Das Update für die Woche zum 29. Dezember wies ein nachlassendes allgemeines Interesse an Gold-Futures aus. So hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) innerhalb einer Woche von 560.800 auf 556.400 Futures (-0,8 Prozent) reduziert. Während Großspekulanten (Non-Commercials) skeptischer wurden, sind Kleinspekulanten (Non-Reportables) zuversichtlicher geworden. Per Saldo hat sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten von 315.100 auf 307.250 Kontrakte (-2,5 Prozent) ermäßigt. Obwohl sich damit innerhalb eines Jahres ein Minus in Höhe von über 16 Prozent eingestellt hat, hat sich der Goldpreis auf Jahressicht deutlich verteuert.
Große Terminspekulanten sind dadurch aufgefallen, dass sie ihr Long-Exposure um über 8.000 Futures zurückgefahren und zugleich ihr Short-Engagement um fast 1.300 Kontrakte ausgebaut haben. Dies schlug sich in einem Rückgang der Netto-Long-Position von 278.200 auf 268.900 Futures (-3,4 Prozent) nieder. Bei Kleinspekulanten hat hingegen eine markante Reduktion des Short-Engagements die Netto-Long-Position von 36.900 auf 38.400 Futures (+4,1 Prozent) ansteigen lassen.
Vor dem Jahreswechsel war "altbewährtes Gold" deutlich weniger gefragt als "digitales Gold" in Form von Bitcoins. Im letzten Monat des Jahres hat sich die mit Abstand wichtigste Kryptowährung um fast 48 Prozent verteuert, während das gelbe Edelmetall "lediglich" ein Plus von 6,8 Prozent erzielt hat. Dies alles stellt einen eindrucksvollen Beleg dar, dass das Misstrauen gegenüber Fiat-Währungen wächst und Anleger verstärkt nach Alternativen abseits von Aktien, Anleihen und Immobilien suchen.
Gold mit dickem Jahresgewinn
Ein extrem turbulentes Jahr liegt hinter uns und hat dem Goldpreis auf Dollarbasis einen Gewinn von 25 Prozent und in Euro gerechnet eine Wertsteigerung um 13,8 Prozent beschert. Damit gelang dem Krisenschutz zum zweiten Mal in Folge ein Wertzuwachs im zweistelligen Prozentbereich, schließlich verteuerte sich das gelbe Edelmetall im Jahr zuvor in Dollar um 18,3 Prozent und in Euro um 20,9 Prozent. Angesichts der corona-bedingten Horrormeldungen sollte die diesjährige Performance aber keine große Überraschung darstellen, schließlich haben die explodierenden Schulden und Geldmengen den langfristigen Werterhalt von Euro und Dollar erheblich in Frage gestellt. Gold bietet weder Zins- noch Dividendeneinkünfte. Dies hat den Vorteil, dass diese nicht in den negativen Bereich sinken bzw. gestrichen werden können.
Es ist davon auszugehen, dass Notenbanken wie die EZB oder die Fed an ihrer ultraexpansiven Geldpolitik noch jahrelang festhalten werden. Die US-Notenbank hat in diesem Jahr zum Beispiel ihr bisheriges Inflationsziel von zwei Prozent revidiert und will im Falle eines Überschreitens dieser Marke nicht gleich in den restriktiven Modus wechseln. Besonders interessant: Das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group zeigt derzeit für die anstehenden Sitzungen bis September 2021 Wahrscheinlichkeiten von 100 Prozent an, dass die Fed-Funds dauerhaft bei null bis 25 Basispunkte verharren werden. Dies könnte den Dollar nachhaltig schwächen, schließlich bieten Dollaranleihen kaum noch Renditen. Seit dem Corona-Crash im März hat der Dollarindex, der die US-Währung mit sechs anderen wichtigen Devisen vergleicht, fast 13 Prozent an Wert verloren. Erfahrungsgemäß gelten niedrige Zinsen und ein schwacher Dollar als vorteilhaft für Gold. Nun darf man gespannt sein, ob dem Krisenschutz in diesem Jahr ein erneuter Zuwachs im zweistelligen Prozentbereich gelingen wird. Angesichts der bislang noch nie dagewesenen Geldflut scheint dies kein Ding der Unmöglichkeit zu sein.