Das allgemeine Interesse an Gold-Future hat hingegen zugenommen. So ging es mit der Anzahl offener Kontrakte - dem sogenannten Open Interest - von 410.274 auf 421.732 Kontrakte (+2,8 Prozent) nach oben. Per saldo hat sich die Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Spekulanten auf Wochensicht jedoch von 69.088 auf 55.979 Futures (-19,0 Prozent) deutlich reduziert und seit dem Jahresultimo glatt halbiert. Diese wachsende Skepsis war ausschließlich auf die Aktivitäten der Großspekulanten zurückzuführen. Sie haben nämlich ihre Short-Position von 110.068 auf 124.322 Futures massiv erhöht, was bei der Netto-Long-Position einen Einbruch von 72.685 auf 59.293 Kontrakte (-18,4 Prozent) verursacht hat.
Kleinspekulanten sind mittlerweile seit acht Wochen netto short, also mehrheitlich negativ gestimmt. Mit einem leichten Anstieg von minus 3.597 auf minus 3.314 Futures hat sich dieser Pessimismus zum dritten Mal in Folge abgeschwächt. Im Herbst vergangenen Jahres waren kleine Spekulanten sogar über einen Zeitraum von neun Wochen netto short. Mitte November, als deren Stimmung völlig im Keller war, drehte dann dieser Trend und mit ihm auch der Goldpreis in deutlich höhere Regionen und vollzog einen Rebound von in der Spitze mehr als zehn Prozent. Das war in der Vergangenheit häufig der Fall. Aus diesem Grund genießen Terminspekulanten einen guten Ruf als Kontraindikatoren.
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Die Fed und die Zinsschraube
An den Goldmärkten dient ein Argument derzeit besonders häufig als Rechtfertigung, Gold gegenüber eine skeptische Haltung einzunehmen: potenziell steigende US-Zinsen. Am Mittwoch und Donnerstag debattiert der Offenmarktausschuss der Fed zwei Tage lang über die aktuelle Geldpolitik. Bereits seit über einem Jahr wird lediglich darüber geredet, getraut hat man sich bislang jedoch noch nicht. An der US-Wirtschaft hat dies eher nicht gelegen. Sie entwickelt sich ausgesprochen robust, was sich an der guten Laune unter den Einkaufsmanagern und der soliden Lage am Arbeitsmarkt recht gut ablesen lässt. So sank zum Beispiel im August die Arbeitslosenrate mit 5,1 Prozent auf den niedrigsten Stand seit über sieben Jahren. Am vergangenen Mittwoch gab es bezüglich der Zahl offener Stellen ebenfalls keinen Grund zum Klagen. Die Junizahlen wurden auf 5,323 Millionen nach oben revidiert und im Juli wurden sogar 5,753 Millionen offene Stellen gemeldet. Sorgen bereiten derzeit eher die Unsicherheiten im Rest der Welt - allen voran China. Noch scheinen die Notenbanken Herr der Lage zu sein - die einen mehr die anderen weniger. Ein allzu langes Zaudern könnte dieses Vertrauen aber auch erschüttern. Tenor: Wenn die Fed sich nicht traut, muss die Lage wohl extrem labil sein.
An der Terminbörse CME Group werden aus Futures auf Fund Rates sogar Wahrscheinlichkeiten abgeleitet (CME Group Fed Watch Tool), wann die Fed erstmals seit fast zehn Jahren die Zinsschraube wieder anziehen wird. Am Freitagabend lag die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung im September bei 23 Prozent, wobei die große Mehrheit einen Mini-Schritt von 25 Basispunkten (76,9 Prozent) erwartet und der verbleibende Rest einen Zinssprung um 50 Basispunkte für möglich hält. Mit Blick auf die Fed-Sitzung im Oktober steigt die Wahrscheinlichkeit für ein Anheben der Leitzinsen auf 39 Prozent. Die große Mehrheit der Marktakteure rechnet allerdings erst auf der für Mitte Dezember anberaumten letzten Fed-Sitzung des Jahres mit einem Zinsschritt. In diesem Fall beläuft sich die Wahrscheinlichkeit nämlich auf 58 Prozent. Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.