Dies kam u.a. durch das stark rückläufige Interesse an Gold-Futures zum Ausdruck. Bei der Anzahl offener Kontrakte - dem sogenannten Open Interest war auf Wochensicht ein außerordentlich starker Rückgang von 531.900 auf 499.300 Futures (-6,1 Prozent) zu beobachten. Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) sind im Berichtszeitraum erneut skeptischer geworden. Dadurch hat sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten innerhalb einer Woche von 258.600 auf 245.600 Kontrakte (-5,0 Prozent) reduziert.

Sowohl unter großen Terminspekulanten als auch unter Kleinspekulanten war der nachlassende Optimismus in erster Linie auf das überdurchschnittlich starke Zurückfahren der Long-Seite zurückzuführen. So hat sich zum Beispiel die Netto-Long-Position der Großspekulanten im Berichtszeitraum von 225.900 auf 217.200 Futures (-3,9 Prozent) reduziert, während bei Kleinspekulanten ein besonders dickes Minus von 32.700 auf 28.400 Futures (-13,2 Prozent) zu Buche schlug. Seit Ende 2020 gab es sowohl bei den großen als auch bei den kleineren Playern einen regelrechten "Aderlass an Optimismus" zu beobachten, schließlich werden die damals registrierten Netto-Long-Positionen bis dato um 19 bzw. 26 Prozent unterschritten.

Fed sorgt für erhöhte Spannung


In den USA kletterte die Inflation im November mit 6,8 Prozent p.a. auf den höchsten Stand seit Juni 1982. Erstmals seit Monaten fiel die Teuerungsrate nicht höher als von Analysten erwartet aus. Die seit Ende 2020 zu beobachtende beschleunigte Geldentwertung von 1,4 auf aktuell 6,8 Prozent p.a. hat die Bevölkerung und die Finanzwelt auf jeden Fall stark verunsichert. Selbst Notenbanken wie die Fed oder die EZB zweifeln mittlerweile daran, dass sich die Konsumentenpreise bald wieder beruhigen werden. So hat zum Beispiel die Fed bei der Beurteilung der künftigen Inflationsentwicklung das Wort "vorübergehend" aus ihrem Vokabular gestrichen.

Am morgigen Mittwoch wird die US-Notenbank ihre Zinsentscheidung bekanntgeben. Mit Spannung wird erwartet, ob man sich weiterhin vom seit Jahren zu beobachtenden "taubenhaften" Tenor verabschieden wird. Das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group zeigt derzeit eine Wahrscheinlichkeit von 57 Prozent an, dass wir bereits Anfang Mai höhere Zinsen als heute sehen werden, nachdem sich dieser Wert vor einem Monat noch auf lediglich 35 Prozent belaufen hat. Je früher die US-Leitzinsen erhöht werden, desto schneller könnte die Attraktivität von Gold aufgrund steigender Opportunitätskosten (bedingt durch den Zinsverzicht der Goldbesitzer) belastet werden. Auf lange Sicht dürfte physisches Gold in Form von Barren und Münzen dank seines nicht vorhandenen Kontrahentenrisikos für viele verunsicherte Anleger aber weiterhin erste Wahl bleiben.

In diesem Jahr "kratzte" der Goldpreis bereits fünfmal an seiner langfristigen 200-Tage-Linie. Aktuell notiert das gelbe Edelmetall mehr als zehn Dollar darunter. Ein nachhaltiges Überwinden dieser Hürde wäre aus zwei Gründen positiv anzusehen. Erstens: In der Chartlehre gilt ein Überwinden der langfristigen Durchschnittslinie stets als besonders starkes charttechnisches Kaufsignal. Zweitens: Ein deutlicher Anstieg über 1.800 Dollar hätte zudem zur Folge, dass bei dieser Linie dann ein Trendwechsel nach oben vorprogrammiert wäre und dies sehen chartorientierte Investoren ebenfalls als ausgesprochen positiver Begleitumstand. So lange dieses Szenario ausbleibt, sollten Anleger erst einmal abwarten.

Mit Blick auf die technischen Timingindikatoren deutet das Pendel der Charttechnik-Website Tradingview auf eine eingetrübte Stimmung ein. Wie in der Woche zuvor steht dieses weiterhin auf "Verkaufen". Von den insgesamt 26 Parametern legen gegenwärtig 15 das "Verkaufen" (Vorwoche: 13), neun das "Halten" (Vorwoche: 9) und zwei das "Kaufen" (Vorwoche: 4) von Gold nahe.