Zum achten Mal in Folge ging es auch mit dem Interesse an Gold-Futures bergab. So wies der am Freitagabend veröffentlichte Commitments-of-Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde CFTC für die Woche zum 2. März bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ein Minus von 481.100 auf 467.000 Futures (-2,9 Prozent) aus. Dies stellte den niedrigsten Wert seit Mai 2019 dar. Eine wachsende Skepsis war sowohl unter Großspekulanten (Non-Commercials) als auch unter Kleinspekulanten (Non-Reportables) auszumachen. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten schlug sich dies in einem Einbruch von 251.700 auf 222.200 Kontrakte (-11,7 Prozent) nieder. Eine noch stärkere Verkaufswelle war bei Gold-Futures letztmals im Oktober 2019 registriert worden.
Insbesondere große Terminspekulanten scheinen sich von Gold abzuwenden. Sie haben nämlich ihre Long-Seite um 18.500 Futures massiv zurückgefahren und zugleich ihr Short-Exposure um 7.500 Kontrakte ausgebaut. Dadurch ist deren Netto-Long-Position von 215.700 auf 189.600 Futures (-12,1 Prozent) regelrecht eingebrochen. Kleinspekulanten haben zum fünften Mal in Folge ihren Optimismus zurückgefahren, was sich bei der Netto-Long-Position in einem Rückgang von 36.000 auf 32.600 Futures (-9,4 Prozent) niedergeschlagen hat.
Nun stellt sich vor allem eine Frage: In welche Anlageklasse haben vor allem institutionelle Investoren umgeschichtet - Anleihen, Aktien oder gar in den Bitcoin? Letzteres dürfte am wahrscheinlichsten sein, schließlich hat sich laut Internetportal BitcoinTreasuries die Anzahl ETF-ähnlicher Bitcoin-Wertpapiere seit Ende 2020 von neun auf 16 kräftig erhöht. Bei deren gehaltenen Bitcoin-Beständen war im selben Zeitraum ein Zuwachs von 734.200 auf 865.000 Bitcoins (+17,8 Prozent) registriert worden, wobei der Löwenanteil auf das Konto des Grayscale Bitcoin Trust, den weltgrößten seiner Art ging. Hier war nämlich ein Plus von 572.600 auf 649.130 Bitcoins (+13,4 Prozent) gemeldet worden.
Inflationssorgen werden ignoriert
Der Goldpreis leidet derzeit unter deutlich gestiegenen US-Renditen und einem vom Abwärts- in den Seitwärtsmodus gewechselten Dollarindex. Wachsende Inflationssorgen werden hingegen eher ausgeblendet. Vor einer Woche wurde ein Anstieg der Februar-Inflation von 1,0 auf 1,3 Prozent p.a. gemeldet und fiel damit etwas höher als erwartet aus. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hält bis Ende des Jahres sogar einen Anstieg auf über drei Prozent für möglich. Das heißt: Die Realzinsen werden für deutsche Sparer weiterhin negativ bleiben, schließlich rentieren die zehnjährigen Renditen deutscher Staatsanleihen aktuell bei minus 0,31 Prozent, während ihre US-Pendants mittlerweile auf immerhin 1,568 Prozent p.a. angestiegen sind. Der Inflationsschutz mag aufgrund der sich aufhellenden Konjunkturperspektiven und der Hoffnung auf einen Sieg über die Pandemie unter kurzfristigen Aspekten vom "Anlegerradar" verschwunden sein, ein Comeback scheint angesichts der fundamentalen Fehlentwicklung der Geldmengen und Verschuldung aber unausweichlich.
Aus charttechnischer Sicht überwiegen derzeit eindeutig die Molltöne. Neben der langfristigen 200-Tage-Linie wurden in den vergangenen Wochen wichtige Unterstützungszonen verletzt, was erheblichen chartinduzierten Verkaufsdruck aufkommen ließ. Aktuell befindet sich das gelbe Edelmetall auf Tuchfühlung mit dem charttechnischen Boden im Bereich von 1.700 Dollar. Das nächste Problem wartet nun im Bereich von 1.650 Dollar. Goldpreise darunter würden nämlich per Definition einen Wechsel vom Bullen- in den Bärenmarkt anzeigen, weil damit das vorherige Rekordhoch um mehr als 20 Prozent unterschritten wäre.
Auf der Website Tradingview steht das Pendel der analysierten technischen Indikatoren derzeit lediglich auf "Verkaufen" nachdem in der Vorwoche "Starker Verkauf" angezeigt worden war. Von insgesamt 26 unterschiedlichen Parametern legen aktuell 15 das "Verkaufen" (Vorwoche: 17) von Gold nahe, acht stehen auf "Neutral" (Vorwoche: 9) und immerhin dreimal wird "Kaufen" (Vorwoche: 0) angezeigt.