So hat sich zum Beispiel das allgemeine Interesse an Gold-Futures in der Woche zum 24. September signifikant erhöht und dadurch zu einem neuen Rekordhoch geführt. In konkreten Zahlen ausgedrückt heißt das: Die Anzahl offener (Open Interest) kletterte im Berichtszeitraum von 631.000 auf 658.900 Kontrakte (+4,4 Prozent). Noch niemals wurde ein stärkeres Interesse an Gold-Futures registriert. Ebenfalls verbessert hat sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten verbessert. Hier war auf Wochensicht ein Anstieg von 318.400 auf 345.100 Kontrakte (+8,4 Prozent) registriert worden, der höchste Wert seit Juli 2016.

Wieder einmal war die wachsende Zuversicht vor allem großen Terminspekulanten (Non-Commercials) zu verdanken. Sie haben innerhalb einer Woche ihre Long-Seite um fast 29.000 Kontrakte nach oben gefahren und zugleich ihr Short-Exposure um fast 1.000 Futures reduziert. Dies schlug sich in einem kräftigen Anstieg der Netto-Long-Position von 282.600 auf 312.400 Futures (+10,5 Prozent) nieder. Kleinspekulanten (Non-Reportables) sind hingegen skeptischer geworden, so dass sich ihre Netto-Long-Position von 35.800 auf 32.700 Kontrakte (-8,7 Prozent) abgeschwächt hat. Der starke Optimismus der spekulativen Marktakteure birgt nun aber das Risiko eines markanten Verkaufsdrucks. Sollten sie Ihre Gewinne nämlich im großen Stil realisieren, dürfte dies am Goldpreis nicht spurlos vorübergehen. So lange sich aber die wirtschaftspolitische, finanzpolitische, geopolitische und allgemeinpolitische Lage nicht deutlich aufhellt, gibt es weiterhin triftige Gründe zum Kauf von Gold.

Gold: Wiesnbier-Inflation liegt heuer bei 2,6 Prozent p.a.


Derzeit wird für Deutschland eine Inflationsrate (August) in Höhe von 1,4 Prozent p.a. gemeldet. Der Europäischen Zentralbank ist diese Geldentwertung zu niedrig. Sie strebt mit ihrer lockeren Geldpolitik einen Wert von knapp unter zwei Prozent an. Ronald Stöferle von der Liechtensteiner Vermögensverwaltung Incrementum AG hat in der vergangenen Woche mit der Wiesnbier-Inflationsrate aufgezeigt, dass nicht alle Preise "gezähmt" sind. Stöferle gilt als angesehener Goldexperte und fungiert als Autor der jährlich erscheinenden Goldpreisstudie "In Gold we Trust". Er weist darauf hin, dass sich der durchschnittliche Preis für eine Maß Bier gegenüber dem Vorjahr von 11,50 auf 11,80 Euro, also um 2,6 Prozent verteuert hat. Auf lange Sicht errechnet sich seit 1950 sogar eine Teuerungsrate von 3,9 Prozent p.a.

Im Rahmen seiner Studie merkte er zudem an, dass man im Vorjahr für eine Feinunze Gold "lediglich" 93 Maß Bier kaufen konnte. Dank der starken Performance des Goldpreises ist in diesem Jahr der Kauf von 115 Maß möglich. Seit 1950 schwankte dieser Wert zwischen 46 Maß (1998) und 227 Maß (1980). Sein Fazit fällt diesbezüglich eindeutig aus: "Gold hat trotz einiger deutlicher Schwankungen in den vergangenen sieben Jahrzehnten nichts an Kaufkraft eingebüßt." Dies kann man dem Euro wahrlich nicht attestieren. Seit der Einführung des Euros als Buchgeld hat sich der Preis für eine Maß Oktoberfestbier von 6,03 Euro auf 11,80 Euro fast verdoppelt. Dies dürfte einer von vielen Gründen sein, dass sich die "gefühlte Inflation" der Bürger meist über der amtlichen Teuerungsrate des Statistischen Bundesamtes bewegt.

Deshalb wird die "offizielle Inflationsrate" von einigen Analysten und Volkswirten regelmäßig kritisiert. Sie bemängeln zum Beispiel, dass der zusammengestellte Warenkorb nicht sonderlich repräsentativ und somit falsch sei. Begründet wird dies mit der These, dass sich die Gewohnheiten der Konsumenten in der Regel schneller ändern als dessen Zusammensetzung. Aus diesem Grund dürfte der Warenkorb höchstwahrscheinlich immer der Realität hinterherhinken. Richtig schwer wiegt aber die Kritik, welche die Teuerungsrate als falsch und viel zu niedrig bezeichnet. Dies würde vor allem an der angewandten hedonischen Bewertungsmethode liegen. Dadurch würden Verbesserungen der Leistung oder der Qualität der Produkte zu einer abgeschwächten Teuerung führen. Die Initiatoren der Internetseite shadowstats.com sind zum Beispiel der Ansicht, dass die "wahre" US-Inflation derzeit nicht unter zwei Prozent, sondern vielmehr unter sechs Prozent liegt. Bei einer solch starken Inflation müssten EZB und Fed derzeit aber eher eine expansive Geldpolitik betreiben, was die wirtschaftliche Lage sicherlich nicht verbessern würde.