Goldpreis: Unter den Profis wächst die Zuversicht
· Börse Online RedaktionIm wöchentlichen Rhythmus veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission den sogenannten Commitments of Traders-Report. Dieser setzt die Akteure an Goldmärkten über die aktuellen Trends und Stimmungen bei Gold-Futures in Kenntnis. Der Stimmungsbericht zeigt beispielsweise auf, ob sich im Vergleich zur Vorwoche das allgemeine Interesse an Gold-Futures erhöht oder abgeschwächt hat. Dies kommt durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zum Ausdruck, wobei ein Gold-Future den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold bewegt. Besonders stark interessieren sich die Anleger aber vor allem für die registrierten Transaktionen und daraus resultierenden Stimmungsveränderungen der unterschiedlichen Gruppen von Marktakteuren. Diese zeigen auf, wie sich die Stimmungen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Dies lässt dann Rückschlüsse zu, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.
Das am vergangenen Freitag veröffentlichte Update wies bei Gold-Futures für die Woche zum 2. Januar ein deutlich gestiegenes Interesse an Gold-Futures aus. Auf Wochensicht kletterte nämlich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 456.500 auf 500.700 Kontrakte (+9,7 Prozent). Ein deutlich gestiegener Optimismus war sowohl unter Großspekulanten als auch unter Kleinspekulanten zu beobachten. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten schlug sich dies in einem Anstieg von 149.500 auf 177.600 Futures (+9,7 Prozent) nieder. Große Terminspekulanten haben ihr Long-Exposure innerhalb einer Woche um fast 39.000 Futures nach oben gefahren und zugleich die Short-Seite um über 11.000 Kontrakte erhöht, wodurch deren Netto-Long-Position von 135.900 auf 163.300 Kontrakte (+20,1 Prozent) gestiegen ist. Bei kleinen Terminspekulanten ist ebenfalls die Long-Seite kräftiger gewachsen als die Short-Seite. Per Saldo machte sich dies in einem Zuwachs von 13.500 auf 14.300 Futures (+5,9 Prozent) bemerkbar. Die im Dezember zu beobachtende Verkaufswelle scheint somit erst einmal verdaut zu sein.
Auf Seite 2: Atempause nach Kursrally
In den vergangenen vier Wochen hat sich der Goldpreis aus charttechnischer Sicht ausgesprochen erfreulich entwickelt. In der Spitze erzielte das gelbe Edelmetall einen Kurszuwachs um über sieben Prozent. Im Zuge dieser Kursrally wurden sowohl die 100- als auch die 200-Tage-Linie nachhaltig überwunden, was in der Chartlehre als klares Kaufsignal gilt. Durch diese positive Tendenz wurde zudem sichergestellt, dass die beiden Durchschnittslinien nicht nach unten drehen. Solche Ereignisse werden unter Chartisten in der Regel als Hinweis für einen Trendwechsel interpretiert. Richtig spannend dürfte es werden, falls der Goldpreis in Richtung 1.350 Dollar klettern sollte. Hier verläuft nämlich eine massive charttechnische Widerstandszone, deren Überschreiten alles andere als einfach werden dürfte.
Außerdem zeigt zum Beispiel der Timingindikator Relative-Stärke-Index (RSI) mit aktuell 72 Prozent eine überkaufte Lage an. Sollte der RSI unter die Marke von 70 Prozent abrutschen, entstünde ein charttechnisches Verkaufssignal. Den Blick nach unten gerichtet, wäre allerdings eine andere Marke extrem wichtig - nämlich die im Bereich von 1.200 Dollar verlaufende massive Unterstützungszone. Weniger als 1.200 Dollar kostete Gold vor genau einem Jahr. Fazit: Nach der von 2011 bis Ende 2015 zu beobachten Baissephase mag man dem Goldpreis - trotz des Ausbruchs aus dem Abwärtstrend - noch kein "echtes Trendwechselsignal" attestieren. Bislang gelang lediglich ein Wechsel vom Abwärts- in einen Seitwärtsmodus.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.