Der Vermögensverwalter Incrementum prognostiziert in seinem viel beachteten Report einen Goldpreis von mindestens 4.800 Dollar am Ende des Jahrzehnts. Von Jörn Kränicke, Euro am Sonntag
Schon zum 14. Mal haben die Fondsmanager Ronald-Peter Stöferle und Mark Valek vom Vermögensverwalter Incrementum aus Liechtenstein den "In Gold We Trust"-Report veröffentlicht. Die über 300 Seiten starke Studie zählt weltweit zu den am meisten gelesenen Goldreports. Die Ausgabe des vorigen Jahres wurde insgesamt mehr als 1,8 Millionen Mal aus dem Internet heruntergeladen.
Im laufenden Jahr gehörte Gold bisher zu den gefragtesten Anlageformen, sogar schon vor der Corona-Krise. Börsengehandelte Indexprodukte auf Gold verzeichneten Rekordzuflüsse. Das Edelmetall hat den Aktienmarkt 2020 hinter sich gelassen, es erfüllte im Zuge der Pandemie die Rolle als Depotabsicherung und konnte die herben Verluste am Aktienmarkt ausgleichen. "Auch die Eigenschaft als Rezessions-Hedge hat Gold einmal mehr unter Beweis gestellt", so die Studienautoren.
Die Fondsmanager sehen in der Pandemie den Brandbeschleuniger einer überfälligen Rezession. "Wir durchleben die ausgeprägteste wirtschaftliche Kontraktion seit 90 Jahren", schreibt das Duo. Die schuldeninduzierte Expansion in den USA habe sich seit Ende 2018 abgekühlt. Sie hätten bereits im Vorjahr vor den sich verdunkelnden Rezessionswolken gewarnt. In Gold gemessen habe der US-Aktienmarkt seinen Höchststand schon vor mehr als 18 Monaten erreicht.
Rolle als Reservewährung
Nach Einschätzung der Autoren werden die Zentralbanken zu immer extremeren Mitteln greifen, um trotzdem ein steigendes Preisniveau zu erzwingen. Auch Maßnahmen wie Helikoptergeld würden, zusätzlich zu Kaufprogrammen und niedrigen Zinsen, früher oder später implementiert werden. "Eine engere Verschränkung von Geld- und Fiskalpolitik scheint wahrscheinlich", schreiben Stöferle und Valek. Die Realzinsen blieben daher auf lange Sicht negativ, was für weitere Goldpreisanstiege ein hervorragendes Fundament bieten sollte. In einem mittelfristig inflationären Umfeld reüssierten neben Gold auch Silber und Minenaktien.
"Die fiskalischen Stimuli in schier unvorstellbaren Dimensionen bergen die Gefahr, die Schuldentragfähigkeit vieler Länder zu überfordern", meinen die Fondsmanager. Staatsanleihen würden als sicherer Hafen zunehmend infrage gestellt. "Gold könnte vermehrt diese Rolle einnehmen", so die Autoren. Daher erwarten sie in der angebrochenen Dekade richtungsweisende währungs- und geopolitische Umbrüche. "Gold wird in der neuen währungspolitischen Ordnung als staatenlose Reservewährung wieder eine bedeutende Rolle spielen. Die Frage lautet daher nicht, ob der Goldpreis in US-Dollar ein neues Allzeithoch erreichen wird, sondern, wie hoch dieses ausfallen wird."
Edelmetall oder Aktien
Die Autoren sind davon überzeugt, dass sich Gold im Lauf dieser Dekade als ertragreiche Anlage erweisen und für Stabilität und Sicherheit im Depot sorgen wird. Ihr Bewertungsmodell erwartet bei konservativer Kalibrierung einen Goldpreis von 4.800 US-Dollar am Ende der Dekade. Sollte sich das Geldmengenwachstum ähnlich inflationär wie in den 1970er-Jahren entwickeln, ist laut Modell bis 2030 gar ein Goldpreis von 8.900 US-Dollar denkbar.
Mit dem von der Deutschen Börse aufgelegten Xetra-Gold (ISIN: DE 000 A0S 9GB 0) können Anleger ins Edelmetall investieren, der physisch hinterlegte ETC bildet den Preis eins zu eins ab. Wer auf Minenaktien setzen will, kann zu einem ETF greifen.
Minenaktien: im Paket Der ETF folgt dem NYSE Arca Gold Bugs Index, der Aktien von rund 20 Goldproduzenten enthält. Minenaktien gelten als Goldinvestment mit Hebel, etwas Risikofreude ist nötig.