Im wöchentlichen Rhythmus liefert die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission interessante Daten zum aktuellen Marktgeschehen bei Gold-Futures. Diese zeigen auf, welche Transaktionen unter den verschiedenen Gruppen von Marktakteuren auszumachen waren. Dabei erfährt die Öffentlichkeit, wie sich auf Wochensicht das allgemeine Interesse an Gold-Futures entwickelt hat. Dies kommt durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zum Ausdruck. Von erheblichem Interesse sind aber auch die Erkenntnisse, welche Transaktionen kommerzielle Branchenangehörige (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) auf Wochensicht durchgeführt haben. Dies zeigt nämlich auf, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

In der Woche zum 21. Februar ging es mit der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) deutlich bergauf. Innerhalb einer Woche kam es hier zu einem Anstieg von 415.128 auf 427.168 Futures (+2,9 Prozent). Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten war trotz einer erheblichen Uneinigkeit unter großen und kleinen Terminspekulanten ein noch deutlicheres Plus registriert worden. Sie erfuhr nämlich einen Zuwachs von 127.788 auf 139.564 Futures (+9,2 Prozent). Dies stellte den höchsten Stand seit neun Wochen dar.

Doch unter den spekulativen Marktakteuren herrschte zum vierten Mal in Folge keine einheitliche Meinung. Während Großspekulanten im Vergleich zur Vorwoche deutlich optimistischer geworden, wuchs unter den Kleinspekulanten die Skepsis. Großspekulanten haben nämlich ihre Long-Seite (plus 7.400 Kontrakte) markant nach oben gefahren und zugleich ihr Short-Engagement (minus 6.600 Futures) ähnlich stark reduziert. Dies erhöhte deren Netto-Long-Position von 109.752 auf 123.763 Kontrakte (+12,8 Prozent). Kleinspekulanten haben hingegen ihre Netto-Long-Position von 18.036 auf 15.801 Futures (-12,4 Prozent) zurückgefahren. Seit dem Jahreswechsel hat sich hier sogar ein Minus in Höhe von über 30 Prozent eingestellt.

Auf Seite 2: Gold will einfach nicht korrigieren





Obwohl der Dow Jones im Februar ein neues Allzeithoch markiert hat und der DAX auf den höchsten Stand seit fast zwei Jahren anzog, bleibt der Krisenschutz Gold weiterhin sehr gefragt. Angesichts der weltweit zu beobachtenden politischen Unsicherheiten - vor allem in Europa und in den USA - scheint dieser Reflex sehr gut nachvollziehbar zu sein. In einem Interview meldete sich Alan Greenspan zu Wort und meinte, dass die Probleme der EZB erheblich größer seien als die der Fed. Außerdem habe er gravierende Bedenken hinsichtlich der Zukunft des Euro. Sein Fazit lautet: "Die Eurozone funktioniert nicht." Auch unter deutschen Anlegern scheint diese Ansicht verstärkt um sich zu greifen. Einen guten Beleg für diese These liefert das verstärkte Investoreninteresse an Xetra-Gold.

Im Februar beliefen sich dessen Goldbestände auf ein Rekordhoch von fast 160 Tonnen, wovon über 148 Tonnen physisch hinterlegt waren und über 11 Tonnen als Buchgold geführt wurden. Zur Erinnerung: Anfang des Jahres lag der Gesamtbestand von Xetra-Gold bei lediglich 117,6 Tonnen. Der diesjährige Nachfrageboom war vor allem auf institutionelle Investoren zurückzuführen, die in der Finanzwelt auch häufig als "smart money" bezeichnet werden. Besonders interessant wird Xetra-Gold vor allem durch den Umstand, dass Gewinne aus der Veräußerung oder Einlösung von Xetra-Gold nach einer Mindesthaltedauer von einem Jahr steuerfrei sind. Damit wird das mit einem Lieferanspruch ausgestattete Wertpapier steuerrechtlich aus steuerlicher Sicht wie ein Investment in Goldbarren oder Goldmünzen behandelt.

Auch in den USA haben Anleger wieder verstärkt Gefallen an Gold gefunden. So hat sich zum Beispiel beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares seit Ende Dezember die gehaltene Goldmenge von 822,17 auf 841,17 Tonnen erholt. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass nach dem Wahlsieg von Donald Trump ein heftiger "Aderlass" von über 955 Tonnen auf zeitweise weniger als 800 Tonnen zu beklagen war. Während die Aktienmärkte derzeit alles andere als von Skepsis gekennzeichnet sind, deuten die Goldmärkte darauf hin, dass in der Finanzwelt einiges im Argen zu liegen scheint.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.