Einmal pro Woche erfahren die Akteure an den Goldmärkten über den CoT-Report, wie sich die Long- bzw. Short-Positionen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) auf Wochensicht entwickelt haben. Seit Ende Oktober hat es hier erhebliche Verwerfungen gegeben. So hat sich zum Beispiel die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), an der man das allgemeine Interesse an Gold-Futures ablesen kann, innerhalb dieser fünf Wochen von 466.780 auf 390.940 Kontrakte (-16,2 Prozent) deutlich reduziert.
Regelrecht kollabiert ist hingegen die kumulierte Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Spekulanten. Hier gab es nämlich im selben Zeitraum einen Einbruch von 165.848 auf 2.911 Futures (-98,2 Prozent) zu vermelden. Dies repräsentiert den geringsten Optimismus seit über einem Jahrzehnt. Nun stellt sich vor allem eine Frage: War`s das oder produzieren die spekulativen Marktakteure möglicherweise sogar noch eine Netto-Short-Position? Dies war letztmals vor 14 Jahren der Fall. Damals notierte der Goldpreis unter 300 Dollar.
Die verschlechterte Stimmung war im Berichtszeitraum sowohl unter den Großspekulanten (Non-Commercials) als auch unter den Kleinspekulanten (Non-Reportables) zu beobachten. Kleinspekulanten sind mittlerweile sogar ins "Bärenlager" gewechselt und mehrheitlich pessimistisch (netto short) gestimmt. Ihre Netto-Short-Position ist nun bei minus 6.839 Kontrakten angelangt. Die heftigeren Verwerfungen waren aber vor allem unter den großen Spekulanten zu beobachten. Innerhalb von fünf Wochen hat sich ihr Optimismus von 157.434 auf 9.750 Kontrakte (-93,8 Prozent) reduziert. In der Vergangenheit folgten auf Phasen mit extrem geringem Optimismus häufig signifikante Erholungen.
Auf Seite 2: American-Eagle-Goldmünzen sehr gefragt
Der Goldpreis hat in diesem Jahr zwar verloren, das Interesse an Goldmünzen bleibt aber robust. Anfang November taxierte Robert Hartmann, Gründer und Geschäftsführer des Edelmetallhändlers pro aurum, in einem auf der Münchner Edelmetallmesse geführten Interview das bis dato erzielte Umsatzwachstum für 2015 auf 20 Prozent p.a. Insgesamt vergab er dem noch laufenden Jahr das Prädikat "recht ordentlich". Eine positive Entwicklung gab es auch aus den USA zu vermelden.
So übertraf die Münzprägeanstalt US Mint mit ihren Verkäufen von American-Eagle-Goldmünzen an den Großhandel bereits nach elf Monaten mit einem Gesamtgewicht von 801.000 Unzen den Gesamtwert für 2014 um fast 53 Prozent. Bei der Zehntel-Unze-Variante war man bereits sieben Wochen vor Jahresschluss ausverkauft und stellte deren Verkauf für den Rest des Jahres ein.
Beim Silver-Eagle verlief der Handel ebenfalls ausgesprochen rege. Anfang Dezember meldete die US Mint den Verkauf von insgesamt 44,85 Millionen Feinunzen. Damit wurde der im Vorjahr erzielte Absatzrekord in Höhe von 44,006 Millionen Unzen vorzeitig übertroffen. Nur zur Erinnerung: Vor zehn Jahren lag der vergleichbare Münzverkauf bei lediglich 8,405 Millionen Feinunzen Silber. Dies lässt nur einen Schluss zu: Gold- und Silbermünzen sind derzeit alles andere als "out".
Die robuste physische Goldnachfrage vermochte dem gelben Edelmetall bislang allerdings nicht in höhere Preisregionen zu verhelfen. Die Kurse werden nämlich in erster Linie an den Terminmärkten und im ETF-Sektor bestimmt. Und dort dominieren wie der jüngste Commitments of Traders-Report gezeigt hat vor allem negative Faktoren das Geschehen. Ähnlich sieht es bei physisch besichertem Papiergold aus.
Allein beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares hat sich die gehaltene Goldmenge seit dem Jahreswechsel von 709,02 Tonnen auf aktuell 638,80 Tonnen reduziert. Dies entspricht einem Gewichtsverlust von immerhin zehn Prozent. Zur Erinnerung: Vor genau drei Jahren wog der ETF mehr als 1.353 Tonnen und repräsentierte damit einen Wert von über 74 Milliarden Dollar (aktuell: 22,2 Milliarden Dollar).
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.