Das allgemeine Interesse an Gold-Futures, welches durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zum Ausdruck kommt, tendierte in der Woche zum 25. Juni ebenfalls bergauf. Hier war ein kräftiger Anstieg von 525.600 auf 577.600 Futures (+9,9 Prozent) registriert worden. Dies stellt den stärksten Zuwachs seit sechs Wochen und den höchsten Wert Januar 2018 dar. Ebenfalls interessant: Zum vierten Mal in Folge gab es bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten ein Plus im zweistelligen Prozentbereich zu vermelden. Innerhalb einer Woche kam es hier zu einem Anstieg von 223.900 auf 260.200 Kontrakte (+16,2 Prozent). Damit erreichte der Optimismus der spekulativen Marktakteure den höchsten Wert seit September 2017. Besonders stark viel die Kauflaune unter großen Terminspekulanten (Non-Commercials) aus. Sie haben ihre Long-Seite nämlich um 23.500 Futures ausgebaut und zugleich ihr Short-Engagement um 8.800 Futures zurückgefahren. Bei deren Netto-Long-Position schlug sich dies in einem Sprung von 204.300 auf 236.600 Futures (+15,8 Prozent) nieder.
Unter kleinen Terminspekulanten (Non-Reportables) tendierte die Long-Seite deutlich stärker nach oben als das Short-Exposure. Bei der Netto-Long-Position machte sich dies in einem Zuwachs von 19.500 auf 23.600 Kontrakte (+21,0 Prozent) bemerkbar. Aufgrund der Entspannungssignale im chinesisch-amerikanischen Handelsstreit könnte der Goldpreis auf kurze Sicht erst einmal in eine technische Korrekturphase übergehen. Angesichts der jüngsten Haussebewegung sollte dies aber nicht überbewertet, sondern als gesunde Konsolidierung interpretiert werden. Nur zur Erinnerung: Seit Anfang Mai hat sich das gelbe Edelmetall in der Spitze um mehr als 150 Dollar verteuert.
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Starke Performance im ersten Halbjahr
Trotz der jüngsten technischen Korrektur kann man dem gelben Edelmetall für die ersten sechs Monate des laufenden Jahres eine starke Performance von 10,2 Prozent attestieren. Mit fast 1.439 Dollar markierte der Krisenschutz im Juni sogar seinen höchsten Stand seit sechs Jahren. Gegenüber dem DAX (+17,4 Prozent) und Dow-Jones (+14,0 Prozent) hatte er dennoch das Nachsehen. Das höhere Aufwärtspotenzial dürfte angesichts der gestiegenen Rezessionsgefahr und der erhöhten Kriegsgefahr im Nahen Osten derzeit aber eher die Krisenwährung Gold bieten, schließlich fehlen ihm zum vor fast acht Jahren markierten Allzeithoch aktuell mehr als 35 Prozent. In einem Punkt haben sich seit dem Jahreswechsel die Verhältnisse aber wieder angeglichen: Mit einem Goldinvestment ist - gemessen an der technischen Kennzahl Volatilität - wieder ein ähnlich hohes Risiko verbunden wie in die 30 Wert umfassende Blue-Chip-Indizes DAX bzw. Dow-Jones. Während nämlich der von der Terminbörse CBOE ermittelte Gold-Volatilitätsindex von Ende Dezember bis Ende Juni von 13,5 auf 16 Prozent angestiegen ist, rutschte sein Pendant auf den Dow-Jones (VXD) im selben Zeitraum von 24,5 auf 15,3 Prozent ab. Eine ähnliche Entwicklung vollzog der VDAX-NEW, der sich im ersten Halbjahr von 23,4 auf 14,7 Prozent ermäßigt hat.
Aus charttechnischer Sicht kann der Goldpreis aus folgenden Gründen weiterhin glänzen. Einige Indikatoren deuten nämlich aktuell auf einen Trendwechsel nach oben hin. Bereits Anfang des Jahres drehte zum Beispiel die langfristige 200-Tage-Linie nach oben und generierte dadurch ein Kaufsignal. Durch die markante Kursrally in den vergangenen Wochen brach das gelbe Edelmetall zudem aus dem seit über sechs Jahren zu beobachtenden Seitwärtstrendkanal nach oben aus. Dabei überwand der Krisenschutz auch die obere Begrenzung des langfristigen Abwärtstrendkanals, der nach dem Allzeithoch im Herbst 2011 eingeschlagen wurde. Oberhalb von 1.400 Dollar, scheint der Rally nun aber die Luft auszugehen. Als "Bullenfalle" dürften sich die jüngsten Kaufsignale erweisen, falls sich die Angst vor einer Rezession in Luft auflösen oder ein Ende der von Donald Trump initiierten Handelskonflikte abzeichnen sollte. Aber auch in diesem Fall dürfte der US-Präsident ein unkalkulierbares Risiko bleiben und somit einen Goldkauf rechtfertigen.