Negative Vorzeichen gab es auch beim allgemeinen Interesse an Gold-Futures zu beobachten. So hat sich in der Woche zum 30. März die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 485.500 auf 467.300 Futures (-3,7 Prozent) markant reduziert. Sowohl große Terminspekulanten (Non-Commercials) als auch Kleinspekulanten (Non-Reportables) haben ihren Optimismus im Berichtszeitraum zum zweiten Mal in Folge zurückgefahren. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten führte dies zu einem Rückgang von 201.800 auf 193.700 Kontrakte (-4,0 Prozent). Noch skeptischer waren die spekulativen Marktakteure letztmals vor 22 Monaten gestimmt.
Große Terminspekulanten sind in der vergangenen Woche vor allem durch ihr kräftig ausgebautes Short-Exposure (+7.200 Futures) in Erscheinung getreten, während auf der Long-Seite lediglich ein Plus von 700 Kontrakte zu Buche schlug. Dies hat deren Netto-Long-Position ein Minus von 174.100 auf 167.500 Futures (-3,8 Prozent) eingebracht. Der Optimismus der Kleinspekulanten tendierte ebenfalls bergab. Deren Netto-Long-Position hat sich innerhalb einer Woche von 27.700 auf 26.200 Futures (-5,4 Prozent) reduziert.
Das erste Quartal erwies sich für den Goldpreis als relativ enttäuschend. Während sich der MSCI World innerhalb dieses Zeitraums trotz Corona um mehr als vier Prozent verteuert hat, fiel der Goldpreis um mehr als zehn Prozent zurück. Noch heftiger fiel die Underperformance gegenüber dem Ölpreis (+22,7 Prozent) und dem Bitcoin (+102 Prozent) aus. Dies lässt vor allem einen Schluss zu: Die Finanzmärkte sind derzeit ganz klar im Risk-On-Modus. Grundsätzlich erfüllt Gold in jedem Portfolio aber weiterhin eine wichtige Rolle als Stabilitätsanker.
Vorteile bei der Volatilität
In einem Punkt kann Gold gegenüber konkurrierenden Anlageklassen wie Aktien oder Rohöl unverändert glänzen. Seine Kursschwankungsintensität (Volatilität), die das bestehende Verlustrisiko zum Ausdruck bringt, fällt niedriger als bei Aktien aus. Während zum Beispiel der S&P-500-Index derzeit einen CBOE-Volatilitätsindex in Höhe von 17,7 Prozent (VIX) ausweist und der DAX mit 18,2 Prozent (VDAX-NEW) noch ein bisschen riskanter erscheint, kommt der CBOE-Goldvolatilitätsindex (GVZ) auf lediglich 16,7 Prozent. Das heißt: Trotz des bestehenden Diversifikationseffekts der Aktienindizes gilt ein Goldinvestment unter finanzmathematischen Aspekten derzeit als weniger riskant als ein Aktieninvestment. Noch offensichtlicher tritt dieser Vorteil zu Tage, wenn man die Volatilitätsindizes von Silber (VXSLV: 33,7 Prozent) und Rohöl (OVX: 40,2 Prozent) ebenfalls berücksichtigt. Auch deshalb sollten Anleger Gold auf lange Sicht auf keinen Fall vernachlässigen.
Aus charttechnischer Sicht rutschte der Goldpreis im ersten Quartal bereits zweimal vorübergehend unter die Marke von 1.700 Dollar. In diesem Bereich kann man dem gelben Edelmetall jedoch einen massiven Boden attestieren, der sich bereits im vergangenen Frühjahr als ausgesprochen solide erwiesen hat. In den kommenden Wochen und Monaten hat das erfolgreiche Verteidigen dieser Unterstützungszone höchste Priorität. Mit dem im Januar erfolgten Rutsch unter die langfristige 200-Tage-Linie hat sich das Marktsentiment allerdings erheblich eingetrübt, zumal diesem Indikator derzeit ein Trendwechsel nach unten droht, was chartorientierte Investoren eindeutig negativ bewerten.
Beim Blick auf diverse technische Indikatoren gab es gegenüber der Vorwoche keine nennenswerten Stimmungsveränderungen zu vermelden. Auf der Website Tradingview steht das Pendel der analysierten technischen Indikatoren weiterhin auf "Verkaufen". Von insgesamt 26 unterschiedlichen Parametern legen derzeit neun das "Verkaufen" (Vorwoche: 10) von Gold nahe, zehn stehen auf "Neutral" (Vorwoche: 9) und siebenmal wird zum "Kaufen" (Vorwoche: 7) geraten.