Beim allgemeinen Interesse an Gold-Futures war zum zweiten Mal in Folge ein kräftiger Anstieg registriert worden. Gegenüber der Vorwoche hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 571.000 auf 612.600 Futures (+7,3 Prozent) erhöht und markierte damit das höchste Niveau seit März 2020. Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) sind im Gleichschritt spürbar optimistischer geworden, was sich bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten in einem signifikanten Anstieg niedergeschlagen hat. Hier stellte sich im Berichtszeitraum ein Plus von 275.500 auf 287.500 Kontrakte (+4,4 Prozent) ein. Ein noch stärker ausgeprägter Optimismus war letztmals im Februar dieses Jahres festgestellt worden.
Besonders interessant: Sowohl große als auch kleine Terminspekulanten haben ihr Long-Engagement besonders stark nach oben geschraubt. Bei Großspekulanten stellte sich auf Wochensicht ein Zuwachs um 19.400 Futures und bei Kleinspekulanten ein Plus von fast 2.000 Kontrakte ein. Dadurch legte die Netto-Long-Position um 3,8 Prozent von 250.200 auf 259.800 Futures (Großspekulanten) bzw. um 9,7 Prozent von 25.300 auf 27.750 Futures (Kleinspekulanten) zu. Damit dürften die Akteure an den Terminmärkten einmal mehr für den anziehenden Goldpreis verantwortlich gewesen sein, schließlich verteuerte sich dieser im Beobachtungszeitraum (9. bis. 16. November) - trotz signifikanter Abflüsse im ETF-Sektor - um immerhin ein Prozent.
Notenbanken im Blick behalten
An den Goldmärkten gelten die beiden Notenbanken Fed und EZB - bzw. deren Geldpolitik - als wichtige Einflussfaktoren. Am morgigen Mittwoch steht das Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung zur Bekanntgabe an. Dieses könnte neue Hinweise auf die aktuelle Stimmung in dem Entscheidungsgremium liefern. Sollte sich an den Finanzmärkten die Ansicht durchsetzen, dass möglicherweise früher als erwartet Zinserhöhungen beschlossen werden, dürfte dies den Goldpreis tendenziell eher belasten oder zumindest ausbremsen. Das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group zeigt derzeit eine Wahrscheinlichkeit von 77 Prozent an, dass wir im Juni 2021 höhere Zinsen als heute sehen werden, nachdem vor einer Woche hier lediglich ein Wert von 68 Prozent angezeigt worden war. Am Donnerstag dürfte dann EZB-Chefin für erhöhte Aufmerksamkeit sorgen. Ihr Tenor - insbesondere in puncto Inflation - könnte dem Goldpreis dann neue Impulse in die eine oder andere Richtung verleihen. Die EZB wird höchstwahrscheinlich deutlich länger mit einem Zinsschritt nach oben warten, was sich unter anderem an der seit Monaten zu beobachten Euroschwäche ablesen lässt.
Aus charttechnischer Sicht hat der Goldpreis zum Wochenstart einen empfindlichen Rückschlag in Richtung 1.800 Dollar erlitten, weil US-Präsident Biden den jetzigen Fed-Chef Jerome Powell für eine zweite Amtszeit vorgeschlagen hat. Das übergeordnete Chartbild hat sich dadurch erheblich eingetrübt, da mittlerweile eine Rückkehr in den Abwärtstrendkanal droht. Im Bereich von 1.870 Dollar markierte das gelbe Edelmetall am vergangenen Mittwoch zwar ein neues Fünfmonatshoch, danach ging es mit dem Krisenschutz allerdings steil bergab. Mit Blick auf die 200-Tage-Linie wäre nun wichtig, dass die langfristige Durchschnittslinie möglichst unverletzt bleibt und nicht nach unten dreht. Neue Kaufimpulse könnte das Edelmetall hingegen erhalten, wenn die 50-Tage-Linie die langfristige 200-Tage-Linie nach oben durchbricht. Aktuell fehlen für dieses Event, das unter Chartisten als "Golden-Cross" bezeichnet wird, ungefähr fünf Dollar.
Mit der jüngsten Goldpreisschwäche drehte das Pendel der Charttechnik-Website Tradingview gegenüber der Vorwoche von "Kaufen" auf "Verkaufen" - so schnell kann es gehen. Von den insgesamt 26 Parametern legen gegenwärtig zehn das "Verkaufen" (Vorwoche: 2), neun das "Halten" (Vorwoche: 9) und sieben das "Kaufen" (Vorwoche: 15) von Gold nahe.