Leicht stabilisiert hat sich hingegen das Interesse an Gold-Futures. In der Woche zum 9. März ging es mit der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 467.000 auf 473.900 Futures (+1,5 Prozent) leicht bergauf. Während unter Großspekulanten (Non-Commercials) der Optimismus zum sechsten Mal in Folge nachgelassen hat, sind Kleinspekulanten (Non-Reportables) einen Tick optimistischer geworden. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten war innerhalb einer Woche ein Minus von 222.200 auf 207.900 Kontrakte (-6,5 Prozent) registriert worden. Dies stellt den niedrigsten Wert seit Juni 2019 dar.
Dieser Negativtrend war vor allem auf die Transaktionen großer Terminspekulanten zurückzuführen. Sie reduzierten ihre Long-Seite um 10.700 Futures und stockten zugleich ihr Short-Engagement um 8.800 Kontrakte auf, wodurch sich deren Netto-Long-Position von 189.600 auf 175.200 Futures (-7,6 Prozent) ermäßigt hat. Bei Kleinspekulanten hat sich die Stimmung kaum verändert. Ihre Netto-Long-Position legte von 32.600 auf 32.700 Futures (+0,3 Prozent) marginal zu.
Inflationsschutz Gold wird ignoriert
Seit Anfang des Jahres hat der Goldpreis vor allem unter dem kräftigen Zinsanstieg in den USA gelitten, wo sich die jährliche Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen von 0,919 Prozent auf in der Spitze über 1,63 Prozent erhöht hat. Steigende Zinsen gelten in der Regel als Belastungsfaktor für den Goldpreis, schließlich bietet das gelbe Edelmetall keine regelmäßigen Ausschüttungen in Form von Zinsen oder Dividenden. Was mit Blick auf die gestiegenen Opportunitätskosten (Zinsverzicht) allerdings vergessen wurde: Mit der Inflation ging es seit dem Jahresende ebenfalls deutlich bergauf. Während sich die US-Teuerungsrate seither lediglich von 1,4 auf 1,7 Prozent p.a. beschleunigt hat, gab es in Deutschland einen deutlich kräftigeren Anstieg von minus 0,3 auf 1,3 Prozent zu beklagen. Und das Ende der Fahnenstange scheint damit noch nicht erreicht zu sein.
Bundesbankpräsident Jens Weidmann rechnet z.B. bis Jahresende hierzulande sogar mit einer Drei vor dem Komma. Anleiherenditen in Höhe von drei Prozent dürften relativ unwahrscheinlich sein, da hoch- bzw. überschuldete Staaten diese Finanzierungskosten aller Voraussicht nach nicht tragen können. Ob die negative Goldpreistendenz angesichts der gefährdeten Tragfähigkeit der Schuldenberge und der beschleunigten Geldflut von nachhaltiger Natur sein wird, darf bezweifelt werden. Über kurz oder lang dürften sich Anleger an den altbewährten Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz Gold wieder erinnern und ihm dann zu einem Comeback verhelfen.
Unter charttechnischen Aspekten hat sich in der vergangenen Woche die Lage aus mehreren Gründen leicht entspannt. Erstens: Die im Bereich von 1.700 Dollar verlaufende Unterstützungszone wurde zurückerobert. Zweitens: Der Timingindikator Relative-Stärke-Index generierte mit dem Überwinden der 30-Prozent-Marke ein Kaufsignal. Drittens: Weil sich der Kursrückschlag seit dem Rekordhoch auf weniger als 20 Prozent bemessen hat, kann dem Krisenschutz weiterhin ein Bullenmarkt attestiert werden.
Mit Blick auf diverse technische Indikatoren hat sich das Marktsentiment nur leicht aufgehellt. Auf der Website Tradingview steht das Pendel der analysierten technischen Indikatoren weiterhin auf "Verkaufen". Von insgesamt 26 unterschiedlichen Parametern legen aktuell 13 das "Verkaufen" (Vorwoche: 15) von Gold nahe, zehn stehen auf "Neutral" (Vorwoche: 8) und immerhin dreimal wird "Kaufen" (Vorwoche: 3) angezeigt.
Fazit: Um keinen weiteren Verkaufsdruck zu generieren, sollte die Marke von 1.700 Dollar auf keinen Fall markant verletzt werden.