Woche für Woche erfahren die Akteure an den Goldmärkten durch den sogenannten Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission, welche Trends und Stimmungen bei Gold-Futures zu verzeichnen waren.

In dem Update wird beispielsweise veröffentlicht, wie sich gegenüber der Vorwoche das allgemeine Interesse an Gold-Futures entwickelt hat. Ablesbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), wobei ein Gold-Future papiermäßig den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold bewegt.

Besonders aussagekräftig wird der Stimmungsbericht aber vor allem durch die zu beobachtenden Transaktionen diverser Gruppen von Marktakteuren. Diese zeigen nämlich auf, wie sich die Stimmung unter kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) gegenüber der Vorwoche verändert haben und wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

Offene Kontrakte



Besonders kräftig bergauf ging es übrigens mit der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), die sich seit Ende Dezember von 456.500 auf 582.300 Kontrakte (+27,6 Prozent) erhöht hat. Dies entspricht übrigens dem höchsten Wert seit September 2016.

Noch fulminanter entwickelte sich der Optimismus der spekulativen Marktakteure, ablesbar an der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten. Innerhalb von drei Wochen gab es hier einen Anstieg von 149.500 auf 232.500 Futures (+55,5 Prozent) zu beobachten. Die wachsende Zuversicht machte sich sowohl unter Großspekulanten als auch unter Kleinspekulanten bemerkbar.

Große Terminspekulanten haben innerhalb dieses Zeitraums ihr Long-Exposure um mehr als 99.000 Futures nach oben gefahren und dabei die Short-Seite um "lediglich" 23.000 Kontrakte erhöht, was deren Netto-Long-Position einen Zuwachs von 135.900 auf 211.700 Kontrakte (+55,7 Prozent) eingebracht hat. Bei kleinen Terminspekulanten gab es eine ähnliche Entwicklung zu beobachten. Diese schlug sich per Saldo in einem Zuwachs der Netto-Long-Position von 13.500 auf 20.800 Futures (+54,1 Prozent) nieder.

Fazit: Derzeit scheint der traditionelle Krisenschutz Gold gefragter zu sein und besser zu funktionieren als der häufig als "digitales Gold" bezeichnete Bitcoin - sowohl mit Blick auf die Performance als auch wegen dessen niedrigerer Volatilität.

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Rückenwind dank Dollarschwäche



Den positiven Jahresauftakt hatte das gelbe Edelmetall vor allem dem schwachen Dollar und der damit einhergehenden negativen Korrelation zu verdanken. Dies hatte zur Folge, dass sich der Krisenschutz auf Eurobasis seit dem Jahreswechsel kaum bewegt hat. Mittlerweile scheinen auch US-Anleger wieder an dem gelben Edelmetall stark interessiert zu sein. Darauf deuten zumindest die Verkäufe von American-Eagles-Goldmünzen hin. Zur Erinnerung: Mit 302.500 Feinunzen verkaufte die US Mint 2017 erheblich weniger American Eagles als im Vorjahr (983.500 Unzen). Besonders mager fielen im vergangenen Jahr die Umsätze im April und Juni aus, als lediglich jeweils 6.000 Feinunzen ausgeliefert wurden. Im Januar kletterten die Absätze bislang auf 50.500 Feinunzen (Stand: 19. Januar). Damit wurde der durchschnittliche Monatsumsatz des Vorjahres um glatt das Doppelte übertroffen.

Charttechnik



Aus charttechnischer Sicht drehte der Goldpreis unmittelbar vor Erreichen der im Bereich von 1.350 Dollar verlaufenden Widerstandszone nach unten. Im Zuge dieser Entwicklung löste der Timingindikator Relative-Stärke-Index mit dem Verletzen der 70-Prozent-Marke ein Verkaufssignal aus. Anfang September gab es letztmals ein solches Ausstiegssignal zu beobachten. Damals rutschte der Goldpreis innerhalb weniger Wochen um 80 Dollar ab. Die charttechnische Spannung dürfte deutlich steigen, falls der Goldpreis unter 1.300 Dollar fallen sollte. Grund: Im Bereich von 1.290 bzw. 1.275 Dollar verlaufen nämlich derzeit die 100- bzw. 200-Tage-Linie. Deren Verletzen könnte zusätzlichen Verkaufsdruck auslösen.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.