Die Experten der BayernLB erwarten kurzfristig ein ausgeglichenes Verhältnis von stützenden und belastenden Faktoren, die den Goldpreis lediglich seitwärts bewegen sollten. Eine Risikoaversion der Anleger und Käufe durch Zentralbanken könnten dem Preis Auftrieb geben. Weil mit einem Konjunktureinbruch aber vorerst nicht zu rechnen sei, dürfte es auch zukünftig Schwächephasen geben - und damit eine Chance zum Einstieg.
Rezessionserwartung eingepreist
Als Krisenwährung war der Goldpreis zu Beginn des Ukraine-Kriegs kräftig gestiegen, ehe er im Juli auf ein Zwischentief fiel. Seither konnte er sich etwas erholen, weil auch die Renditen langfristiger US-Staatsanleihen zurückgingen, schrieben die Experten vor einer Woche. Denn in den langfristigen Schuldscheinen sei eine Rezessionserwartung eingepreist, die den Goldpreis grundsätzlich stützt. Der überraschend robuste US-Arbeitsmarktbericht Anfang August nahm den Anlegern die Sorge vor einer Rezession etwas - und bremste laut Studie den Versuch des Goldpreises in den vergangenen Wochen aus, wieder über 1.800 US-Dollar zu klettern.
Schlagartig nach oben könne es für den Goldpreis gehen, wenn geopolitische Krisen eskalieren. So geschehen etwa im März, als Gold nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine bis auf 2.060 Dollar kletterte. Auf dem Radar haben die Fachleute nun etwa den Konflikt zwischen den USA und China um Taiwan sowie mögliche Gas-Lieferstopps. Im diesem Fall seien auch abrupte Anstiege möglich.
Indien und China kaufen
Die steigenden Realrenditen belasten den Goldpreis kurzfristig, doch Käufe von Zentralbanken aus Schwellenländern könnten sich als stützende Faktoren erweisen, so die BayernLB. In Summe erwarten die Experten einen wenig veränderten Goldpreis von etwa 1.750 US-Dollar. Sollte die Fed massiv gegen die noch sehr hohe Inflation vorgehen und die Renditen länger laufender US-Anleihen hoch bleiben, würde das Gold günstiger werden. Diese Phasen böten Anlegern die Chance, Positionen aufzubauen.
Das nutzte zum Beispiel Indien. Im Juli wurden 15,8 Tonnen Gold nach Indien aus der Schweiz heraus exportiert, was einem Anstieg von 7,7 Tonnen gegenüber dem Vormonat entspricht.
Auch China nutzte die ermäßigten Preise und holte sich laut Schweizer Zolldaten sogar 80,1 Millionen Tonnen Gold aus dem Alpenland. Chinas Einzelhandelskunden sind dafür bekannt, dass sie bei den richtigen Preisniveaus wieder in den Goldmarkt einsteigen. Hinzu kommt, dass in China einige Corona-bedingten Sperrungen aufgehoben wurden, was die Nachfrage nach dem Edelmetall ankurbelte. Die gestiegene Nachfrage aus China ließ die Goldexporte der Schweiz im Juli auf 186,2 Tonnen ansteigen - den höchsten Stand seit 2016.
Abwärtspotenzial erscheint begrenzt
Charttechnisch betrachtet hat der Goldpreis Anfang August einen seit Frühjahr intakten Abwärtstrend nach oben verlassen. Die jüngste Korrektur führt die Notiz nochmals auf die Trendlinie zurück. Kann das Niveau kurzfristig verteidigt werden, könnte demnächst ein neuer Anlauf zur nachhaltigen Überwindung der 50-Tage-Linie folgen. Die verläuft aktuell bei 1.769 Dollar.
BÖRSE ONLINE rät, an schwachen Tagen eine Gold-Position aufzubauen. Längerfristig bestehen weiterhin gute Chancen auf ein Comeback des Edelmetalls. mmr mit dpa