Der am Montagabend veröffentlichte Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde CFTC wies für die Woche zum 23. November beim allgemeinen Interesse ein markantes Minus aus. So hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) innerhalb einer Woche von 612.600 auf 559.800 Futures (-8,6 Prozent) kräftig reduziert. Während Großspekulanten (Non-Commercials) ihren Optimismus deutlich zurückgefahren haben, sind Kleinspekulanten (Non-Reportables) signifikant optimistischer geworden. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten machte sich dies in einem Rückgang von 287.500 auf 267.800 Kontrakte (-6,9 Prozent) bemerkbar.
Dieses Minus war ausschließlich auf die Transaktionen großer Terminspekulanten zurückzuführen. Sie haben nämlich ihr Long-Exposure mit 34.100 Futures gegenüber der Vorwoche deutlich stärker reduziert als ihre Short-Seite (-8.750 Kontrakte). Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 259.800 auf 234.400 Futures (-9,8 Prozent) ermäßigt. Kleinspekulanten sind hingegen deutlich optimistischer geworden und haben ihre Netto-Long-Position im Berichtszeitraum von 27.750 auf 33.400 Futures (+20,4 Prozent) nach oben gefahren. Nun darf man gespannt sein, welche Laune sich im letzten Monat des Jahres unter den spekulativen Marktkräften durchsetzen wird. Spannend dürfte es allemal bleiben.
Wende der US-Geldpolitik vorprogrammiert
Anfang des Monats hat die US-Notenbank Fed mit dem angekündigten Zurückfahren der Anleihekäufe um monatlich 15 Milliarden Dollar das Ende der ultraexpansiven Geldpolitik eingeläutet. Zur Erinnerung: Bisher kaufte die Fed Monat für Monat Anleihen im Wert von 120 Milliarden auf, was deren Bilanzsumme auf über 22 Billionen Dollar hat anschwellen lassen. Damit errechnet sich in den vergangenen zehn Jahren ein Anstieg um fast zehn Billionen Dollar. In der vergangenen Woche schlug US-Präsident Joe Biden den aktuellen Fed-Chef Jerome Powell für eine zweite Amtszeit vor und enttäuschte damit die Hoffnung, dass er durch die als "taubenhafter" geltende Demokratin Lael Brainard ersetzt werden könnte. Damit steht einem ersten Zinsschritt nach oben weniger entgegen als bei einem erhofften Chefwechsel. Das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group zeigt derzeit eine Wahrscheinlichkeit von etwas mehr als 50 Prozent an, dass wir im Juni kommenden Jahres höhere Zinsen als heute sehen werden. Für die Fed-Sitzung Anfang Mai liegt der Wert bei lediglich 26 Prozent und gilt somit als weniger wahrscheinlich.
Unter charttechnischen Aspekten fällt derzeit auf, dass sich der Goldpreis in unmittelbarer Nähe zur langfristigen 200-Tage-Linie bewegt. Dies sorgt für ein hohes Maß an Spannung, schließlich gilt einerseits das markante Überschreiten dieser Durchschnittslinie als starkes Kaufsignal und andererseits ihr nachhaltiges Verletzen als Verkaufssignal. Doch dieser Indikator befindet sich noch aus einem weiteren Grund in einer ausgesprochen interessanten Situation. In den vergangenen Monaten wechselte die 200-Tage-Linie nämlich von einem Abwärts- in einen Seitwärtstrend. Sobald sie eindeutig nach oben drehen sollte, wäre dies als Trendwechselsignal (Einstiegssignal) zu interpretieren. Damit dies gelingt, ist es zwingend erforderlich, dass der Goldpreis nachhaltig über die Marke von 1.800 Dollar ansteigt. Gegenwärtig spricht angesichts der gestiegenen Unsicherheiten hinsichtlich der weiteren Konjunkturentwicklung mehr für als gegen ein Goldinvestment.
Nachdem das Pendel der Charttechnik-Website Tradingview vor einer Woche noch auf "Verkaufen" stand, wechselte es mittlerweile auf "Neutral". Von den insgesamt 26 Parametern legen gegenwärtig elf das "Verkaufen" (Vorwoche: 10), sieben das "Halten" (Vorwoche: 9) und acht das "Kaufen" (Vorwoche: 7) von Gold nahe.