Gegen den allgemeinen Abwärtstrend präsentiert sich die Bayer-Aktie heute stabil. Zeitweise lag das Papier sogar leicht im Plus. Die Gründe. Von Jens Castner
Auftrieb gibt eine Mitteilung, wonach Goldman Sachs die Meldeschwelle von fünf Prozent überschritten hat. Die US-Investmentbank hält aktuell 5,01 Prozent der Anteile, zum Teil über Derivate. Zudem hat Analyst Martin Schnee von der Baader Bank seine Kaufempfehlung für Bayer bekräftigt das Kursziel auf 68,10 Euro erhöht. Das bedeutet gemessen am aktuellen Kurs ein Aufwärtspotenzial von fast 40 Prozent.
Seit der Monsanto-Übernahme leidet die Bayer-Aktie unter einer Flut von Glyphosat-Prozessen in den USA. Zuletzt konnte der Leverkusener DAX-Konzern vor Gericht allerdings zumindest einige Teilerfolge erzielen. Den Beweis, dass das Pflanzenschutzmittel ursächlich für Krebserkrankungen sein soll, blieben die Kläger bislang schuldig. Laut Bayer führt der Einsatz des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup nicht zu einem erhöhten Krebsrisiko. Gleichwohl wies die EU-Kommission einen Antrag zurück, die Zulassung von Glyphosat zu verlängern. Diese läuft am 15. Dezember aus.
Die Bayer-Aktie im Fokus
Angesehen von diesem Rückschlag läuft es operativ rund bei Bayer. Im August hatte das Pharma- und Chemieunternehmen nach starken Halbjahreszahlen die Prognose fürs laufende Jahr angehoben. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll 2022 bei etwa 7,70 Euro liegen. Demnach ist das Papier mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 6,5 nicht nur im Branchenvergleich extrem günstig bewertet. Vor diesem Hintergrund ist das Kursziel der Baader Bank von 68,10 Euro keineswegs utopisch, zumal die Pharmasparte zuletzt mehrfach mit Erfolgsmeldungen auf sich aufmerksam machte. Das Augenmedikament Eylea und Elinzanetant, ein Mittel gegen Hitzewallungen, haben das Potenzial sich zu Blockbustern mit mehr als einer Milliarde Euro Jahresumsatz zu entwickeln.
Belastet wird der Kurs der Bayer-Aktie hingegen auch durch Managementquerelen. Der bisherige Vorstandschef Werner Baumann hat seinen Rückzug für 2024 bereits angekündigt. Hinter den Kulissen läuft allerdings die Suche nach einem Nachfolger, was darauf hindeutet, dass der Führungswechsel auch früher vollzogen werden könnte. Sollte hier Ruhe einkehren und die Glyphosat-Verfahren in den USA eines Tages abgeschlossen sein, sind sogar dreistellige Kurse nicht auszuschließen. Vor der Monsanto-Übernahme im Jahr 2016 kostete die Aktie zeitweise mehr als 140 Euro. Für das Kursdebakel wird Baumann verantwortlich gemacht.