Bergauf ging es auch mit dem allgemeinen Interesse an Gold-Futures. So hat sich in der Woche zum 28. Dezember die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 500.850 auf 508.900 Futures (+1,6 Prozent) erhöht. Besonders erwähnenswert: Sowohl Großspekulanten (Non-Commercials) als auch Kleinspekulanten (Non-Reportables) sind im Berichtszeitraum optimistischer geworden. Innerhalb einer Woche hat sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten von 236.000 auf 245.700 Kontrakte (+4,1 Prozent) erhöht. Gegenüber Ende 2020 errechnet sich damit dennoch ein Minus in Höhe von 20,0 Prozent.

Große Terminspekulanten haben bei nahezu unveränderter Short-Seite ihr Long-Exposure um 7.250 Kontrakte aufgestockt. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 205.800 auf 213.150 Futures (+3,6 Prozent) erhöht, während bei Kleinspekulanten auf Wochensicht ein markantes Plus von 30.200 auf 32.500 Futures (+7,6 Prozent) registriert worden war. Vergleicht man diese Zahlen mit den Werten vor zwölf Monaten kann man sehr gut erkennen, dass die spekulativen Marktakteure verstärkt auf einen fallenden Goldpreis gewettet haben, schließlich haben sich deren Netto-Long-Positionen innerhalb eines Jahres um 20 Prozent (Großspekulanten) bzw. 15 Prozent (Kleinspekulanten) ermäßigt.

Im Jahr 2022 dürfte vor allem die drohende Wende in der Geldpolitik und die weitere Entwicklung der Inflation für ein hohes Maß an Spannung sorgen. Das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group zeigt zum Beispiel derzeit eine Wahrscheinlichkeit von über 65 Prozent an, dass wir bereits im März höhere Zinsen als heute sehen werden, nachdem vor einem Monat hier lediglich ein Wert von 27 Prozent angezeigt worden war. Neue Erkenntnisse über die Inflation erfahren die Marktakteure am Freitag, wenn die Dezember-Inflation in der Eurozone veröffentlicht wird. Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten soll sich diese von 4,9 auf 4,7 Prozent p.a. leicht reduziert haben.

Rückschlag in Richtung 1.800-Dollar-Marke


Auch im neuen Jahr scheint die Marke von 1.800 Dollar über eine magnetische Anziehungskraft zu verfügen. Nachdem Ende Dezember bei 1.830 Dollar noch ein Sechswochenhoch markiert worden war, legte das gelbe Edelmetall zum Jahresstart erst einmal den Rückwärtsgang ein. Nun droht ein Test der im Bereich von 1.800 Dollar angesiedelten 200-Tage-Linie. Sollte die langfristige Durchschnittslinie nachhaltig unterschritten werden, droht weiteres Ungemach. Dann wäre es nämlich nur eine Frage der Zeit, bis die Linie einen Trendwechsel nach unten vollzieht. Ein solches Ereignis gilt nämlich in der Chartlehre als langfristiges Verkaufssignal. Um dies zu verhindern, hilft nur ein starker und dauerhafter Sprung über die 1.800-Dollar-Marke.

Den Blick nach oben gerichtet, sind im Bereich von 1.830 Dollar, 1.860 Dollar und 1.900 Dollar charttechnische Hürden angesiedelt. Werden sie überwunden, dürfte ein Angriff auf die psychologisch wichtige Marke von 2.000 Dollar bzw. das Allzeithoch im Bereich von 2.070 Dollar immer wahrscheinlicher werden. Im vergangenen Jahr bildete sich beim Goldpreis zudem eine sogenannte Keil-Formation. Erfolgt ein Ausbruch nach oben, wäre dies als Kaufsignal zu interpretieren. Ein Rutsch darunter könnte hingegen erheblichen chartinduzierten Verkaufsdruck aufkommen lassen. Zwar kann sich der Keil in den kommenden Wochen bzw. Monaten weiter zuspitzen, wobei ein Ausbruch nach oben angesichts der wenig erbaulichen Fundamentalfaktoren (Inflation, Schuldenexplosion, negative Realzinsen, usw.) als deutlich wahrscheinlicher anzusehen ist.

Beim Blick auf wichtige Timingindikatoren überwiegt zum Start ins neue Handelsjahr der Optimismus. Aktuell steht das Pendel der Charttechnik-Website Tradingview nämlich eindeutig auf "Kaufen". Von den insgesamt 26 Parametern legen gegenwärtig zwei das "Verkaufen", neun das "Halten" und 15 das "Kaufen" von Gold nahe.