Sowohl in den USA als auch in der Eurozone war ein extrem starker Anstieg der Inflation registriert worden. Während im Dezember 2020 der Dollar lediglich 1,4 Prozent p.a. an Kaufkraft verloren hat, war für den November bereits eine Teuerungsrate in Höhe von 6,8 Prozent p.a. zu beklagen. Auch bei der Gemeinschaftswährung Euro hat sich der Wertverfall in diesem Jahr erheblich beschleunigt. Von minus 0,3 Prozent (Dezember 2020) hat sich in der Eurozone die Inflation auf plus 4,9 Prozent p.a. (November) beschleunigt. Weil bei den Ursachen häufig auf corona-bedingte Sonderfaktoren verwiesen wird, scheinen viele Investoren dieser Argumentation zu folgen und strafen deshalb den altbewährten Inflationsschutz Gold mit Nichtachtung.
Auch das drohende Ende der ultraexpansiven Geldpolitik - zumindest in den USA - hat der Attraktivität von Gold nicht gerade geholfen. Steigende Zinsen generieren zwar höhere Opportunitätskosten (Zinsverzicht durch Goldbesitzer), allerdings sollte man dabei stets zwei Aspekte stets im Hinterkopf behalten. Erstens: Deutlich steigende Zinsen gefährden die Zahlungsfähigkeit hochverschuldeter Staaten und erhöhen dadurch die Ausfallrisiken der Schuldner. Zweitens: Auf lange Sicht dürfte die Inflationsrate höher ausfallen, als die Rendite von TripleA-Staatsanleihen, was meist als Argument zum Kauf von Gold interpretiert wird. Wer davon überzeugt ist, dass die Risiken der globalen Finanzsysteme beherrschbar bleiben oder gar nachhaltig gelöst werden, sieht möglicherweise keinen Grund zum Kauf von Gold. Alle anderen sollten auf eine angemessene Goldquote auf keinen Fall verzichten.
Grundsätzlich gab es in diesem Jahr zwei Marktsegmente, die für die enttäuschende Performance von Gold hauptverantwortlich waren: der weltweite Markt für physisch hinterlegte Gold-ETFs sowie der massive Verkaufsdruck an den Terminmärkten via Gold-Futures. Ordentliches Wachstum gab es hingegen beim Handel von Barren & Münzen sowie bei der Schmucknachfrage zu beobachten.
Als kontraproduktiv für Gold erwies sich zum einen die starke Performance wichtiger Aktienindizes diesseits wie jenseits des Atlantiks sowie die Befürchtung höherer Zinsen. Dies hat dazu geführt, dass vor allem US-Investoren in diesem Jahr massenhaft Gold-ETFs abgestoßen haben. Nur zur Erinnerung: Im Rekordjahr 2020 gab es in Nordamerika Goldzuflüsse in Höhe von 564,8 Tonnen und in Europa Bestandszuwächse von 256,3 Tonnen zu vermelden. Weil diese Investoren 2021 in großem Stil in Aktien umgeschichtet haben, flossen aus nordamerikanischen ETFs bislang 195,4 Tonnen und aus europäischen Wertpapieren 1,1 Tonnen Gold ab (Stand: 17.12.2021). Der stärkste "Aderlass" war in den Monaten Februar und März zu beobachten, während im November wieder signifikante Zuwächse registriert wurden.
Massiver Sell-Off an den Terminmärkten
Stark ausgebremst wurde der Goldpreis in diesem Jahr aber auch durch die massiven Verkäufe von Gold-Futures spekulativer Marktkräfte. So hat sich zum Beispiel die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), die als Indiz für das allgemeine Interesse an Gold-Futures angesehen wird, seit dem Jahresultimo von 556.400 auf 500.800 Kontrakte um 10,0 Prozent ermäßigt. Viel schwerer wiegt allerdings der Umstand, dass im Jahresverlauf der Optimismus großer und kleiner Terminspekulanten rapide abgenommen hat.
Unter den großen Terminspekulanten (Non-Commercials) war dieser Negativtrend besonders stark ausgeprägt. Deren Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) erodierte nämlich bis zum 21. Dezember von 268.900 auf 205.800 Futures (-23,5 Prozent). Eine ähnlich negative Entwicklung gab es auch unter Kleinspekulanten (Non-Reportables) zu vermelden. Deren-Netto-Long-Position musste im Berichtszeitraum einen Rückgang von 38.400 auf 30.200 Kontrakte (-21,4 Prozent) hinnehmen. Das Jahr 2021 war zweifellos für viele "Goldliebhaber" kein sonderlich guter Jahrgang. Angesicht der massiven Verwerfungen bei ETFs und Gold-Futures sollte man mit dem moderaten Minus im einstelligen Prozentbereich dennoch zufrieden sein. Seine Funktion als langfristiger Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz dürfte ungeachtet der diesjährigen Enttäuschung weiterhin gewährleistet sein.