So wies zum Beispiel der am Freitagabend veröffentlichte Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission beim allgemeinen Interesse an Gold-Futures ein markantes Plus aus. Die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) hat sich nämlich innerhalb einer Woche von 496.700 auf 528.200 Kontrakte (+6,3 Prozent) erhöht und damit den stärksten Zuwachs seit drei Monaten erzielt. Zugegriffen haben vor allem große Terminspekulanten, die insgesamt mehr als 26.000 Gold-Futures neu eröffnet haben. Deutlich nach oben ging es aber auch mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten. Hier war auf Wochensicht ein Zuwachs von 278.500 auf 290.200 Kontrakte (+4,2 Prozent) registriert worden.

Unter Großspekulanten konnte man im Berichtszeitraum einen besonders starken "Run" auf Gold ausmachen. Sie haben nämlich ihr Long-Engagement (plus 17.600 Kontrakte) deutlich stärker ausgebaut als ihr Short-Exposure (plus 8.700 Futures). Dies schlug sich bei deren Netto-Long-Position in einem Wochenplus von 242.800 auf 251.800 Futures (+3,7 Prozent) nieder. Kleine Terminspekulanten (Non-Reportables) sind ebenfalls zuversichtlicher geworden, was sich am Anstieg der Netto-Long-Position von 35.700 auf 38.400 Kontrakte (+7,6 Prozent) ablesen lässt. Obwohl sich die internationalen Aktienmärkte weiterhin auf Erholungskurs befinden, scheint die Anziehungskraft von Gold weiterhin sehr ausgeprägt zu sein. Nur ein Beispiel: Zum neunten Mal in Folge wies der weltgrößte Gold-ETF SPDR Gold Shares Zuflüsse auf. Diesmal belief sich das Plus zwar auf lediglich drei Tonnen, insgesamt verbuchte der ETF während dieser neun Wochen eine Gewichtszunahme um fast 209 Tonnen.

Gold-Chart: Gesunder Aufwärtstrend


Aus charttechnischer Sicht gibt es beim Goldpreis keinen Grund zum Klagen. Vor zwölf Monaten brach der Krisenschutz aus seinem Seitwärtstrend nach oben aus und verteuerte sich seither um 36 Prozent. Im Zuge dieser Entwicklung entstand durch das Drehen der langfristigen 200-Tage-Linie nach oben ein klares Trendwechselsignal. Bedrohlich wurde die Lage lediglich im März, als an den Finanzmärkten unter dem Motto "Cash is king" alles verkauft wurde. Für kurze Zeit rutschte das gelbe Edelmetall damals unter die wichtige Durchschnittslinie. Dieses charttechnische Verkaufssignal erwies sich allerdings als "Bärenfalle". Im Bereich von 1.750 Dollar dürfte nun aber die charttechnische Luft zusehends dünner werden, da hier eine markante Widerstandszone verläuft. Ende 2011 sowie 2012 scheiterte das gelbe Edelmetall stets am Überwinden dieser Hürde. Ihr Überwinden dürfte dann einen Angriff auf das alte Rekordhoch von über 1.900 Dollar auslösen, welches im Herbst 2011 markiert worden war.

Angesichts der Hiobsbotschaften von der Konjunkturfront fragt man sich schon, worauf eigentlich der Optimismus der Börsianer basiert. Wenn Fed-Chef Jerome Powell in Q2 einen Einbruch der US-Wirtschaft um 30 Prozent für möglich hält und der Präsident der Boston Fed, Eric Rosengren, bis Ende des Jahres eine US-Arbeitslosenrate von 25 Prozent befürchtet, sollten Anleger kritisch hinterfragen, ob auf dem aktuellen Kursniveau nicht bereits mehr als genug Vorschusslorbeeren verteilt worden sind. Dass ein Investment in US-Aktien riskanter sein dürfte als der Kauf von Gold, zeigt auch die finanzmathematische Risikokennzahl Volatilität an. Der vom Terminbörsenbetreiber CBOE konzipierte und berechnete Volatilitätsindex VIX bemisst das Risiko für ein Investment in die 500 bedeutendsten Aktienunternehmen der größten Volkswirtschaft der Welt. Mit fast 30 Prozent übertrifft diese Kennzahl ihr Pendant auf Gold (19,6 Prozent) recht deutlich - und dies, obwohl eine Diversifikation auf viele Einzelwerte normalerweise eine reduzierte Volatilität bewirken sollte - aber was ist heutzutage schon normal?