Mit dem allgemeinen Interesse an Gold-Futures ging es hingegen erneut bergab. In der Woche zum 6. April hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 467.300 auf 463.350 Futures (-0,9 Prozent) reduziert. Während der Optimismus großer Terminspekulanten (Non-Commercials) gestiegen ist, sind Kleinspekulanten (Non-Reportables) im Berichtszeitraum skeptischer geworden. Per Saldo verzeichnete die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten ein starkes Plus von 193.700 auf 214.800 Kontrakte (+10,9 Prozent). Dies stellte immerhin den höchsten Wert seit fünf Wochen dar.
Eine markante Stimmungsveränderung war im Berichtszeitraum vor allem unter großen Terminspekulanten auszumachen. Sie haben nämlich ihr Long-Exposure um 22.000 Futures ausgebaut und zugleich ihre Short-Seite um 9.700 Kontrakte reduziert. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 167.500 auf 189.500 Futures (+13,1 Prozent) kräftig erhöht. Kompensiert wurde diese wachsende Zuversicht allerdings durch den nachlassenden Optimismus der Kleinspekulanten. Ihre Netto-Long-Position verzeichnete auf Wochensicht einen Rückgang von 26.200 auf 25.300 Futures (-3,4 Prozent). Auch der ETF-Sektor war eher von einer negativen Tendenz geprägt, schließlich sank in der vergangenen Woche allein beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares die gehaltene Goldmenge von 1.032,83 auf 1.026,07 Tonnen und rutschte damit auf den niedrigsten Wert seit zwölf Monaten ab.
Riskantere Assets gefragter als Gold
Im ersten Quartal litt Gold unter einem markanten Nachfragerückgang, insbesondere im ETF-Sektor. So meldete zum Beispiel der World Gold Council für die ersten drei Monate Nettoabflüsse im Volumen von 177,9 Tonnen, was vor allem auf Abgaben in Nordamerika (145,4 Tonnen) und Europa (51,7 Tonnen) zurückzuführen war. Signifikante Zuflüsse in Höhe von 17,8 Tonnen sind hingegen in Asien registriert worden. Zum Vergleich: Bei ETF-ähnlichen Bitcoin-Wertpapieren gab es im selben Zeitraum laut dem Internetportal Bitcoin Treasuries einen Anstieg der Bestände von 734.200 auf 879.100 Bitcoins zu vermelden. Bei einem aktuellen Bitcoin-Preis von 60.000 Dollar entsprächen die Zuflüsse einem Gegenwert von 8,7 Milliarden Dollar. Angesichts einer weltweiten Bitcoin-Marktkapitalisierung von aktuell über einer Billion Dollar, übertrifft Gold aufgrund einer geschätzten physischen Goldmenge von weltweit über 200.000 Tonnen den Wert aller Bitcoins um mehr als das Zehnfache. Weil einige Analysten dem digitalen Gold in Zukunft eine ähnliche Bedeutung zutrauen wie dem traditionellen Krisenschutz, haben Kursprognosen von mehreren 100.000 Dollar pro Bitcoin mittlerweile Hochkonjunktur.
Aus charttechnischer Sicht befindet sich der Goldpreis aktuell im Kampf mit einer wichtigen charttechnischen Hürde. Diese ist im Bereich von 1.750 Dollar angesiedelt und reicht bis in den Frühsommer vergangenen Jahres zurück. Als deutlich wichtiger sollten Investoren allerdings, die unterhalb von 1.700 Dollar verlaufende Unterstützungszone einordnen. Wird sie nachhaltig verletzt, beliefe sich der maximal Drawdown seit dem Rekordhoch im August auf über 20 Prozent. Weil viele Marktakteure dies als Beginn eines "Bärenmarkts" interpretieren würden, könnte chartinduzierter Verkaufsdruck aufkommen, der unter fundamentalen Aspekten allerdings eher nicht gerechtfertigt erscheint.
Bei der Analyse diverser technischer Indikatoren hat sich gegenüber der Vorwoche das Stimmungsbild leicht aufgehellt. Auf der Website Tradingview wechselte das Pendel der analysierten technischen Indikatoren von "Verkaufen" auf "Neutral". Von den insgesamt 26 Parametern stehen derzeit elf auf "Verkaufen" (Vorwoche: 9), sechs auf "Neutral" (Vorwoche: 10) und neun auf "Kaufen" (Vorwoche: 7).