Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien bereits Mitte Dezember 2015.

Prof. Max Otte, Fondsmanager

1) Der Goldpreis ist Ende November auf den tiefsten Stand seit knapp sechs Jahren gefallen. Ist die Talsohle nun erreicht?


Das ist schwer zu sagen. Eigentlich müsste der Goldpreis viel höher sein. Wir sind daher langfristig sehr bullish. Allerdings wird der Goldpreis durch Maßnahmen wie die mögliche Bargeldabschaffung oder Marginalisierung sowie Regulierungsmaßnahmen künstlich niedrig gehalten.

Eigentlich müsste der Goldpreis viel höher sein. Wir sind daher langfristig sehr bullish.
Prof. Max Otte, Fondsmanager.


2) Wie könnte sich eine Zinserhöhung in den USA auf den Goldpreis auswirken?


Das könnte den Goldpreis noch weiter drücken. Es sei denn, das war der Auslöser zum Systemkollaps. Dann explodiert der Goldpreis.

3) Welche Anlageklasse sollten Goldanleger bevorzugen: Goldminenaktien, Fonds, ETFs, Derivate oder physisches Gold?


Angesichts der geopolitischen Risiken: ganz klar physisch.

4) Wie hoch sollte der Anteil von Gold im Depot sein?


Zehn bis 30 Prozent. Aber selbst ausgewiesenen Goldfans kann ich nicht mehr als 30 Prozent empfehlen, weil bei einer Bargeldabschaffung Gold genauso gefährdet ist.

5) Wo steht der Goldpreis Ende 2016?


Siehe Antwort 1).

Auf Seite 2: Robert Halver, Kapitalmarktexperte der Baader Bank





Robert Halver, Kapitalmarktexperte der Baader Bank



1) Der Goldpreis ist Ende November auf den tiefsten Stand seit knapp sechs Jahren gefallen. Ist die Talsohle nun erreicht?


Grundsätzlich verfügt keine andere Anlageklasse theoretisch über mehr Argumente für steigende Preise als Gold. Gold schreit geradezu nach deutlich höheren Preisen. Doch die Praxis sieht völlig anders aus. Das Edelmetall krebst um 1050 US-Dollar pro Feinunze herum und ist damit auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2010 gefallen. Von seinem Hochstand im Jahr 2011 von 1900 US-Dollar ist es unerreichbar entfernt. Goldpreise auch knapp unter 1000 US-Dollar sind zwischenzeitlich möglich. Dann sollte der Boden aber erreicht sein.

2) Wie könnte sich eine Zinserhöhung in den USA auf den Goldpreis auswirken?


Goldanleger brauchen Frau Yellen nicht wirklich zu fürchten. Kein Anleger muss eine Zinserhöhungspolitik der Fed mit Schaum vor dem Mund wie zwischen 2004 und 2006 befürchten. Damals hatte man mit einem Anstieg von einem auf 5,25 Prozent nicht nur die ungeliebte Immobilienblase wie eine Schmeißfliege auf der Vase zerschlagen, sondern die Vase gleich mit: Die US- und Weltkonjunktur durchlebten einen dramatischen Polterabend. Diesen erneuten Leitzinsschock darf und wird Fed-Chefin Yellen nicht begehen. Ansonsten kommt sie ins Heim.

Goldanleger brauchen Frau Yellen nicht wirklich zu fürchten.
Robert Halver, Kapitalmarktexperte der Baader Bank.


3) Welche Anlageklasse sollten Gold-Anleger bevorzugen: Goldminenaktien, Fonds, ETFs, Derivate oder physisches Gold?


Wenn Anleger Gold zur Absicherung gegen längerfristige Systemrisiken erwerben, macht es grundsätzlich Sinn, auch bei der konkreten Anlageform auf Nummer sicher zu gehen, also die physische Form zu wählen. Daneben kann man auch auf den kurzfristigen Preis von Gold spekulieren. Hierzu bietet die Finanzindustrie viele sinnvolle Produkte an, die die Wertentwicklung des Goldes 1:1 nachbilden, hebeln oder absichern, ohne die für physische Produkte höheren Aufschläge auf den Kaufpreis bezahlen zu müssen. Hierzu gehören u.a. auch Gold-ETCs, also Inhaberschuldverschreibungen, die zumeist mit physischen Goldbeständen besichert sind. Vor diesem Hintergrund haben diese Produkte sogar einen Vorteil gegenüber Goldminenaktien bzw. -fonds. Denn bei diesen kommen die typischen Risiken einer Aktie hinzu. Arbeitet z.B. das Unternehmensmanagement vernünftig? Betreibt es eine vernünftige Förderpolitik? Zu welchen Goldpreisen hat es sich abgesichert? Gibt es standortpolitische Handicaps wie z.B. Streiks oder politische Unruhen? Tatsächlich entwickelt sich der US-Goldminenindex schlechter als der Goldpreis auf US-Dollar-Basis.

4) Wie hoch sollte der Anteil von Gold im Depot sein?


Einen Anteil in Gold von etwa zehn Prozent des Vermögens halte ich für sinnvoll.

5) Wo steht der Goldpreis Ende 2016?


Aufgrund der geldpolitischen Drückung wird Gold auch 2016 keine massive Kursbefestigung wie zwischen 2008 bis 2012 erleben können, obwohl sie fundamental zu 100.000 Prozent berechtigt wäre: Das bisherige Kurshoch von 1900 US-Dollar im Jahr 2011 müsste eigentlich dramatisch übertroffen werden. Doch die geldpolitische Allmacht verhindert dieses Preispotenzial. Ende 2016 dürfte der Goldpreis ungefähr auf dem heutigen Niveau notieren, also bei 1150 US-Dollar.

Auf Seite 3: Philipp Vorndran, Kapitalmarktexperte der Flossbach von Storch AG





Philipp Vorndran, Kapitalmarktexperte der Flossbach von Storch AG

1) Der Goldpreis ist Ende November auf den tiefsten Stand seit knapp sechs Jahren gefallen. Ist die Talsohle nun erreicht?


Das mit dem Tiefstand stimmt für den Goldpreis in US-Dollar; in Euro gemessen liegt er für 2015 noch immer im Plus und auch deutlich über seinem Sechs-Jahres-Tief. Für uns ist die Veränderung der Volumina der globalen Gold-ETFs ein guter Indikator für die Stimmung am Goldmarkt. Aktuell ist hier ist noch keine Trendwende zum Positiven ablesbar. Aber: Ein Großteil des spekulativen Geldes hat den Goldmarkt inzwischen auch verlassen. Das ist mittelfristig sicher kein schlechtes Zeichen.

2) Wie könnte sich eine Zinserhöhung in den USA auf den Goldpreis auswirken?


Wenn die Zinserhöhung zu einem festeren US-Dollar führen würde, wäre das sicher eine Belastung für den US-Dollar-Goldpreis

3) Welche Anlageklasse sollten Goldanleger bevorzugen: Goldminenaktien, Fonds, ETFs, Derivate oder physisches Gold?


Für uns ist Gold die ultimative Währung. Deshalb bleibt das physische Gold ohne Gegenparteirisiko die erste Wahl.

Für uns ist Gold die ultimative Währung. Deshalb bleibt das physische Gold die erste Wahl.
Philipp Vorndran, Kapitalmarktexperte der Flossbach von Storch AG.


4) Wie hoch sollte der Anteil von Gold im Depot sein?


Dafür gibt es keine allgemeingültige Antwort. Eine Quote von fünf bis zehn Prozent erscheint mir sinnvoll.

5) Wo steht der Goldpreis Ende 2016?


Leider verfügen wir nicht über eine Kristallkugel und können deshalb keine Punktprognosen abgeben.

Auf Seite 4: Thorsten Polleit, Chefökonom der Degussa Goldhandel





Thorsten Polleit, Chefökonom der Degussa Goldhandel

1) Der Goldpreis ist Ende November auf den tiefsten Stand seit knapp sechs Jahren gefallen. Ist die Talsohle nun erreicht?


Es gibt eine Reihe von Faktoren, die nahelegen, dass der Goldpreis nicht teuer, sondern eher billig ist. Das gilt insbesondere auch vor dem Hintergrund der Probleme in der internationalen Kredit- und Geldarchitektur. Das kurzfristige Auf und Ab der Preise lässt sich nicht verlässlich vorhersehen. Einiges jedoch spricht dafür, dass man auf der Talsohle angekommen sein könnte.

2) Wie könnte sich eine Zinserhöhung in den USA auf den Goldpreis auswirken?


Grundsätzlich gilt: Steigen die Zinsen, wird das Halten von Gold teurer. Ich erwarte jedoch nicht, dass die Zinsen nennenswert steigen, weder in den USA noch hierzulande. Setzt sich diese Erkenntnis durch, sollte das die Preise unterstützen.

3) Welche Anlageklasse sollten Goldanleger bevorzugen: Goldminenaktien, Fonds, ETFs, Derivate oder physisches Gold?


Das kommt darauf an. Langfristig orientierte Anleger sollten physisches Gold halten. Wer kurzfristig handeln will, der kann auf ETFs zurückgreifen. Goldminenaktien und Gold sind etwas ganz unterschiedliches: Bei Goldminenaktien geht der Anleger ein unternehmerisches Risiko ein; physisches Gold hat derartige Ausfallrisiken nicht. Gold ist eine Währung, das ultimative Zahlungsmittel.

4) Wie hoch sollte der Anteil von Gold im Depot sein?


Wer liquide Mittel und Kasse hält, sollte erwägen, einen Teil davon in Gold zu halten. Gold ist zudem eine wirksame Impfung gegen den Wertverfall des ungedeckten Papiergeldes. Letztere kommen und gehen. Gold bleibt.

Gold ist eine wirksame Impfung gegen den Wertverfall des ungedeckten Papiergeldes.
Thorsten Polleit, Chefökonom der Degussa Goldhandel.


5) Wo steht der Goldpreis Ende 2016?


Wenn ich das nur wüsste. Meine vorsichtige Einschätzung: höher als heute.

Auf Seite 5: Dr. Dora Borbély, Rohstoffexpertin der DekaBank





Dr. Dora Borbély, Rohstoffexpertin der DekaBank

1) Der Goldpreis ist Ende November auf den tiefsten Stand seit knapp sechs Jahren gefallen. Ist die Talsohle nun erreicht?


Nein, wir rechnen mit einem weiteren leichten Abwärtstrend des Goldpreises. Solange die Weltwirtschaft moderat wächst, starke Inflation nicht in Sicht ist und die Finanzmarktteilnehmer risikofreudig bleiben, dürfte Gold in US-Dollar weiter geringfügig an Wert verlieren.

Wir rechnen mit einem weiteren leichten Abwärtstrend des Goldpreises.
Dr. Dora Borbély, Rohstoffexpertin der DekaBank.


2) Wie könnte sich eine Zinserhöhung in den USA auf den Goldpreis auswirken?


Grundsätzlich können Zinserhöhungen den Goldpreis belasten, weil die zinslose Goldanlage relativ an Attraktivität verliert. Dies stützt ebenfalls unsere Prognose der leichten Abwärtsbewegung des Goldpreises in den kommenden Quartalen. Wir rechnen allerdings nicht damit, dass der Goldpreis einbricht, wenn die Fed tatsächlich wieder an der Zinsschraube dreht, denn dies wird für die Finanzmärkte alles andere als überraschend kommen.

3) Welche Anlageklasse sollten Goldanleger bevorzugen: Goldminenaktien, Fonds, ETFs, Derivate oder physisches Gold?


Der Goldpreis hat unter Schwankungen über eine lange Zeitspanne gerechnet die Inflation ausgeglichen - mehr aber auch nicht. Denn laufende Erträge gibt es nicht (keine Zinsen, keine Dividenden). Für den sicherheitsorientieren Anleger ist nichts gegen die Beimischung von Gold in einem ausgewogenen Portfolio einzuwenden. Es ist aber wenig sinnvoll, größere Vermögensbestandteile in Gold anzulegen. Deckt man Gold über Aktien von Goldminenunternehmen ab, muss man bedenken, dass diese zum Teil stärker durch unternehmensspezifische als durch rohstoffmarktspezifische Faktoren beeinflusst werden. Physisches Gold zu halten bietet zwar den Vorteil des "Anfassen Könnens", ist allerdings i.d. R. mit Lagerkosten verbunden. Physisch hinterlegte ETCs haben den Vorteil, dass das Emittentenrisiko minimiert wird.

4) Wie hoch sollte der Anteil von Gold im Depot sein?


Das hängt in besonderem Maße vom individuellen Sicherheitsbedürfnis ab. Unter rationalen Gesichtspunkten wie dem Diversifikationseffekt sollte Gold aber nur einen einstelligen Prozentsatz als Anteil im Portfolio ausmachen.

5) Wo steht der Goldpreis Ende 2016?


Unter der Annahme, dass die Weltwirtschaft sich solide weiterentwickelt und die Inflationsraten global kaum ansteigen, rechnen wir mit einem Goldpreis Ende 2016 im Bereich von 950 US-Dollar je Feinunze.



Auf Seite 6: Alexander Zumpfe, Edelmetallhändler bei Heraeus





Alexander Zumpfe, Edelmetallhändler bei Heraeus

1) Der Goldpreis ist Ende November auf den tiefsten Stand seit knapp sechs Jahren gefallen. Ist die Talsohle nun erreicht?


Das hängt maßgeblich davon ab, wie es mit der US-Geldpolitik weitergeht. Sollte die erwartete Straffung moderat ausfallen, wird sich auch der Goldpreis stabilisieren. In diesem Fall gehen wir in der Tat davon aus, dass die Talsohle erreicht ist.

2) Wie könnte sich eine Zinserhöhung in den USA auf den Goldpreis auswirken?


Höhere Zinsen - oder genauer, die Erwartung höherer Zinsen - belastet den Goldpreis. Die Opportunitätskosten, also die Kosten für das Halten von Gold, steigen und machen das Metall, das selbst keine Zinsen zahlt, für Anleger uninteressanter. Hinzu kommt, dass andere Anlageformen in Zeiten steigender Zinsen attraktiver sind. Allerdings ist die Zinserhöhung in den USA inzwischen in den Kursen weitgehend berücksichtigt.

3) Welche Anlageklasse sollten Goldanleger bevorzugen: Goldminenaktien, Fonds, ETFs, Derivate oder physisches Gold?


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4) Wie hoch sollte der Anteil von Gold im Depot sein?


Der Anteil von Gold am Depot hängt grundsätzlich von Risiko- und Anlageprofil des Investors ab. Eine Beimischung in Höhe von 10 Prozent kann sinnvoll sein, um das Gesamtportfolio gegen Schwankungen abzusichern. Traditionell ist Gold - gegebenenfalls abgesehen von Derivaten - eine langfristige Anlage. Kurzfristig kann es zu starken Schwankungen kommen. In Zeiten von Finanzkrisen oder geopolitischen Unsicherheiten entwickelt sich das Edelmetall jedoch häufig antizyklisch.

Eine Beimischung in Höhe von 10 Prozent kann sinnvoll sein, um das Gesamtportfolio gegen Schwankungen abzusichern.
Alexander Zumpfe, Edelmetallhändler bei Heraeus.


5) Wo steht der Goldpreis Ende 2016?


Wir gehen davon aus, dass sich der Goldpreis im kommenden Jahr stabilisiert und zum Jahresende 2016 um 1.100 Dollar je Unze handeln wird. Für Anleger im Euroraum sollte die Betrachtung der Kursentwicklung in Euro eine wichtiger Rolle spielen. Im Hinblick auf die weiterhin expansive Geldpolitik der EZB rechnen wir mit einem fortgesetzt schwachen Eurokurs, was für Preise von wieder deutlich über € 1.000/oz sprechen würde.