden. Im Vorjahr wurden 3,95 Millionen Unzen Gold gefördert und damit wurden Einnahmen von 4,02 Milliarden Dollar erzielt. Die Goldreserven werden mit 51,7 Millionen Unzen angegeben und die Ressourcen mit 207,80 Millionen Unzen.
Goldaktien-Kaufempfehlung von Morgan Stanley, Nummer vier: Goldcorp Inc. (WKN: 890493, 16,335 Dollar, 14,645 Euro)
Durch ein Wechselbad der Gefühle gehen leider wie so oft auch aktuell wieder einmal die Aktionäre von Goldcorp. Nach rasanten Verlusten kam es von Dezember bis April zu einem Kursplus von 105 Prozent, nur um seit Anfang Juli wieder um gut 20 Prozent nachzugegeben. Durch das damit verbundene Abrutschen auf den tiefsten Stand seit April droht hier jetzt charttechnisch gesehen ein kompletter Verlust der Hoffnungen auf eine nachhaltige Kurserholung.
Das geht einher mit Unternehmensnachrichten, die nicht gerade berauschend ausgefallen sind. So sank der Umsatz im zweiten Quartal um 20,2 Prozent auf 753 Millionen Dollar, was weniger war als allgemein erwartet. Die Goldproduktion verringerte sich um 32,4 Prozent auf 613.400 Unzen, was ebenfalls unter den Erwartungen lag. Darüber hinaus wurde ein Verlust je Aktie von 0,09 Dollar gemeldet, was sich mit einem Gewinn von 0,48 Dollar im Vorjahrszeitraum vergleicht.
Bekräftigt wurden aber die Jahresproduktionsprognose von 2,8-3,1 Millionen Unzen sowie die Vorhersage für die Gesamtkosten, die sich zwischen 850 und 925 Dollar je Feinunze bewegen sollen.
Morgan Stanley findet weiter Gefallen an dem Titel, auch weil die Bewertung dem Goldpreis hier noch nicht zu weit vorweggelaufen sei. Die Prognosen des Unternehmens für die Produktion von 2016 bis 2018 wurden zudem als konservativ eingestuft. Große neue Projekte oder Zukäufe dürften nicht mehr in Angriff genommen werden. Für die nächsten Jahre wird mit einer starken Generierung von freiem Cash Flow gerechnet.
Morgan Stanley hat die Übergewichten-Empfehlung mit einem Kursziel von 22 Dollar versehen. Das deckt sich übrigens fast mit dem Analystenkonsens-Kursziel von 21,33 Dollar. Auf Basis der Morgan Stanley-Vorgabe errechnet sich ein Kurspotenzial von fast 35 Prozent. Das KGV für 2017 beziffert man auf 13,4 und das das Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA auf das 4,6-fache. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis für das kommende Jahr wird mit 1,6 angegeben und die Eigenkapitalrendite mit 10,7 Prozent. Das Verhältnis von Nettoverschuldung zum EBITDA wird den hauseigenen Annahmen zufolge für 2017 beim 0,7-fachen gesehen.
Goldcorp zählt weltweit zu den größten Goldproduzenten. Es gibt zehn operativ tätige Minen, die in Mexiko, Kanada, Guatemala, Dominikanische Republik, Argentinien und den USA gelegen sind. 2015 wurden 3,46 Millionen Unzen Gold produziert. Es gibt momentan elf Kaufempfehlungen für die Aktie, zehn Halteempfehlungen und zwei Verkaufsempfehlunge