Nachgelassen hat auch das allgemeine Interesse an Gold-Futures. In der Woche zum 4. Januar stellte sich nämlich bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ein Rückgang von 508.900 auf 502.700 Futures (-1,2 Prozent) ein. Zum Jahresauftakt war sowohl unter Großspekulanten (Non-Commercials) als auch unter Kleinspekulanten (Non-Reportables) eine wachsende Skepsis registriert geworden. Summa summarum hat sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten innerhalb einer Woche von 245.700 auf 237.450 Kontrakte (-3,3 Prozent) reduziert. Besonders interessant: Trotz der eingetrübten Stimmung erzielte der Goldpreis im Berichtszeitraum (28.12.21 bis 04.01.22) ein leichtes Wochenplus von 0,5 Prozent.
Der nachlassende Optimismus großer Terminspekulanten war auf den Umstand zurückzuführen, dass die Long-Seite (minus 7.300 Kontrakte) stärker zurückgefahren wurde als das Short-Exposure (minus 5.500 Futures). Dadurch reduzierte sich deren Netto-Long-Position auf Wochensicht von 213.150 auf 211.350 Futures (-0,8 Prozent), während unter den Kleinspekulanten ein deutlich stärkerer Einbruch von 32.500 auf 26.100 Futures (-19,7 Prozent) registriert worden war. Damit sank der Optimismus dieser Spezies von Terminspekulanten auf den niedrigsten Wert seit zwei Monaten.
Für Ernüchterung sorgte das in der vergangenen Woche veröffentlichte Fed-Protokoll, da sich einige US-Notenbanker für ein rascheres Anheben der Leitzinsen sowie ein stärker als bislang erwartetes Zurückfahren der Anleihekäufe ausgesprochen haben. Mittlerweile halten zum Beispiel die Analysten von Goldman Sachs, JPMorgan Chase und Deutsche Bank sogar vier Zinsschritte nach oben für möglich. Das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group zeigt derzeit eine Wahrscheinlichkeit von fast 90 Prozent an, dass wir bereits im März höhere Zinsen als heute sehen werden, nachdem vor einem Monat hier lediglich ein Wert von sieben Prozent angezeigt worden war.
Hartnäckiger Kampf um 200-Tage-Linie
Zum Start ins neue Handelsjahr kann man dem gelben Edelmetall aus charttechnischer Sicht eine relativ richtungslose Tendenz attestieren. Mit dem jüngsten Sprung über die Marke von 1.800 Dollar wurde nun ein Kaufsignal ausgelöst, weil dadurch ein Überwinden der langfristigen 200-Tage-Linie verbunden war. Doch in den vergangenen Monaten folgte darauf kein nachhaltiger Trendwechsel nach oben. Hoffnung macht jedoch das Drehen dieser Durchschnittslinie gen Norden. In der Chartlehre gilt ein solches Ereignis stets als langfristiges Trendwechselsignal. Ein weiteres Kaufsignal entstünde, falls die im Bereich von 1.830 Dollar verlaufende Widerstandszone signifikant überwunden wird. Doch die nächste charttechnische Hürde würde dann bei 1.860 Dollar warten. Bei deren Überwinden würde sich die Stimmung aber auch aus einem anderen Grund aufhellen, da der Krisenschutz dann aus der seit über einem Jahr gebildeten Keil-Formation nach oben ausgebrochen wäre. Mit Blick nach unten sollte der Goldpreis aber auf keinen Fall deutlich unter die Marke von 1.700 Dollar fallen. Hier verläuft nämlich ein massiver charttechnischer Boden, der bis ins Frühjahr 2020 bzw. März vergangenen Jahres zurückreicht. Angesichts der wenig soliden Entwicklung der meisten Staatshaushalte und der zahlreichen Risiken unterschiedlichster Art, kann man die Wahrscheinlichkeit einer starken Goldpreisschwäche derzeit als relativ gering einstufen.
Ein echtes Highlight stellt derzeit der aktuelle Blick auf die Entwicklung wichtiger Timingindikatoren dar. Nachdem das Pendel der Charttechnik-Website Tradingview in der der Vorwoche auf "Kauf" stand, wechselte es nun auf "Starker Kauf". Von den insgesamt 26 Parametern legen gegenwärtig einer das "Verkaufen" (Vorwoche: 2), acht das "Halten" (Vorwoche: 9) und 17 das "Kaufen" (Vorwoche: 15) von Gold nahe.