Der Stimmungsbericht, der auf Basis der Daten vom Dienstag im wöchentlichen Rhythmus über die long bzw. short positionierten Gold-Futures kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) informiert, wies für die Woche zum 16. Juni keine spektakulären Veränderungen aus. Mit dem allgemeinen Interesse an Terminkontrakten auf Gold - ablesbar an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) - ging es innerhalb einer Woche um 2,4 Prozent von 406.069 auf 415.718 Kontrakte bergauf, wodurch immerhin der höchste Stand seit vier Wochen erreicht wurde.

Bei der kumulierten Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Spekulanten kam es hingegen zu einem leichten Rücksetzer von 78.589 auf 76.637 Futures (-2,5 Prozent). Dies war vor allem auf die Transaktionen der Kleinspekulanten (Non-Reportables) zurückzuführen, die ihr Long-Exposure gegenüber der Vorwoche reduzierten und zugleich die Short-Seite markant ausgebaut haben. Per saldo führte dies bei der Netto-Long-Position zu einem Rückgang von 3.499 auf 914 Futures.

Den Großspekulanten (Non-Commercials) konnte man im Berichtszeitraum eher eine abwartende Haltung attestieren. Ihre Netto-Long-Position veränderte sich nämlich kaum und legte sogar von 75.090 auf 75.723 Futures (+0,8 Prozent) leicht zu, weil das Long-Exposure etwas stärker als die Short-Seite zugelegt hat. Angesichts der nochmals prekärer gewordenen Lage Griechenlands und aus charttechnischer Sicht wächst nun die Spannung, schließlich versucht sich das gelbe Edelmetall derzeit am nachhaltigen Überwinden der Marke von 1.200 Dollar, der 100-Tage- und der 200-Tage-Linie. Gelingt dies, würden die charttechnischen Ampeln auf "Grün" springen.

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Wenig Begeisterung für Gold kommt derzeit aber aus einer anderen Ecke. So hat sich zum Beispiel beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares mit aktuell 701,90 Tonnen die gehaltene Goldmenge mittlerweile auf das niedrigste Niveau seit September 2008 reduziert. Zur Erinnerung: Damals steuerte die Welt durch die Pleite von Lehman Brothers mit Riesenschritten auf den Zusammenbruch der globalen Finanzsysteme und den schlimmsten Konjunktureinbruch seit der Weltwirtschaftskrise zu.

Trotz unzähliger geopolitischer Krisenherde und trotz der drohenden Staatspleite Griechenlands bringt das physisch hinterlegte Gold-Finanzprodukt gegenwärtig weniger auf die Waage als vor fast sieben Jahren. Viel fehlt nicht mehr, damit sich das Gewicht des ETFs gegenüber dem ehemaligen Rekordwert halbiert hat. Dieser wurde nämlich Anfang Dezember 2012 mit mehr als 1.353 Tonnen markiert. Weil trotz der Geldmengenexplosion weder der Dollar in die Knie ging noch die Inflation in die Höhe schoss, trennten sich viele Goldinvestoren seither von ihren Goldbeständen.

In Deutschland erfreut sich börsengehandeltes Papiergold hingegen weiterhin eines regen Interesses. Dabei dürfte die schwelende Eurokrise und die enorme Staatsverschuldung in der Welt eine große Rolle gespielt haben. Mit Xetra-Gold können Anleger seit Ende 2007 in ein mit physischem Gold besichertes Wertpapier investieren. Besonders interessant: Inhaber von Xetra-Gold haben zugleich einen Lieferanspruch auf die jeweils gehaltene Goldmenge, der allerdings mit zusätzlichen Kosten verbunden wäre. Deutschlandweit gilt Xetra-Gold als das "gewichtigste" seiner Art - sowohl mit Blick auf die gehandelten Umsätze als auch hinsichtlich der gehaltenen Goldmenge.

Seit der Handelszulassung ging es bei Xetra-Gold vor allem in den ersten drei Jahren mit der physisch gehaltenen Goldmenge steil bergauf. Ab Mitte 2010 ließ die Dynamik zwar etwas nach mit mehr als 56,5 Tonnen bewegen sich die Goldbestände derzeit dennoch auf Rekordniveau. Im Segment der Exchange Traded Commidities (ETCs) glänzt Xetra-Gold seit Jahren mit den höchsten Umsätzen. Im Mai beliefen sich diese auf Xetra und in Frankfurt auf insgesamt fast 2,6 Millionen Stück im Gegenwert von fast 90 Millionen Euro. Sein Marktwert beläuft sich aktuell auf zwei Milliarden Euro und entspricht damit lediglich einem Zwölftel des US-Pendants. Das heißt: Aufholpotenzial ist weiterhin vorhanden.

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Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat.

Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.