Der CoT-Report zeigt im wöchentlichen Rhythmus auf, wie sich die Long- bzw. Short-Positionen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) entwickelt haben. Die in der Woche zuvor gemeldete höhere Zuversicht erwies sich als "Strohfeuer". Vor der Fed-Sitzung am Mittwoch hat sich nicht nur die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), die das allgemeine Interesse an Gold-Futures anzeigt, von 394.128 auf 390.944 Kontrakte reduziert, auch der Optimismus der Terminspekulanten hat summa summarum kräftig nachgelassen.

So hat sich die kumulierte Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Spekulanten in der Woche zum 15. Dezember kräftig reduziert und innerhalb einer Woche einen Rückgang von 13.997 auf 8.266 Futures (-40,4 Prozent) erfahren. Zur Erinnerung: Ende Januar war hier dank der rasanten Kursrally zum Jahresstart noch ein Wert von mehr als 206.000 Futures registriert worden. Vor diesem Hintergrund hat sich der Goldpreis im Jahr 2015 angesichts eines erlittenen Kursverlust von bislang 8,4 Prozent relativ gut gehalten.

Der zuletzt zu beobachtende nachlassende Optimismus war in erster Linie auf die Transaktionen der Großspekulanten (Non-Commercials) zurückzuführen, die ihre Netto-Long-Position auf Wochensicht von 19.623 auf 13.656 Futures (-30,4 Prozent) reduziert haben. Unter den Kleinspekulanten hat sich die pessimistische Stimmung hingegen leicht aufgehellt. Mit deren Netto-Short-Position (pessimistische Markterwartung) ging es nämlich von minus 5.626 auf minus 5.390 Kontrakte leicht nach oben.

Auf Seite 2: Charttechnische Hochspannung bei Gold



Aus charttechnischer Sicht befindet sich der Goldpreis weiterhin in einer äußerst prekären Lage. Vom am Donnerstag markierten Sechsjahrestief ist man nämlich weniger als 20 Dollar entfernt. Seit mittlerweile drei Jahren befindet sich das gelbe Edelmetall ganz klar im Abwärtstrend, was sich an der deutlich fallenden 200-Tage-Linie sehr schön ablesen lässt. Diese wurde im Jahr 2015 bereits dreimal überwunden, was in der Chartlehre normalerweise als Kaufsignal gilt. Im Nachhinein betrachtet, erwiesen sich die Signale allerdings stets als "Bullenfallen".

Sollte - aus welchen Gründen auch immer - weiterer Verkaufsdruck aufkommen, würde Alarmstufe "Rot" vorherrschen. Dann droht dem Goldpreis nämlich ein Kursrutsch in den dreistelligen Bereich, was das charttechnische Sentiment nochmals verschlechtern würde. Für weniger als 1.000 Dollar war Gold letztmals im Oktober 2009, als vor mehr als sechs Jahren zu haben. Das Ende November 2015 ausgelöste Kaufsignal beim Timingindikator Relative-Stärke-Index brachte bislang noch keine nachhaltige Erholungstendenz, geschweige denn einen Trendwechsel nach oben. Ein signifikanter Ausbruch aus dem aktuellen Abwärtstrend läge bei einem Überwinden der Marke von 1.200 Dollar vor. Davon sind wir aktuell jedoch ein gutes Stück entfernt.

Ohne Rückenwind von fundamentaler Seite dürfte für Gold ein Trendwechsel nach oben jedoch ein außerordentlich schwieriges Unterfangen werden. Keine Kaufargumente kommen derzeit zum Beispiel von der Inflationsfront. So wurde in der vergangenen Woche für die USA eine jährliche Teuerung von 0,5 Prozent und für Europa eine Inflationsrate von lediglich 0,2 Prozent gemeldet. Sowohl die Fed als auch die EZB strebt seit Jahren eine Zielmarke von zwei Prozent an. Davon sind wir noch ein gutes Stück entfernt. Ohne deutlich höhere Energiepreise dürfte sich daran wenig ändern - und auf höhere Ölpreise deutet derzeit ebenfalls wenig hin.

Zum Commitments of Traders-Report:



Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat.

Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.