Die vom US-Arbeitsministerium für Juli veröffentlichte Arbeitslosenrate fiel von 5,9 auf 5,4 Prozent stärker als erwartet zurück und markierte damit den niedrigsten Wert seit März 2020. Positiv überrascht hat auch die Zahl neu geschaffener Stellen. Mit 943.000 neuen Jobs wurden die Erwartungen der Analysten (plus 870.000 Stellen) deutlich übertroffen. Ein noch stärkeres Jobwachstum war letztmals im August 2020 registriert worden. Nun befürchten die Akteure an den Finanzmärkten, dass die Anleihekäufe früher als erwartet zurückgefahren werden. Höhere Renditen würden dann Goldinvestments aufgrund der höheren Opportunitätskosten (auf den ersten Blick) weniger attraktiv erscheinen lassen. Bei genauerem Hinsehen drängt sich allerdings aus mehreren Gründen eine andere Sichtweise auf. Steigende Zinsen kann man nämlich auch als Indiz für ein höheres Ausfallrisiko der Anleihen interpretieren. Für den Fall, dass die Inflation stärker als die Renditen ansteigen würde, könnte man steigenden Zinsen ohnehin relativ gelassen entgegensehen.

Aktuelle US-Inflationsdaten für den Monat Juli stehen übrigens am Mittwoch zur Bekanntgabe an. Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten soll sich die Teuerung von 5,4 Prozent (Juni) auf 5,3 Prozent p.a. leicht reduziert haben. Bei der Kerninflation wird ein Rückgang von 4,5 auf 4,3 Prozent p.a. prognostiziert. An den Finanzmärkten dürfte dieses Event mit Argusaugen beobachtet werden. Bundesbankpräsident Jens Weidmann meinte in einem am Wochenende veröffentlichten Interview, dass höhere Inflationsraten diesseits des Atlantiks nicht ausgeschlossen und deshalb Zinserhöhungen möglich seien. Ob diese Ansicht auch von EZB-Präsidentin Lagarde und den anderen EU-Notenbankern geteilt wird, darf bezweifelt werden. In den vergangenen Jahrzehnten wurden bekanntlich die Warner aus den nördlichen Mitgliedsstaaten stets überstimmt.

Vor einer ersten Zinserhöhung wird, aller Voraussicht nach, eher das Zurückfahren der Anleihekäufe angegangen. Nur zur Erinnerung: Die Europäische Zentralbank will mindestens bis Ende 2023 Monat für Monat Anleihen im Wert von 20 Milliarden Euro aufkaufen, um die Zinsen - und damit die Finanzierungskosten für die Unternehmen - möglichst gering zu halten. Diese ungezügelte Ausdehnung der Geldmenge dürfte unter vielen risikoaversen Anlegern weiterhin der Hauptgrund bleiben, um ungedecktes Geld in seltenes und substanzhaltiges Gold einzutauschen.

Goldpreis: Charttechnisch überverkauft


Der Goldchart sieht derzeit aus mehreren Gründen alles andere als gut aus. Erstens: Die im Bereich von 1.760 Dollar angesiedelte Unterstützungszone wurde mittlerweile massiv verletzt. Zweitens: Mit dem deutlichen Unterschreiten der langfristigen 200-Tage-Linie wurde ein klares Verkaufssignal generiert. Drittens: Diese Durchschnittslinie weist gegenwärtig eine eindeutige Abwärtstendenz auf, was in der Chartlehre als negativer Begleitumstand angesehen wird. Viertens: Mit der jüngsten Talfahrt des Goldpreises wurde zudem die untere Begrenzung des seit 2019 eingeschlagenen Aufwärtstrends verletzt, was für zusätzliche Verstimmung sorgt. Ein bisschen Hoffnung macht allerdings der Timingindikator Relative-Stärke-Index, der mit Werten unter 30 Prozent aktuell eine überverkaufte Lage anzeigt. Dadurch steigt die Chance auf ein baldiges Kaufsignal. Sollte nämlich die Marke von 30 Prozent zurückerobert werden, wäre dies unter charttechnischen Aspekten als Einstiegssignal zu werten.

Technische Indikatoren zeichnen derzeit ein tendenziell negatives Marktsentiment. Auf der Website Tradingview drehte nämlich das Pendel gegenüber der Vorwoche von " Neutral " auf "Verkaufen". Von den insgesamt 26 Parametern stehen derzeit 14 auf "Verkaufen" (Vorwoche: 7), neun auf "Halten" (Vorwoche: 9) und drei auf "Kaufen" (Vorwoche: 10).