Leicht zugenommen hat das allgemeine Interesse an Gold-Futures, wo in der Woche zum 25. August bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ein Zuwachs von 544.000 auf 549.300 Futures (+1,0 Prozent) registriert worden war. Während Großspekulanten (Non-Commercials) im Berichtszeitraum skeptischer wurden, nahm unter den Kleinspekulanten (Non-Reportables) der Optimismus zu. Dies schlug sich in einem leichten Minus bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten nieder, dem fünften in Folge. Innerhalb einer Woche gab es hier einen Rückgang von 267.800 auf 266.400 Kontrakte (-0,5 Prozent) zu beobachten.

Große Terminspekulanten sind dadurch aufgefallen, dass sie ihr Long-Exposure auf Wochensicht um 800 Futures reduziert und zugleich ihr Short-Exposure um 1.700 Kontrakte markant ausgebaut haben. Dies führte zu einer von 223.500 auf 221.000 Futures (-1,1 Prozent) geringeren Netto-Long-Position. Unter den Kleinspekulanten war auf Wochensicht hingegen ein gestiegener Optimismus zu beobachten, was sich in einer von 44.250 auf 45.400 gestiegenen Netto-Long-Position (+2,6 Prozent) niedergeschlagen hat. Vergleicht man derzeit die Anlageklasse Gold mit einem Investment in US-Aktien, fällt auf, dass unter Berücksichtigung der finanzmathematischen Kennzahl Volatilität beide als ähnlich riskant einzustufen sind. Laut Terminbörsenbetreiber CBOE bewegen sich nämlich mit etwas mehr als 23 Prozent der Goldvolatilitätsindex und der VIX (Vola der S&P-500-Aktien) auf einem ähnlichen Niveau. Das heißt: Die Diversifikation auf 500 Aktien bringt hinsichtlich des Investmentrisikos keine signifikanten Risikovorteile. Ein relativ schwankungsarmer Krisenschutz - was will man mehr?

Gold: Fed-Chef will höhere Inflation zulassen


In der vergangenen Handelswoche kündigte Fed-Chef Jerome Powell ein neues Inflationsziel an. In den kommenden Jahren sei man bereit, ein Überschreiten des bisherigen Inflationsziels von zwei Prozent zuzulassen. Höchste Priorität habe in der Zukunft folgendes Ziel: maximale Beschäftigung. Dies ermöglicht der US-Notenbank, auch bei mehr als zwei Prozent Inflation eine expansive Geldpolitik fortzusetzen. Obwohl der Goldpreis insbesondere auf lange Sicht als langfristiger Inflationsschutz gilt, profitierte er von der Kursänderung der Fed-Notenbanker auf kurze Sicht nicht - im Gegenteil. Nach der Powell-Rede tendierte das gelbe Edelmetall temporär in niedrigere Regionen. Anleger sollten sich davon aber nicht nervös machen lassen. Gold fungiert gewissermaßen als Feuerversicherung. Wer ihn besitzt, kann ruhiger schlafen und ist dennoch froh, wenn der Versicherungsfall nicht eintritt.

Aus charttechnischer Sicht vollzieht der Goldpreis auf dem erhöhten Niveau eine technische Korrektur. Oberhalb von 1.900 Dollar hat sich mittlerweile eine markante Unterstützung gebildet, die es nun zu verteidigen gilt. Ein klares Verkaufssignal lieferte im August allerdings der Timingindikator Relative-Stärke-Index (RSI). Er rutschte nämlich signifikant unter die Marke von 70 Prozent, was in der Chartlehre als Ausstiegssignal gilt. Dies stellte seit Anfang 2019 das vierte RSI-Verkaufssignal dar. Lediglich einmal (März 2020) folgte darauf ein Kursrückgang um über zehn Prozent. Fazit: Die Trefferquote kann somit als relativ bescheiden bezeichnet werden. Übergeordnet betrachtet, kann man dem Goldpreis trotz der jüngsten Schwächephase einen ausgesprochen gesunden Aufwärtstrend attestieren. Charttechnisches Ungemach droht erst im Falle eines Rückschlags in Richtung 1.700 Dollar. Zum einen, weil dort eine robuste Unterstützungszone angesiedelt ist und zum anderen, weil die langfristige 200-Tage-Linie ebenfalls hier anzutreffen ist. Ihr Unterschreiten interpretieren Chartisten stets als starkes Verkaufssignal.