Diese "Quintessenz" konnte man aus dem am Freitagabend veröffentlichten Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission ziehen. Praktisch unverändert zeigte sich in der Woche zum 7. September das allgemeine Interesse an Gold-Futures, wo bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ein marginaler Rückgang von 507.100 auf 506.800 Futures (-0,1 Prozent) registriert worden war. Weil die Skepsis der Großspekulanten ausgeprägter war als die wachsende Zuversicht der Kleinspekulanten, stellte sich bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) aller spekulativen Marktakteure per Saldo ein Wochenminus von 240.500 auf 235.800 Kontrakte (-2,0 Prozent) ein.

Bei Großspekulanten (Non-Commercials) war im Berichtszeitraum ein Rückgang des Long-Engagements um fast 5.000 Futures und ein Aufstocken der Short-Seite um über 5.500 Kontrakte beobachtet worden. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 216.650 auf 206.000 Futures (-4,8 Prozent) massiv reduziert. Teilweise kompensiert wurde dieser Verkaufsdruck durch die Transaktionen der Kleinspekulanten (Non-Reportables). Ihre Netto-Long-Position hat sich nämlich vor allem durch das massive Hochfahren der Long-Seite (plus 5.700 Kontrakte) von 23.960 auf 29.800 Futures (+24,4 Prozent) kräftig erhöht. Obwohl sich der Goldpreis seit fünf Handelstagen in einer Handelsspanne von lediglich 23 Dollar bewegt, stellt sich die Gesamtlage ausgesprochen spannend dar, schließlich pendelt das gelbe Edelmetall derzeit um die relativ wichtige langfristige 200-Tage-Linie.

EZB will Anleihekäufe zurückfahren


Am vergangenen Donnerstag überraschte die Europäische Zentralbank die Akteure an den Finanzmärkten mit der Ankündigung, ab dem vierten Quartal die Anleihekäufe zurückzufahren. Nur zur Erinnerung: Noch erwirbt die EZB Monat für Monat europäische Anleihen im Volumen von 80 Milliarden Dollar und hält dadurch die Zinsen künstlich niedrig. Dadurch soll Europas Regierungen das krisenbedingte Schuldenmachen erleichtert und die Finanzierungskosten erträglich gemacht werden. Ohne diese Stützungsmaßnahmen würden einige Staaten bereits massive Zahlungsschwierigkeiten haben. Diese Probleme wurden dank der EZB in die Zukunft verlagert bzw. auf die Sparer übertragen. Deren angespartes Kapital erleidet derzeit nämlich inflationsbedingt hohe Verluste an Kaufkraft.

In der aktuellen Handelswoche dürfte wieder einmal das Thema Inflation die Gemüter der Investoren bewegen. So erfahren die Akteure zum Beispiel am Nachmittag (14.30 Uhr), wie sich im August die US-Konsumentenpreise entwickelt haben. Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten wird mit einem leichten Rückgang von 5,4 auf 5,3 Prozent p.a. gerechnet. Bei der Kerninflation soll es ein leichtes Minus von 4,3 auf 4,2 Prozent p.a. gegeben haben. Die von wichtigen Notenbankern in Aussicht gestellte Normalisierung der Inflation, lässt somit weiter auf sich warten. Man darf gespannt sein, ob bzw. wann der prognostizierte Inflationsrückgang tatsächlich eintreten wird. Als die Teuerungsrate nahe null Prozent bzw. darunter lag, dauerte es Jahre bis die angestrebte EZB-Wunschinflation tatsächlich erreicht und mittlerweile deutlich überwunden wurde. Weil Bargeld und Sichteinlagen generell sowie Tagesgeld und Anleihen in Ermangelung angemessener Zinsen der Inflation derzeit schutzlos ausgesetzt sind, müssen Anleger ihr Geld investieren, um den vorprogrammierten Kaufkraftverlust ausgleichen zu können.

Vereinfacht ausgedrückt lässt sich sagen, dass bei jedem Investment das Inflationsrisiko gegen ein Kursrisiko eingetauscht wird. Bei Gold fällt dieses Risiko - verglichen mit anderen Anlageklassen - relativ gering aus. Diesen Schluss lässt zumindest der CBOE-Goldvolatilitätsindex (GVZ) zu. Mit aktuell 15,1 Prozent unterschreitet dieser seine Pendants auf Rohöl (OVX: 32,7 Prozent), Silber (VXSLV: 27,3 Prozent) oder Goldminen (VXGDX: 30,6 Prozent) recht deutlich. Selbst Investments in den S&P-500 (VIX: 19,4 Prozent), den Dow-Jones (VXD: 17,5 Prozent) und den Nasdaq-100 (VXN: 21,6 Prozent) weisen derzeit - trotz deren Diversifikationseffekts - ein höheres Risiko aus als der Kauf von Gold.