Laut dem am Freitagabend veröffentlichten Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde CFTC war zudem ein nachlassendes Interesse an Gold-Futures registriert worden. So hat sich in der Woche zum 22. März die Anzahl offener Kontrakte erneut ermäßigt und es gab ein Minus von 617.600 auf 605.200 Futures (-2,0 Prozent) zu beobachten. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten war auf Wochensicht ein Rückgang von 297.400 auf 281.600 Kontrakte (-5,3 Prozent) registriert worden, weil sowohl große als auch kleine Terminspekulanten skeptischer geworden sind.

Besonders stark hat sich unter Großspekulanten (Non-Commercials) die Stimmung eingetrübt, was vor allem auf das massive Zurückfahren der Long-Seite um über 18.000 Kontrakte zurückzuführen war. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position gegenüber der Vorwoche von 261.800 auf 248.000 Futures (-5,3 Prozent) reduziert. Kleinspekulanten (Non-Reportables) haben hingegen ihr Long-Engagement zurückgefahren und dabei die Short-Seite kräftig verstärkt. Ihre Netto-Long-Position erfuhr dadurch ein Wochenminus von 35.650 auf 33.560 Futures (-5,9 Prozent). Summa summarum herrscht unter Investoren seit der russischen Invasion in der Ukraine aber weiterhin ein relativ ausgeprägtes Schutzbedürfnis und somit ein latent vorhandenes Grundinteresse an Gold.

Ein Kaufargument dürfte an den Goldmärkten nicht so schnell verschwinden - die Inflation. Mittlerweile sind Inflationssorgen fast schon zu Inflationsängsten mutiert. Da die Sanktionen gegen Russland und das Comeback der Lockdowns in China höchstwahrscheinlich in den kommenden Wochen und Monaten zu erheblichen Lieferkettenproblemen führen werden, sind wir vom Inflationszielwert der Fed und EZB in Höhe von zwei Prozent derzeit meilenweit entfernt. In den kommenden Tagen stehen neue Zahlen von der "Inflationsfront" zur Bekanntgabe an. Am morgigen Mittwoch befindet sich die deutsche Teuerungsrate für den Monat März auf der Agenda, am Freitag erfahren Investoren, wie stark sich in der Eurozone Geld entwertet hat. Laut von Trading Economics veröffentlichten Umfragen unter Analysten wird für Deutschland eine jährliche Inflation von 6,3 Prozent und für den Euroraum ein Wert von 6,6 Prozent p.a. prognostiziert. Dass Prognosen in Zeiten, wie wir sie derzeit erleben, mit einem hohen Maß an Unsicherheit behaftet sind, liegt auf der Hand. Und gerade diese Verunsicherung an den Finanzmärkten spricht für den altbewährten Krisenschutz Gold, schließlich hat dieser bislang jeden Krieg und jede Krise überlebt.

Goldpreis: Nach Rücksetzer stabil


Der im März erfolgte Angriff auf das Rekordhoch von August 2020 kann mittlerweile als misslungen angesehen werden. Doch aufgeschoben heißt bekanntlich nicht aufgehoben. Durch den jüngsten Rücksetzer bildete sich im Bereich von 1.920 Dollar eine leichte Unterstützungszone, die es nun zu verteidigen gilt. Bereits Anfang Februar sorgte ein sogenanntes "Golden-Cross-Kaufsignal" für gute Laune. Dieses entsteht immer dann, wenn die mittelfristige 50-Tage-Linie die langfristige 200-Tage-Linie überwindet. Besonders interessant: Das Drehen der langfristigen Durchschnittslinie nach oben im vergangenen Winter und ihre leichte Aufwärtstendenz sorgen ebenfalls für ein tendenziell positives Marktsentiment. Derzeit kann man nicht davon ausgehen, dass sich die Verunsicherung an den internationalen Finanzmärkten auf kurze Sicht verflüchtigen wird. Somit dürfte bei Gold das Aufwärtspotenzial gegenwärtig stärker ausgeprägt sein als das Abwärtspotenzial.

Das Pendel der Charttechnik-Website Tradingview wechselte gegenüber der Vorwoche von "Kauf" auf "Neutral". Von den insgesamt 26 Parametern legen aktuell acht das "Kaufen" (Vorwoche: 11), neun das "Halten" (Vorwoche: 9) und neun das "Verkaufen" von Gold (Vorwoche: 6) nahe.