Eigentlich können Edelmetall-Investoren aufatmen. Sowohl Gold als auch Silber haben in den vergangenen Wochen ihre Tiefststände hinter sich lassen können und sind nach oben gezogen. Ein Grund zu feiern ist das aber (noch) nicht. Der Anstieg ist mit einigen Fragezeichen verbunden. Die Bullen müssen erst noch beweisen, dass sie es ernst meinen.
Das erste große Fragezeichen betrifft die Minenaktien. Sicher, wenn wir uns den Minen-ETF GDX als Benchmark ansehen, dann ist dieser ebenfalls gestiegen. Rund acht Prozent. Doch bedenkt man, dass der Goldpreis über 100 Dollar vom Tief gutmachen konnte, dann fällt der Anstieg bei den Minen eher bescheiden aus.
Natürlich lastet die Schwäche von Index-Schwergewicht Newmont auf dem GDX. Dennoch: Auch der Rest der Aktien konnte von dem Goldpreisanstieg eher unterproportional profitieren. Wenn wir uns die Geschichte ansehen, so sind die Minenaktien bei einer Trendwende meist vorweggelaufen. Doch die Bullen haben einen Referenzfall auf ihrer Seite: Im Dezember 2015 zog der Goldpreis sein Tief ein und drehte nach oben. Die Schwäche der Minen allerdings zog sich noch bis in den Januar 2016 hinein. Erst Mitte Januar drehten die Minenaktien nach oben und holten den Rückstand zum Goldpreis dann binnen weniger Wochen auf. Dennoch: Das war eher die berühmte Ausnahme von der Regel.
Charttechnik ohne klare Signale
Fragezeichen Nummer 2 ist die Charttechnik. Am besten ist das am Beispiel von Silber zu sehen. Der Silberpreis stürmte von seinem Tief bei 18,18 Dollar los, als wolle er all die Schmerzen, die er Anlegern in den Wochen vorher bereitet hat, innerhalb weniger Tage vergessen machen. Doch beim ersten Widerstandsbereich von 20,70 bis 20,90 Dollar ging dem Silberpreis die Puste aus. Ein Ausbruch blieb versagt.
Natürlich kann dies ein Luftholen sein, um diesen Widerstand im zweiten Anlauf zu überwinden. Dennoch ist aktuell noch etwas Vorsicht geboten. Zumal das Chartbild auch bei Gold alles andere als klar ist. Sicher: Nach einer Rally von rund 120 Dollar benötigt der Goldpreis eine Auszeit. Doch auch Gold scheiterte bislang beim Ausbruchsversuch über 1.800 Dollar. Der wichtigere Bereich rund um 1.850 Dollar wurde noch nicht einmal getestet.
Kurzum: Der Anstieg war ein erster Schritt. Doch bislang können wir ihn lediglich als technische Gegenreaktion, die sicher auch durch die CoT-Daten der US-Regulierungsstelle Commodity Futures Trading Commission ausgelöst worden ist, einstufen. Der große Befreiungsschlag ist es (noch) nicht. Anleger fahren noch eine defensive Strategie und setzen eher auf Münzen und Barren oder Xetra-Gold (WKN: A0S 9GB).