So hat sich zum Beispiel das allgemeine Interesse an Gold-Futures besonders kräftig verstärkt. Innerhalb einer Woche legte nämlich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 507.600 auf 571.000 Futures (+12,5 Prozent) zu und erzielte damit das höchste Wochenplus seit Mai 2019. Vor allem Großspekulanten (Non-Commercials) sind im Berichtszeitraum deutlich optimistischer geworden. Kräftig bergauf ging es daher mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten. Sie hat sich gegenüber der Vorwoche von 239.900 auf 275.500 Kontrakte (+14,9 Prozent) erhöht und erreichte dadurch das höchste Niveau seit über zehn Monaten.
Einen regelrechten Kaufrausch gab es insbesondere unter großen Terminspekulanten (Non-Commercials) zu beobachten. Diese stockten nämlich ihr Long-Engagement um über 30.000 Futures auf und reduzierten zugleich ihr Short-Exposure um mehr als 5.000 Kontrakte. Dadurch ist deren Netto-Long-Position innerhalb einer Woche von 215.100 auf 250.200 Futures (+16,3 Prozent) förmlich explodiert und auf den höchsten Stand seit Anfang Februar gestiegen. Kleine Terminspekulanten (Non-Reportables) sind ebenfalls optimistischer geworden, allerdings in abgeschwächter Form. Ihre Netto-Long-Position hat sich im Berichtszeitraum von 24.700 auf 25.300 Futures (+2,4 Prozent) nur leicht erhöht.
Inflation tendiert weiter nach oben
Am vergangenen Mittwoch wurde in den USA mit 6,2 Prozent p.a. im Oktober die höchste Inflation seit über 30 Jahren registriert. Damit wurde sowohl der Vormonatswert (5,8 Prozent) als auch die Analystenprognosen (5,4 Prozent) erheblich übertroffen. Neben dem Energiesektor (+30,0 Prozent) erwiesen sich auch die Gebrauchtwagenverkäufe (+26,4 Prozent) sowie die Neuwagenverkäufe (+9,8 Prozent) als besonders starke Preistreiber. Doch nicht nur in den USA wird die Lebenshaltung immer teurer, auch in anderen Volkswirtschaften grassiert das Schreckgespenst Inflation. Am selben Tag wurden nämlich für China eine von 0,7 auf 1,5 Prozent p.a. beschleunigte Geldentwertung veröffentlicht, während in Deutschland die Teuerungsrate von 4,1 auf 4,5 Prozent angesprungen ist. Die von wichtigen Notenbankern in Aussicht gestellte Beruhigung an der "Inflationsfront" lässt somit weiter auf sich warten und dürfte die Geduld der Investoren auch in den kommenden Monaten arg strapazieren.
Aus charttechnischer Sicht überwiegen beim Krisenschutz Gold derzeit eindeutig die positiven Aspekte. Zum einen hat das gelbe Edelmetall im November seine langfristige 200-Tage-Linie deutlich überwunden. Dies stellt in der Chartlehre ein ausgesprochen starkes Kaufsignal dar. Zum anderen ist aber auch das Ausbrechen aus der seit Mitte 2020 gebildeten Keil-Formation als charttechnisches Kaufsignal anzusehen. Deren obere Begrenzung wurde in der vergangenen Woche markant übertroffen. Außerdem kann man der langfristigen 200-Tage-Linie ein leichtes Drehen nach oben attestieren, was chartorientierte Investoren als bevorstehendes Trendwechselsignal interpretieren. Nun darf man gespannt sein, ob sich die jüngste Kursrally fortsetzen wird. Gut zu wissen: Im Bereich von 1.900 Dollar verläuft eine markante Widerstandszone, deren nachhaltiges Überwinden kein leichtes Unterfangen werden dürfte. Außerdem zeigt der Timingindikator mit 71 Prozent derzeit eine überkaufte Lage an, wodurch die Wahrscheinlichkeit für einen technisch bedingten Rücksetzer steigt.
Grundsätzlich steht das Pendel der Charttechnik-Website Tradingview jedoch nach wie vor auf "Kaufen". Von den insgesamt 26 Parametern legen gegenwärtig zwei das "Verkaufen" (Vorwoche: 3), neun das "Halten" (Vorwoche: 8) und 15 das "Kaufen" (Vorwoche: 15) von Gold nahe.