Der Ruf der Investmentbanken ist in der breiten Öffentlichkeit noch immer ramponiert. Dazu beigetragen hat auch die legendäre Aussage von Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein, er verrichte als Banker Gottes Werk. Das hallt bis heute nach, weil das bei den Kritikern den Eindruck sich selbst überschätzender Geldhaie verstärkte. Untermauert wird das noch durch Millionenboni sowie Betrügereien und Manipulationen.
Nicht zuletzt der Einkommensfaktor sorgt zwar dafür, dass der Sektor trotz allem nicht unter Nachwuchsmangel leidet. Aber an den Börsen wird den Aktien von Investmentbanken dennoch weiterhin mit einer gewissen Reserviertheit begegnet. Neben der Pleite von Lehman Brothers im Jahr 2008 spielen die schärferen Regulierungsvorschriften sowie die höheren Eigenkapitalanforderungen eine Rolle, mit denen die Branche konfrontiert ist. Hinzu kommt das Vorpreschen von Technologiefirmen in den Finanzsektor - Stichwort Fintech -, von dem teilweise auch das Investmentbanking betroffen ist.
All das zusammen trägt zu einer längst nicht mehr so hohen Profitabilität wie in den alten Glanzzeiten bei. Weil der Aufräumprozess noch nicht abgeschlossen ist, wird sich daran zunächst auch nichts ändern. Doch aus Anlegersicht steckt darin vermutlich sogar eine große Chance. Schließlich führt das relativ schwierige Umfeld bei etlichen Branchenvertretern zu einer eher moderaten Bewertung.
Ohnehin laufen die Geschäfte trotz aller Schwierigkeiten nicht schlecht. Das haben auch die gerade vorgelegten Geschäftszahlen für das erste Quartal bewiesen. Führende Investmentbanken wie Goldman Sachs, Morgan Stanley oder JP Morgan haben Ergebnisse präsentiert, die besser ausgefallen sind als erwartet.
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Passables Geschäftsumfeld
Die guten Resultate könnten mehr sein als nur Eintagsfliegen. Zumindest dann, wenn sich das derzeit vorherrschende Marktumfeld fortsetzen sollte. Volatile Devisenkurse, niedrige Zinsen, die Unternehmen zur Begebung von Anleihen animieren, und hohe Aktienkurse, die Börsengänge begünstigen sowie Fusions- und Übernahmeaktivitäten befeuern, sorgen für gute Verdienstmöglichkeiten. So sind im Bereich M & A im Vorjahr die von den Branchenvertretern kassierten Beratungsgebühren um zwölf Prozent auf 27 Milliarden Dollar gestiegen. Dank einer immer höher werdenden Übernahmewelle winken 2015 weitere Zuwächse.
Der Löwenanteil der Erträge wird aber ohnehin in Bereichen wie dem Eigenhandel generiert, und wenn die Händler ihr Handwerk verstehen, dann klingelt in einem Bullenmarkt auch da die Kasse. So einfach wie früher ist das zwar nicht mehr, zumal die Investmentbanken gezwungen waren, sich aus verschiedenen Geschäftsfeldern zurückzuziehen. Aber jede Krise birgt auch Chancen und jetzt können die Investmentbanker im eigenen Haus mit geschickten strategischen Schachzügen beweisen, dass sie zumindest teilweise ihre Einkommen wirklich wert sind.
Gutes Management ist auch gefragt, um die noch nicht überall realisierten Kapitalanforderungen möglichst kursschonend zu erreichen. Und natürlich stellen nicht auszuschließende neue Finanzkrisen eine Bedrohung für die Aktienkurse von Investmentbanken dar. Doch einiges davon ist auch bereits in den Notierungen enthalten. Ablesen lässt sich das an den meist moderaten Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV) oder am ebenfalls relativ günstigen Verhältnis vom Kurs zum Buchwert der Sachanlagen, das im Finanzsektor auch gern zu Rate gezogen wird.
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Bewertungen vergleichsweise günstig
Fünf Aktien aus der Investmentbanken- Branche haben durchaus Kurspotenzial von rund 20 Prozent. Mit Goldman Sachs und JP Morgan Chase zählen zwei der fünf Favoriten zu den weltweit führenden Investmentbanken. Hier gefällt neben dem geschätzten KGV von jeweils etwa zehn auch das Chartbild. Denn die beiden Vertreter des Dow-Jones-Index haben im April schon neue Mehrjahreshochs markiert und damit ihre langjährigen Aufwärtstrends als intakt untermauert.
Die Kaufkandidaten Nummer 3 und 4 sind mit Lazard und der Cowen Group eher Investmentboutiquen. Diese kleineren Spezialisten konnten zuletzt eindeutig Boden gegenüber der großen Konkurrenz gutmachen. Deutlich wird das unter anderem daran, dass Lazard Exklusivberater von H. J. Heinz bei der Megafusion mit der Kraft Foods Group ist. Das wird bei Lazard zu Recht mit einer etwas höheren Bewertung belohnt, während die Cowen-Aktie trotz zuletzt deutlicher Kursgewinne noch sehr moderat bewertet ist.
Mit dem optisch günstigsten KGV ist Barclays ausgestattet. Das hat aber auch einen triftigen Grund, erwirtschaftete das britische Institut im Vorjahr im Investmentbanking doch nur eine Eigenkapitalrendite von 2,7 Prozent. Zur Strafe steckt der Titel - langfristig gesehen - noch in einem Seitwärtstrend fest. Doch nachdem Barclays viele Hausaufgaben gemacht hat, besteht die Chance auf Besserung in den kommenden Jahren.