Goldpreis: Die Profis setzen wieder auf steigende Kurse
· Börse Online RedaktionIm wöchentlichen Abstand informiert die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) über die aktuelle Entwicklung der Futures-Positionen an den Terminmärkten. Dieser Stimmungsbericht zeigt bei Gold-Futures auf, welche Gruppe von Marktakteuren optimistischer, welche skeptischer und welche pessimistischer geworden ist. Außerdem zeigt der sogenannte "Commitments of Traders-Report" auf, wie sich auf Wochensicht das allgemeine Interesse an Gold-Futures entwickelt hat. Dies kommt vor allem durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zum Ausdruck. Welche Transaktionen kommerzielle Branchenangehörige (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) getätigt haben, sind für die Akteure an den Goldmärkten allerdings besonders interessant, da sie daraus deren aktuelle Markterwartung sehr gut ableiten können.
In der Woche zum 23. Mai hat - erstmals seit drei Wochen - der Optimismus der spekulativen Marktakteure wieder zugenommen. Laut dem am Freitagabend veröffentlichten Update der CFTC war auch beim allgemeinen Interesse an Gold-Futures ein starker Anstieg registriert worden. So hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) innerhalb einer Woche von 435.021 auf 462.572 Futures (+6,3 Prozent) signifikant erhöht. Wichtig dabei: Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten war ein markanter Anstieg von 142.859 auf 174.291 Futures (+22,0 Prozent) zu beobachten. Diese ausgesprochen positive Tendenz war aber vor allem auf große Terminspekulanten (Non-Commercials) zurückzuführen. Sie haben nämlich ihre Long-Seite um ungefähr 20.000 Kontrakte aufgestockt und zugleich ihr Short-Engagement um fast 13.000 Futures reduziert. Dies schlug sich in einer von 126.724 auf 159.767 Kontrakte (+26,1 Prozent) gestiegenen Netto-Long-Position nieder. Kleinspekulanten sind im Berichtszeitraum hingegen skeptischer geworden und haben ihre Netto-Long-Position von 16.135 auf 14.524 Futures (-10,0 Prozent) zurückgefahren.
Blackrock größer Einzelinvestor von weltgrößtem Gold-ETF
Mitte Mai lieferte eine andere Aufsichtsbehörde ebenfalls interessante Daten zum Goldmarkt. Einmal pro Quartal informiert die US-Aufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) über die aktuellen Beteiligungsquoten institutioneller Investoren bei US-Unternehmen sowie ETFs wie dem SPDR Gold Shares, der weltweit am meisten Gold "gebunkert" hat. Besonders interessant: Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock hält mit über 17 Millionen Anteilen mit großem Abstand den größten "Goldklumpen", gefolgt von Morgan Stanley, Bank of America und First Eagle Investment mit allesamt mehr als fünf Millionen ETFs.
Im Vergleich zum Stand von Ende Dezember haben zwei US-Investmentbanken ihr Goldengagement beim SPDR Gold Shares kräftig aufgestockt. Dabei handelte es sich um Morgan Stanley (+20,5 Prozent auf 5,38 Millionen) und JPMorgan Chase (+115 Prozent auf 4,53 Millionen). Mitunter herbe Abflüsse waren bei Bank of America (-32,1 Prozent auf 5,37 Millionen), UBS Group (-65,7 Prozent auf 3,41 Millionen) und Goldman Sachs (-28,3 Prozent auf 1,79 Millionen) registriert worden. Grundsätzlich scheinen institutionelle Investoren in Gold weiterhin unterrepräsentiert zu sein. Dies veranschaulicht vor allem folgendes exemplarisches Beispiel: Während der weltgrößte US-Vermögensverwalter Blackrock Ende März mit einem Betrag von über zwei Milliarden Dollar beim SPDR Gold Shares investiert war, hatte seine Beteiligung an Apple - wo er als zweitgrößter Einzelinvestor geführt wurde - zum selben Zeitpunkt einen Marktwert von über 48 Milliarden Dollar. Von einem Klumpenrisiko in Gold kann man vor diesem Hintergrund wohl eher nicht sprechen.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.