Der einmal pro Woche veröffentlichte Bericht (CoT-Report) über die long bzw. short positionierten Goldpreis-Futures kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) wies erstmals seit sieben Wochen eine gestiegene Skepsis unter den spekulativen Marktakteuren aus. Auch beim allgemeinen Interesse an Gold-Futures, ablesbar an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), gab es einen Rückgang zu vermelden. Diese reduzierte sich nämlich in der Woche zum 3. November von 466.780 auf 443.900 Kontrakte (-4,9 Prozent).
Deutlich heftigere Veränderungen gab es allerdings bei der kumulierten Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Spekulanten zu vermelden. Hier war auf Wochensicht ein heftiges Minus von 165.848 auf 124.988 Futures (-24,6 Prozent) registriert worden. Dieser nachlassende Optimismus war vor allem auf die Aktivitäten der Großspekulanten zurückzuführen, die ihr Long-Exposure massiv gekürzt und zugleich die Short-Seite deutlich ausgebaut haben. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 157.434 auf 116.342 Kontrakte (-26,1 Prozent) signifikant reduziert. Diese negative Tendenz war unter den Kleinspekulanten (Non-Reportables) jedoch nicht auszumachen - im Gegenteil. Sie haben ihre Netto-Long-Position im Berichtszeitraum von 8.414 auf 8,646 Kontrakte nämlich leicht nach oben gefahren.
Auf Seite 2: Auch ETF-Investoren haben massiv verkauft
Nachlassendes Investoreninteresse war in der vergangenen Handelswoche aber auch beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares zu beobachten. Dessen gehaltene Goldmenge hat sich an jedem der fünf Tage teilweise kräftig reduziert. Eine ähnliche Negativserie gab es letztmals vor zwei Jahren zu vermelden. Innerhalb einer Woche ging es mit der gehaltenen Goldmenge des physisch besicherten ETFs von 692,26 auf 669,09 Tonnen (-3,3 Prozent) bergab. Auf Basis des aktuellen Goldpreises belaufen sich damit die Wochenabflüsse auf einen Gegenwert von mehr als 800 Millionen Dollar. Aktuell repräsentiert das Finanzprodukt einen Wert von 23,4 Milliarden Dollar. Zur Erinnerung: Im Dezember 2012 brachte es noch den Rekordwert von 1.353,35 Tonnen auf die Waage und war auf Basis des damaligen Goldpreises mehr als 74 Milliarden Dollar wert. Der Löwenanteil dieser Kapitalabflüsse dürfte in die internationalen Aktienmärkte umgeschichtet worden sein, schließlich hat sich seither der DAX um 46 Prozent und der Dow-Jones-Index um immerhin 36 Prozent verteuert. Beim gelben Edelmetall war während dieses Zeitraums hingegen ein Kursverlust von 36 Prozent zu beklagen.
Nach einem Schuldigen für den in der vergangenen Woche zu beobachtenden Absturz des Goldpreises brauchte man nicht lange suchen. Statements von Fed-Chefin Janet Yellen wurden als Hinweise für eine noch in diesem Jahr anstehende Anhebung der US-Leitzinsen interpretiert. Vor dem Wochenende sorgte zudem der US-Arbeitsmarkt für miese Laune am Goldmarkt. Mit 271.000 neu geschaffenen Stellen (September: 142.000) lag man meilenweit über den Erwartungen. Laut einer vom Wall Street Journal veröffentlichten Umfrage unter Analysten war lediglich ein Wert von 190.000 prognostiziert worden. Bei dem vom Terminbörsenbetreiber CME Group entwickelten FedWatch-Tool blieb dies nicht ohne Folgen. In wenigen Wochen hat sich die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt am 16. Dezember mittlerweile auf 70 Prozent glattweg verdoppelt. Die letzte Zinserhöhung der Fed wurde übrigens Ende Juni 2006 beschlossen, während die letzte Zinssenkung interessanterweise am 16. Dezember 2008 vollzogen wurde. Bleibt nur zu hoffen, dass die Fed nicht verlernt hat, wie man geldpolitische Zinsmaßnahmen durchzuführen hat, schließlich sind sieben Jahre eine lange Zeit.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.