Nur zur Erinnerung: Am 9. August stürzte der Gold-Future binnen weniger Minuten in der Spitze um rund fünf Prozent ab und markierte damit ein neues Viermonatstief. An den Terminmärkten hat dies zu massiven Verwerfungen geführt, was sich sehr gut an dem am Freitagabend veröffentlichten Commitments-of-Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) ablesen lässt. Beim allgemeinen Interesse an Gold-Futures fiel das Minus relativ moderat aus. So hat sich in der Woche zum 10. August die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 485.700 auf 477.200 Futures (-1,7 Prozent) lediglich leicht reduziert. Massiver Verkaufsdruck gab es hingegen sowohl unter großen Terminspekulanten (Non-Commercials) als auch unter Kleinspekulanten (Non-Reportables) zu vermelden. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) dieser spekulativen Marktakteure führte dies zu einem Einbruch von 231.300 auf 195.600 Kontrakte (-15,4 Prozent). Dies stellte den stärksten prozentualen Rückgang seit Mai 2019 dar.

Vor allem große Terminspekulanten haben im Berichtszeitraum besonders stark auf einen fallenden Goldpreis gewettet und ihr Short-Engagement um mehr als 32.000 Futures verstärkt. Zugleich haben sie ihre Long-Seite um über 4.100 Kontrakte zurückgefahren. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 196.300 auf 168.400 Futures (-14,2 Prozent) stark reduziert. Noch stärker ausgeprägt war der Verkaufsdruck unter den Kleinspekulanten. Deren Netto-Long-Position hat sich nämlich innerhalb einer Woche von 34.950 auf 27.200 Futures (-22,2 Prozent) ermäßigt. Mittlerweile dürfte sich die extrem negative Stimmung aber wieder beruhigt haben, schließlich bewegt sich der Goldpreis - nach dem am 9. August erfolgten temporären Absacker unter die Marke von 1.700 Dollar - nun wieder in Richtung 1.800 Dollar.

Goldpreis: Starker Rebound nach Flash-Crash


Wie bei Flash-Crashs häufig zu beobachten, fiel die nachfolgende Erholung relativ heftig aus. In der Spitze hat sich der Goldpreis von seinem Viermonatstief wieder um mehr als 100 Dollar erholt. Dadurch erwies sich die charttechnische Unterstützung bei 1.680 Dollar als tragfähiger Boden. Mit dem jüngsten Kurssprung über 1.780 Dollar wurde eine noch stärker ausgeprägte Unterstützungszone zurückerobert. Deren erfolgreiche Verteidigung hat nun höchste Priorität. Etwas skeptisch stimmt jedoch der Blick auf die langfristige 200-Tage-Linie. Sie befindet sich derzeit im Sinkflug, was in der Chartlehre als negativer Begleitumstand angesehen wird. Aktuell verläuft die Durchschnittslinie bei 1.812 Dollar. Ihr Überwinden würde ein charttechnisches Kaufsignal auslösen und dadurch das Marktsentiment erheblich aufhellen. Ein Trendwechselsignal entstünde, falls die Linie nach oben drehen würde, was auf die Schnelle allerdings relativ schwierig werden dürfte.

Nach dem vor etwas mehr als zwölf Monaten markierten Rekordhoch von über 2.060 Dollar wechselte der Goldpreis vom Aufwärts- in einen Seitwärtsmodus. Trotz der jüngsten Erholung bewegt er sich näher an der unteren Trendbegrenzung als an der oberen. Somit eröffnet sich in der aktuellen Marktphase für das gelbe Edelmetall erhebliches Nachholpotenzial. Für Gold spricht derzeit aber auch dessen relativ niedrige Kursschwankungsintensität (Volatilität). Trotz der jüngsten Kursturbulenzen gilt nämlich unter finanzmathematischen Aspekten der Kauf von Gold als weniger riskant als ein Investment in den S&P-500-Index, schließlich unterschreitet der CBOE-Goldvolatilitätsindex mit 15,6 Prozent sein Pendant auf den S&P-500 (VIX), der sich aktuell bei 16,1 Prozent bewegt.

Mit Blick auf die technischen Indikatoren kann man dem Goldpreis ein leicht verbessertes Marktsentiment attestieren. Auf der Website Tradingview steht das Pendel aktuell auf "Neutral " (Vorwoche: "Verkaufen"). Von den insgesamt 26 Parametern legen derzeit sieben das "Verkaufen" (Vorwoche: 14), zehn das "Halten" (Vorwoche: 9) und neun das "Kaufen" (Vorwoche: 3) von Gold nahe.