Eigentlich sollte bei Goldminenfirmen Partystimmung herrschen. Der Goldpreis ist in den vergangenen zwölf Monaten in Dollar um rund ein Drittel gestiegen, in Euro sogar um fast 40 Prozent. Ein Ende der Hausse ist dank milliardenschwerer Zentralbank-Geldspritzen und Hilfsprogramme von Regierungen nicht abzusehen.

Die Geldflut macht den Kauf von Gold attraktiver, da dieses sich nicht auf Knopfdruck vermehren lässt. Die Bank of America hält laut einer aktuellen Analyse in den kommenden 18 Monaten einen weiteren Anstieg des Goldpreises auf bis zu 3.000 Dollar pro Feinunze für möglich. Für Goldminen, die für gewöhnlich Förderkosten unter 1.000 Dollar pro Feinunze haben, bedeutet jeder Dollar mehr beim Rohstoffpreis höhere Gewinne.

Produktion unterbrochen


Trotzdem haben auch Bergbauunternehmen mit Gegenwind zu kämpfen. So ist die Nachfrage nach physischem Gold zwar enorm, gleichzeitig stockt jedoch der Nachschub, da die Schweizer Goldraffinierien im Tessin schließen mussten und auch die meisten Münzprägeanstalten ihre Arbeit einstellten. Auch in vielen Goldminen steht die Produktion still, um Mitarbeiter vor einer Ansteckung mit dem SARS-CoV-2-Virus zu schützen. Das betrifft etwa Förderstätten in Südafrika, Brasilien und Argentinien.

Ein weiteres Problem ist die Transportlogistik: Goldproduzenten schicken das Rohmetall, auch "Dore" genannt, vor allem mit Luftfracht zur Weiterverarbeitung - mit ganz normalen Linienflügen. "Wir konkurrieren nun mit anderen um Frachtslots bei den wenigen verbliebenen Verbindungen", sagt Newmont Mining-Chef Tom Palmer. "Ansonsten versuchen wir, zusammen mit anderen Konzernen Flugzeuge zu chartern."

Die gute Nachricht: Die Lage verbessert sich aktuell auf mehreren Ebenen. Südafrika hat den Minen trotz Verlängerung des Shutdowns teilweise Öffnungen erlaubt. Bis Mitte Mai könnte die Produktion dort wieder ihre volle Kapazität erreichen. AngloGold, der drittgrößte Goldminenkonzern der Welt, nimmt unter Sicherheitsvorkehrungen auch den Betrieb in Brasilien und Argentinien wieder auf. Auch Raffinerien, wie zum Beispiel Argor-Heraeus im Tessiner Mendrisio, gehen schrittweise zu einer Normalisierung der Produktion über. In Deutschland öffnen die Goldshops wieder.

Die Investmentbanken Stifel und Bank of America haben die Aktien von Goldminenkonzernen vergangene Woche hochgestuft. Die Titel gerade der kleineren Firmen der Branche sind häufig hochvolatil. Anleger können das Risiko mit einem Investment in ein breit gestreutes Fondsportfolio begrenzen. Trotzdem sind Goldminenaktien nichts für risikoaverse Anleger.

Sie hängen zwar vom Goldpreis ab, steigen und fallen jedoch in der Regel viel stärker und schneller als das Edelmetall selbst. Deshalb lohnen sich hier, anders als es sonst bei Fonds empfohlen wird, eher kurzfristige Engagements von einigen Wochen oder Monaten.

Unterschiedlicher Fokus


Ein Fonds, der diese Hausse-Phasen häufig überdurchschnittlich gut nutzt, ist der Stabilitas Pacific Gold + Metals. Manager Martin Siegel baut hier auf internationale Goldminenkonzerne und setzt Schwerpunkte bei kleineren Firmen in Australien, Kanada und Südafrika. Der BGF World Gold investiert in große Konzerne und mischt Small Caps bei. Der ETF von iShares bildet die Entwicklung von 51 führenden Minenkonzernen nach Marktkapitalisierung gewichtet ab.