Goldpreis: Unter den Profis wird die Stimmung immer schlechter
· Börse Online RedaktionEinmal pro Woche blicken die Akteure an den Goldmärkten gebannt auf den von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) veröffentlichten Bericht über die aktuelle Stimmung an den Terminmärkten. Dieser sogenannte Commitments of Traders-Report informiert unter anderem darüber, wie sich im Vergleich zur Vorwoche das allgemeine Interesse an Gold-Futures entwickelt hat. Messbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), wobei einem Kontrakt der Gegenwert von 100 Feinunzen Gold zugrunde liegt. Besonders aussagekräftig wird das Update für Investoren aber vor allem dadurch, dass man sich über die aktuellen Gemütslagen diverser Gruppen von Marktakteuren detailliert informieren kann. Denn der Bericht zeigt genau auf, wie sich innerhalb einer Woche die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Daraus lässt sich dann ableiten, wer optimistischer, wer skeptischer oder wer pessimistischer geworden ist.
In der Woche zum 25. September hat sich die Stimmung unter großen Terminspekulanten weiter verschlechtert. So hat sich zum Beispiel die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 469.400 auf 460.300 Futures reduziert. Bei der kumulierten Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten war auf Wochensicht eine markante Stimmungsverschlechterung von minus 1.700 auf minus 7.100 Kontrakte zu beobachten. Hierfür waren ausschließlich große Terminspekulanten verantwortlich, bei denen eine von minus 10.800 auf minus 17.600 reduzierte Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) zu Buche schlug.
Unter den Kleinspekulanten machte sich hingegen eine wachsende Zuversicht breit. Deren Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) hat sich nämlich im Berichtszeitraum von 9.200 auf 10.600 Kontrakte zum dritten Mal in Folge erhöht. Der Glaube an die Werthaltigkeit des Dollars scheint in der Finanzwelt weiterhin recht ausgeprägt zu sein, während der Euro nach den jüngsten Diskussionen um den italienischen Staatshaushalt alles andere als einen robusten Eindruck hinterlässt. Diesseits wie jenseits des Atlantiks drängt sich angesichts der ungesunden Entwicklung der Staatsschulden ein Goldinvestment geradezu auf.
Auf Seite 2: Gold mit negativer Neunmonatsperformance
Das Jahr 2018 schickt sich an - erstmals seit 2015 - wieder eine negative Performance beim Goldpreis aufzuweisen. In den ersten neun Monaten hat das gelbe Edelmetall auf Dollarbasis zehn Prozent an Wert verloren. Europäische Goldbesitzer verbuchten dank der Dollarstärke lediglich ein Minus von fünf Prozent. Verglichen mit den drei anderen Edelmetallen Silber (-16,9 Prozent), Platin (-12,4 Prozent) und Palladium (+5,5 Prozent) entwickelte es sich damit immerhin am "zweitbesten". Steigende Renditen bei US-Staatsanleihen und die anhaltend starke Anziehungskraft von US-Aktien, hat den Krisenschutz Gold deutlich ins Hintertreffen geraten lassen. Doch allen Unkenrufen zum Trotz kann das gelbe Edelmetall unter zwei Aspekten weiterhin glänzen.
Erstens: Physisches Gold in Form von Münzen oder Barren verfügt über einen intrinsischen (innewohnenden) Wert und weist somit absolut kein Kontrahentenrisiko auf. Seit seiner Existenz musst es noch niemals einen Totalverlust hinnehmen. Es gibt nur wenige Anlageklassen, die das von sich behaupten können. Zweitens: Obwohl viele Vermögensberater von Goldinvestments mit Verweis auf dessen Volatilität abraten, sollten Anleger solche Ratschläge kritisch hinterfragen. Besonders gut eignet sich hierfür der Blick auf die vom Terminbörsenbetreiber CBOE entwickelten und fortlaufend berechneten Volatilitätsindizes. Mit aktuell 10,7 Prozent weist der Gold-Volatilitätsindex (GVZ) nämlich eine geringere Volatilität als der S&P 500-Volatilitätsindex (VIX) aus, der trotz seiner Diversifikation auf 500 Aktien aktuell bei 12,1 Prozent notiert.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.