Steil bergauf ging es hingegen mit dem allgemeinen Interesse an Gold-Futures. So kletterte in der Woche zum 11. Januar die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 502.700 auf 546.500 Futures (+8,7 Prozent) und erzielte dadurch das höchste Wochenplus seit zwei Monaten. Besonders stark nachgelassen hat jedoch der Optimismus unter den Großspekulanten (Non-Commercials). Per Saldo stellte sich im Berichtszeitraum bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten ein Rückgang von 237.450 auf 225.100 Kontrakte (-5,2 Prozent) ein. Damit scheint sich an den Terminmärkten die negative Tendenz des Vorjahres weiter fortzusetzen. 2021 war bei dieser Kennzahl nämlich auf Zwölfmonatssicht ein Einbruch um ein Fünftel registriert worden.
Im neuen Jahr haben große Terminspekulanten ihre Long-Seite um 6.500 Kontrakte reduziert und zugleich ihr Short-Exposure um 5.100 Futures aufgestockt, wodurch sich deren Netto-Long-Position innerhalb einer Woche von 211.350 auf 199.700 Futures (-5,5 Prozent) reduziert hat. Kleinspekulanten (Non-Reportables) sind im Berichtszeitraum ebenfalls skeptischer geworden. Ihre Netto-Long-Position hat sich nämlich von 26.100 auf 25.300 Futures (-3,1 Prozent) ermäßigt.
Aus charttechnischer Sicht kann man dem Goldpreis derzeit - trotz deutlich gestiegener US-Renditen - ein hohes Maß an Stabilität attestieren, schließlich hält sich das gelbe Edelmetall komfortabel über der Marke von 1.800 Dollar. Mit dem Überwinden der langfristigen 200-Tage-Linie generierte der Krisenschutz zum Jahresstart ein wichtiges charttechnisches Kaufsignal. Deren Aufwärtstendenz spricht ebenfalls für die positiven Perspektiven des Edelmetalls. In den kommenden Wochen könnte nun ein Ausbruch aus der sich mehr und mehr zuspitzenden Keilformation erfolgen. Um ein weiteres Einstiegssignal zu generieren, müsste allerdings die Hürde von 1.850 Dollar möglichst deutlich übertroffen werden. Bis dahin heißt es erst einmal: Abwarten.
World Gold Council meldet für 2021 massive ETF-Abflüsse
Erstmals seit dem Jahr 2015 meldete der World Gold Council für das vergangene Jahr Gold-Abflüsse. Nachdem 2020 noch rekordhohe Netto-Zuflüsse in Höhe von 873,8 Tonnen registriert wurden, kam es 2021 zu einem regelrechten "Aderlass" im Volumen von 173,3 Tonnen. Nur zur Erinnerung: Seit 2016 fielen die Zuflüsse stets höher als die Abflüsse aus und haben somit die ETF-Bestände um insgesamt mehr als 2.200 Tonnen ansteigen lassen. In den Jahren 2014 (minus 135 Tonnen) und 2015 (minus 112,6 Tonnen) fielen die Abflüsse übrigens geringer als im zurückliegenden Jahr aus. Übertroffen wurde dieser Wert letztmals im Jahr 2013, als per Saldo mehr als 936 Tonnen Gold abgeflossen sind.
Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass ausschließlich eine Region für die negative Tendenz im ETF-Sektor verantwortlich war: Nordamerika. Während nämlich insbesondere US-Investoren ihre ETF-Bestände an Gold um rund 200 Tonnen reduziert haben, gab es in Europa ein marginales Plus in Höhe von 0,7 Tonnen zu vermelden. Einen relativ starken Appetit auf Gold-ETFs konnte man hingegen in Asien ausmachen, wo Gold-Zuflüsse in Höhe von 25,4 Tonnen registriert wurden. Gegenüber dem Vorjahreswert entsprach dies zwar einem dicken Minus von 30 Prozent, in Europa (minus 99,8 Prozent) war jedoch bei den Zuflüssen ein erheblich stärkerer Einbruch zu beobachten.
Mit Blick auf die weitere Entwicklung des Goldpreises könnten höhere Zinsen und ein starker Dollar Gegenwind verursachen, während folgende Aspekte potenziellen Rückenwind auslösen könnten: eine hartnäckige (hohe) Inflation, wachsende Risiken hinsichtlich Covid-19 bzw. Geopolitik sowie eine potenziell robuste Nachfrage aus dem Schmuck- bzw. Notenbanksektor.