von Klaus buhl

Liebe Leserinnen und Leser,

in den vergangenen beiden Tagen wurde es im DAX und bei den Edelmetallen, für die sich viele Leser ganz besonders interessieren, etwas spannender, da die Schwankungsbreiten deutlich zunahmen.

Während der DAX ohne besonders relevante Nachrichten etwa 1,5 % verlor, zeigten sich die US- Märkte davon fast unberührt. Die Tatsache, dass die sogenannten Wirtschaftsweisen gestern bekannt gaben, ihre Prognose für die deutsche Konjunktur zurückzunehmen, stufe ich nicht als relevant ein. Denn dies ist natürlich in den deutschen Indizes seit dem jüngsten Kurseinbruch längst abgearbeitet.

Bisher sehen wir meiner Meinung nach im DAX nicht mehr als eine normale Atempause, die nach der Rallye von fast 1.000 Punkten grundsätzlich keine Schlagzeile wert wäre. Jeder Langstreckenläufer und jeder Sportler kennt das Phänomen. Deswegen bin ich immer wieder erstaunt, wie aufgeregt die Presse auf einen schwachen Tag im DAX reagiert, obwohl es doch hinlänglich bekannt ist, "dass es am Herd auch mal heiß werden kann".

Die bisher nur leichte Konsolidierung im DAX wurde übrigens schon am vergangenen Freitag eingeleitet. Im folgenden Chart erkennen Sie den damaligen Angebotsüberschuss an der negativen Kerzen-Formation die etwas an einen "Shooting-Star bzw. Abendstern" erinnert. Dieser Formation entfaltet übrigens nur dann ihre negative Wirkung, wenn sie am folgenden Handelstag mit einer negativen Kerze bestätigt wird, was hier eindeutig der Fall ist. Die Situation habe ich im Chart eingekreist.



Quelle: Tradesignalonline.com

Beachtenswert ist auch, dass sich diese Formation in unmittelbarer Nähe knapp unterhalb der leicht fallenden wichtigen 200- Tage- Linie bei 9.500 Punkten ereignet hat. In dieser Region ist mit heftigem Widerstand zu rechnen, da hier für viele Investoren die Demarkationslinie zwischen einem Bullen- und einen Bärenmarkt verläuft.

Positiv ist aber auf der anderen Seite, dass die Käufer den Kurs bereits über die kurzfristige 20- und die mittelfristige 50- Tage- Linie geschoben haben. Daher ist das gegenwärtige Patt zwischen Bullen und Bären im übergeordneten Sinne keine große Sache. Vielmehr ist es sogar normal, dass sich beide Lager in diesem Bereich neu sortieren. Solange wir oberhalb von 9.000 Punkten bleiben, sehe ich die Situation recht gelassen. Nicht nur wegen der psychologischen Wirkung der runden Marke, sondern viel mehr wegen der langen und hammerähnlichen Formation auf diesem Niveau, die unterstützend wirkt.

Da wichtige Indikatoren des inneren Marktes ganz eindeutig auf das Lager der Investoren zeigen, aber auch der US-Transportindex sehr positiv verläuft, bleibe ich bei meiner Meinung, dass der Markt gegenwärtig systematisch unter dem Einfluss der Nachfrage steht. Auch die sinkende Volatilität deutet darauf.

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US-Börse: Marktbreite zieht weiter an

in den vergangenen Tagen wurde von einigen Beobachtern kritisiert, dass die Serie neuer Hochs im S & P 500 zwar grundsätzlich positiv aber wegen des geringen Volumens dennoch mit Vorsicht zu genießen sei. Dies ist zwar formal richtig, zeigt aber auch wie sehr man sich als Charttechniker in den hunderten von Regeln und teils subjektiven Chartmustern "verrennen kann. Dies ist der Grund, warum ich von den klaren und objektiven Regeln der P & F Technik überzeugt bin, in denen eine Aktie entweder auf einem Kauf- oder einem Verkaufssignal handelt.

Ein sehr wichtiger Indikator des inneren Marktes ist die Relation der gehandelten Aktien, die oberhalb ihrer wichtigen 200- Tage- Linie handeln. Wie Ihnen die folgende Grafik zeigt, erreichte die Marktbreite gemessen an diesem Index ihren Höhepunkt Im Mai (Ziffer 5). 95 % der im S & P 500 Index gehandelten Aktien notierte oberhalb ihrer 200-Tage- Linie, was eine sehr hohe Marktbeteiligung quer über alle Sektoren bedeutet. Immerhin beginnt die obere extreme Zone schon bei 70 %. Oberhalb davon wird es immer schwieriger für die Investoren, weitere Aktien über die 200- Tage- Linie zu heben. Denn natürlich sind nicht alle Aktien von außergewöhnlich hoher Qualität und immer wieder nehmen die frühen und mutigen Investoren blitzschnell ihre Gewinne mit. Daher ist eine Marktbeteiligung von mehr als 90 % nicht gerade alltäglich. Von diesem Punkt aus betrachtet sind neue Investments bei hohen Ständen in diesem Risikoindikator wenig attraktiv, da alle Märkte dazu tendieren, möglichst rasch Ihre extremen Zonen wieder zu verlassen. Kursverluste sind dann die Folge.



Mitte Oktober war es dann genau umgekehrt und den sich abgebrühten Investoren wurde eine hervorragende Kaufgelegenheit präsentiert. Der Indikator stürzte ab auf etwa 40 %, was zwar per Definitionem noch kein extremer Marktzustand ist, in Zeiten des sehr billigen Geldes aber auch nicht häufig vorkommt. Immerhin sahen wir im Oktober den tiefsten Stand dieses Indikators seit dem Herbst 2012. Seither hat sich der Indikator wieder rasend schnell erholt und ist nun dabei, über die fallende Widerstandsgerade zu springen. Wie die vergangenen Monate gezeigt haben, ist nach oben noch etwas Platz und das Potenzial für Kurssteigerungen noch nicht ausgereizt. Aber auch nach unten hin sollten wir wachsam bleiben und Positionen absichern, sobald sich eine neue negative 0-Spalte in diesem Indikator bildet, die unter die Schwelle von 70 % rutscht. Insgesamt erleben wir derzeit eine hohe und positive Marktbreite, da immer mehr Aktien aus den verschiedensten Sektoren über ihre 200- Tage- Linie springen und dadurch den gesamten Markt stützen. Umgekehrt muss man aber auch anerkennen, dass sich die attraktivsten Kaufgelegenheiten im unteren Bereich des Indikators ergeben und nicht im oberen. Denn wie oben erklärt, ist im unteren Bereich des Indikators das Risiko gering und oben eher hoch.

Aber wie schon gesagt, solange wir in einer positiven X- Spalte handeln und immer mehr Aktien von der Nachfrage gelenkt werden, ist nicht mit größeren Gefahren zu rechnen.

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Gold vor einer Erholung?

Auch beim Goldpreis könnte es nun wieder spannend werden. Aus Ihren mich immer wieder erreichenden Zuschriften gehe ich davon aus, dass sich viele Leser für die Entwicklung des Goldpreises interessieren. Kein Wunder, kaum eine Anlagemöglichkeit ist mit so vielen Emotionen wie das gelbe Edelmetall verbunden. Und zu keinem anderen Thema erhalte ich so viele engagierte und wütende E-Mail-Antworten, wie wenn ich mich negativ über Gold äußere. Dabei bin ich regelmäßig bemüht, mich frei von Emotionen zu äußern.

Heute jedenfalls ist der Anlass eher positiv als negativ. Denn nach dem das Edelmetall fast 50 % von seinem bisherigen Hoch verloren hat, was übrigens charttechnisch betrachtet keine Besonderheit ist, könnte nun mal wieder eine deutliche Gegenbewegung anstehen. Vielleicht sogar bis an die Unterseite der fallenden Widerstandsgerade bei etwa 1.250 $ - jedenfalls wenn der deutliche Widerstand bei 1.180 geknackt würde.



Aber Achtung - Im Sinne der P & F Technik ist noch nichts vorgefallen, was auf eine systematische Erholung des Goldpreises deutet. Ganz im Gegenteil weist sogar das meist sehr zuverlässige Projektionsziel auf die Umgebung von 1.050 $. Auch bleibt zweifelsfrei die fallende Widerstandslinie unangetastet. Darüber hinaus wurde die zentrale Unterstützung bei 1.180 $ unterschritten.

Aber wie gesagt, ganz ohne Chancen sind die Käufer nicht. Denn mittlerweile sind wir sehr stark überverkauft und ungewöhnlich weit von der negativen Widerstandslinie entfernt. Und Kurse haben die Angewohnheit, immer wieder ihre jeweilige Trendgerade zu testen - sowohl die Unterstützungsgerade als auch die Widerstandsgerade. Der Chart belegt dies eindrucksvoll.

Zu Beginn der Woche hat sich eine X-Achse gebildet, die das wachsende Interesse der Investoren bestätigt. Bei weitem reicht diese Nachfrage noch nicht aus, um den Widerstand bei 1.180 $ zu knacken, geschweige denn ein Kaufsignal zu generieren. Dieses wurde erst bei 1.250 ausgelöst. Davon sind wir also noch ein gutes Stück weit entfernt. Falls wir aber die Marke von 1.180 $ überwinden würden, wo sich übrigens auch das bremsende Zwischentief aus dem Jahre 2013 befindet, würde sich beim Gold eine sehr interessante Trading-Gelegenheit für spekulative Investoren ergeben. Bitte behalten Sie aber im Hinterkopf, dass sobald wir unter das bisherige Tief rutschen, das Projektionsziel bei 1.050 erneut in den Vordergrund rückt. Positionen sollten also bei etwa 1.130 bis 1.140 abgesichert werden.

Bitte beachten Sie auch meinen Gratis-Börsenbrief und mein Gratis-E-Book mit den Erläuterungen zum "innerenMarkt".

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".