Den Beleg hierfür lieferte der am Freitagabend veröffentlichte "Commitments of Traders"-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission. Dieser Stimmungsbericht zeigt einmal pro Woche auf, welche Transaktionen kommerzielle Branchenangehörige (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) gegenüber der Vorwoche durchgeführt haben. Das allgemeine Interesse an Gold-Futures, welches man an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ablesen kann, hat sich seit Ende Dezember von 401.880 auf 397.565 Kontrakte (-1,1 Prozent) leicht reduziert.

Die kumulierte Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Terminspekulanten hat sich in den vergangenen beiden Wochen von 15.335 auf 43.585 Kontrakte (+184 Prozent) vervielfacht und befindet sich mittlerweile sogar auf dem höchsten Niveau seit zwei Monaten. Dies war vor allem auf die Transaktionen der Großspekulanten zurückzuführen. Sie drehen bei Gold-Futures erfahrungsgemäß ein besonders "großes Rad".

Große Terminspekulanten haben ihre Long-Seite seit Ende Dezember markant aufgestockt und ihr Short-Exposure zugleich massiv zurückgefahren. Dadurch hat sich die Netto-Long-Position der Großspekulanten innerhalb von zwei Wochen von 19.102 auf 44.718 Futures (+134,1 Prozent) kräftig erhöht, während bei den Kleinspekulanten der Pessimismus spürbar nachgelassen hat. Bei deren Netto-Short-Position (pessimistische Markterwartung) bis zum 12. Januar ein Anstieg von minus 3.767 auf minus 1.133 Kontrakte registriert worden. Seit neun Wochen ist diese Gruppe von Marktakteuren netto short - also mehrheitlich pessimistisch gestimmt.

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Morgen wird es wieder richtig spannend



In China stehen am Dienstag drei besonders wichtige Konjunkturindikatoren zur Bekanntgabe an. Dabei handelt es sich um die Industrieproduktion, die Einzelhandelsumsätze und das BIP-Wachstum für das vierte Quartal. Je nach Tenor des Datenmaterials könnte es an den Goldmärkten nachfolgend zu starken Reaktionen kommen. In der vergangenen Woche generierten besser als erwartete Dezemberzahlen zur chinesischen Handelsbilanz jedoch ein bisschen Hoffnung und sorgten zumindest für eine leichte Stabilisierung.

Grundsätzlich kann man die aktuelle konjunkturelle Unsicherheit in China mit Blick auf die künftige Goldnachfrage als "zweischneidiges Schwert" betrachten. Sollte die Konjunktur im Reich der Mitte extrem hart landen und dadurch weitere Verwerfungen an den Aktienmärkten verursachen, könnte es einerseits aufgrund der steigenden Risikoaversion zu einem Goldpreisanstieg kommen, andererseits kann man aber auch nicht ausschließen, dass die chinesische Mittelschicht als Goldkäufer ausfällt oder - noch schlimmer - sich von Goldvermögen sogar trennen muss. Auf lange Sicht dürften Chinesen ihrer seit Jahrhunderten gewachsenen Vorliebe für Gold aber wohl eher treu bleiben.

An der Shanghai Gold Exchange entwickelten sich die Umsätze zum Jahresauftakt relativ freundlich. Bei den besonders liquide gehandelten Ein-Kilogramm-Goldbarren wurde in der vergangenen Woche ein durchschnittlicher Tagesumsatz von 31,95 Tonnen registriert und dadurch der Vorwochenwert um über 30 Prozent übertroffen. Und selbst die US-Amerikaner, deren Wirtschaft derzeit einen relativ robusten Eindruck macht, haben wieder Appetit auf Gold bekommen. So hat sich zum Beispiel beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares seit dem Jahreswechsel die gehaltene Goldmenge von 642,37 auf 657,92 Tonnen deutlich erhöht. Zur Erinnerung: Im Jahr zuvor schmolz der Goldberg summa summarum um mehr als 66 Tonnen.

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Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.