An Schlagzeilen mangelt es Google nicht gerade. Soeben hat der Internetkonzern mit Titan Aerospace einen Drohnenhersteller gekauft, dessen Fluggeräte mit Solarzellen bestückt sind und jahrelang in großen Höhen schweben können. Larry Page, der Chef der Kalifornier, will damit das Internet auch in abgelegene Regionen dieser Erde bringen - und gleichfalls mehr Menschen in den Genuss der zahlreichen Erfindungen, die der Hightechkonzern im Silicon Valley entwickelt.

Der Kaufpreis ist nicht veröffentlicht. Titan dürfte aber eher zu den kleineren Deals des Konzerns zählen. Für Nest, Hersteller von digitaler Hausregeltechnik und Feuermeldern, blätterte Google vor Monaten 3,2 Milliarden Dollar hin. Auf Roboterfirmen wie Boston Dynamics hatte Page auch Appetit. Und dann tüftelt der Konzern ja noch intensiv am selbst fahrenden Auto, für das jede Menge teurer Sensor- und Kommunikationstechnik notwendig ist. Die umstrittene Datenbrille Google Glass, die soeben in begrenzter Menge erstmals in den Handel ging, will ja auch bezahlt werden.

Wer auf so vielen Baustellen unterwegs ist, braucht viel Bares. Überdies investiert der Betreiber der erfolgreichsten Suchmaschine der Welt, des Navigationsdienstes Maps, des E-Mail-Dienstes Gmail und diverser anderer Webtools Milliarden in Serverfarmen. Die gigantischen und stets wachsenden Datenmengen, die täglich bei den Anfragen von Millionen Nutzern entstehen, müssen ja verarbeitet werden.

Zumindest der Ausbau der Infrastruktur scheint auch auf den ersten Blick sinnvoll. Doch die Kostenflut ist vielen Börsianern gerade sauer aufgestoßen. Die Ergebnisse für das erste Quartal blieben hinter den Erwartungen zurück. Google steigerte den Umsatz zwar um 19 Prozent auf 15,4 Milliarden Dollar. Der Gewinn wuchs jedoch bloß um magere drei Prozent auf 3,7 Milliarden. Die Gewinnmarge ist im Rückwärtsgang.

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Wofür der ganze Aufwand?

Es ist Googles Gretchenfrage, die an der Wall Street für Aufregung sorgt: Gibt der Konzern nicht viel zu viel Geld für Projekte aus, bei denen noch lange nicht absehbar ist, ob sich daraus irgendwann Geschäftsmodelle entwickeln? Und falls ja, wie viel werfen diese dann ab?

Vor drei, vier Jahren trieben solche Fragen Investoren schon einmal um. Damals drohte die Suchmaschine Marktanteile zu verlieren, weil absehbar war, dass Nutzer künftig weniger via PC, sondern mehr mit mobilen Geräten surfen würden. Googles Antwort war die Entwicklung des mobilen Betriebssystems Android - und die gewagte und über zwölf Milliarden Dollar teure Übernahme des Handytitanen Motorola.

Es hagelte Kritik, die Aktie kam unter Druck. Inzwischen ist Android das mit Abstand dominierende Betriebssystem auf Smartphones und Tablets. Google hat wichtige Patente von Motorola behalten, der Rest wird verkauft. Page hat bewiesen, dass er zwar gern mal mit teuren Projekten spielt, aber das Geschäft dennoch stets im Blick hat.

Fakt ist: Die Gewinnmargen sinken, etwa weil mobile Anzeigen rund um die Websuche nicht ganz so gut bezahlt sind wie Werbung auf PCs. Und womöglich sind künftige Geschäfte wie Webverbindungen in entlegene Regionen noch weniger gewinnträchtig. Doch bislang hat das Unternehmen es verstanden, ein einzigartiges Bündel aus Webdiensten aufzubauen, die eine klare Marktführerschaft begründen.

Die Konkurrenz schläft sicher nicht, Facebook ist bei Webwerbung ebenfalls erfolgreich. Doch bislang waren viele von Googles Innovationen einzigartig. Auch Geschäfte von morgen, etwa mit Daten aus dem Straßenverkehr, könnten sehr lukrativ werden. Anleger sollten mehr die Chancen, denn die Risiken sehen. Trotz Schlagzeilen.

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