Mit dem Börsengang (IPO) des chinesischen Internetriesen Alibaba wird Unternehmens­gründer Jack Ma wohl einen histori­schen Rekord aufstellen. 20 Milliar­ den Dollar oder mehr könnte der IPO, der wohl am 19. September stattfin­det, einspielen. Eine solche Summe hat bisher kein Unternehmen bei ei­nem Börsengang erzielt. Die beiden chinesischen Finanzinstitute ABC Bank und ICBC erlösten 2010 ohne Be­rücksichtigung der Mehrzuteilungs­option jeweils gut 19 Milliarden Dol­lar. Beim bisher größten Technolo­gie-­IPO sammelte Facebook vor zwei Jahren 16 Milliarden ein.

Der voraussichtlich größte Bör­sengang aller Zeiten dürfte die Kurse im ohnehin schon gut gelaufenen In­ternetsektor weiter anheizen. "Der Alibaba­-IPO wird die Aufmerksam­keit für den Internetsektor weiter steigern", sagt Sebastian Werner, Portfoliomanager US­- und globale Wachstumswerte bei der Fondsge­sellschaft DWS.

Der Branchenindex Nasdaq Inter­net verdreieinhalbfachte sich in den vergangenen fünf Jahren und ließ den Dow Jones weit hinter sich. Der US-Standardwerteindex stieg selbst unter Berücksichtigung von Divi­dendenzahlungen "nur" um rund 100 Prozent.

Von der Rally im Internetsektor profitieren aber nicht alle Werte glei­chermaßen. Gesucht sind insbeson­dere die Branchenführer mit einem schwer zu kopierenden Geschäfts­modell oder einer kaum angreifba­ren Marktstellung. Die Aktie von Facebook etwa erreichte jüngst ein Allzeithoch, die Titel von Google no­tieren nur knapp unter dem höchs­ten Stand aller Zeiten und das Papier des Internetreisebüros Priceline ließ die magische Marke von 1000 Dollar schon im Herbst vergangenen Jahres hinter sich. Seitdem ging es noch ein­ mal um rund ein Drittel aufwärts.

Unter diesen Voraussetzungen könnte auch der Börsengang von Ali­baba ein Erfolg werden. Den Kern von Mas Internetimperium bilden der Ebay­Klon Taobao und das Ein­kaufsportal Tmall für Firmenkun­den. Rund zwei Dutzend Tochter­firmen garnieren das chinesische Al­lerlei. Nach dem Sprung auf das New Yorker Börsenparkett könnte Ali­baba mit über 200 Milliarden Dollar bewertet werden, schätzen Analys­ten. Im Internetsektor bringt derzeit nur Google mehr auf die Waage. Facebook kratzt nach der jüngsten Kursrally immerhin an der 200-Mil­liarden­Dollar­-Marke.

Alibabas Marktkapitalisierung er­ scheint auf den ersten Blick exorbi­tant hoch, relativiert sich aber bei genauerer Betrachtung. Im ersten Geschäftsquartal steigerte der chi­nesische Internethändler seinen Umsatz um 46 Prozent auf 2,5 Milli­arden Dollar, der Überschuss ver­dreifachte sich nahezu auf zwei Mil­ liarden. Auf das Jahr hochgerechnet wären das acht Milliarden Dollar Ge­winn. Das Kurs-­Gewinn­Verhältnis läge damit bei 25. Alibaba wäre so­ mit zwar höher bewertet als Google, aber deutlich niedriger als etwa Fa­cebook.

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Ein Markt wird erwachsen

Den Zeitpunkt für den Börsen­gang hätte der ehemalige Englisch­lehrer Jack Ma wohl kaum besser wählen können. 14 Jahre nach dem Platzen der Dotcom­-Blase an den Börsen und der anschließenden Pleite vieler damals gefeierter Inter­netunternehmen hat sich die Bran­che zu einem etablierten Wirt­schaftszweig mit Milliardenumsät­zen gemausert.

Während zur Jahrtausendwende etwa 360 Millionen Menschen Zu­gang zum Web hatten, sind es heute mehr als 2,8 Milliarden. Davon pro­fitieren natürlich Firmen wie der Onlinehändler Amazon. Das von Jeff Bezos gegründete Unternehmen fegte schon ganze Kaufhausketten vom Markt. Mit dem Durchbruch von Facebook oder von Nachrichten­diensten wie Twitter und Whatsapp änderten sich auch die Kommunika­tionsgewohnheiten. Offene Stellen werden heute oft nicht mehr per In­serat besetzt, sondern über Karriere­netzwerke wie LinkedIn oder Xing. Getragene Klamotten, das ausge­diente Smartphone oder gar der fahr­bare Untersatz finden beim Online­auktionshaus Ebay einen Käufer - bezahlt wird online per Paypal.

Die Redaktion von €uro am Sonn­tag hat die Internetbranche durch­leuchtet und sieben aussichtsreiche Aktien herausgefiltert - von eta­blierten Konzernen wie Google bis zu Newcomern wie der chinesischen YY.com. Wem Einzelwerte zu ris­kant sind, der setzt auf einen breit gestreuten Technologiefonds.

Auf Seite 3: Google: Basisinvestment im Internetsektor

Basisinvestment im Internetsektor

Das von Sergey Brin und Larry Page gegründete Unternehmen ist inzwischen längst mehr als eine reine Internetsuchmaschine. Die Videoplattform Youtube etwa gehört ebenso zum Google-Imperium wie das mobile Betriebssystem Android oder eine ganze Reihe von Roboterfirmen.

Im Lauf der Jahre füllte sich auch der Geldspeicher der Kalifornier: Mehr als 58 Milliarden Dollar hortet Google inzwischen. Geld, mit dem der Konzern sogar den Onlinehändler Amazon in seinem Kerngeschäft angreifen könnte. In New York, Los Angeles und San Francisco fahren seit Monaten blau-weiße Lieferwagen mit der Aufschrift "Google Shopping Express" durch die Straßen. In einem Pilotprojekt hat sich Google mit diversen Einzelhandelsmarken zusammengetan, um Amazons Vorherrschaft im Online-Handel zu brechen.

Im Internetbereich ist die Google-Aktie ein Basisinvestment. Mit einem KGV im niedrigen 20er-Bereich für das laufende Jahr eignet sie sich auch für konservative Anleger mit einem langen Zeithorizont.

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Auf Seite 4: Twitter: Sprung in die Gewinnzone

Sprung in die Gewinnzone

Kritiker werfen dem Kurznachrichtendienst vor, den Anschluss an das weltgrößte soziale Netzwerk Facebook zu verlieren. Tatsächlich hinkt Twitter bei den Nutzerzahlen hinterher. Zum Ende des zweiten Quartals nutzten 271 Millionen Menschen den Zwitscherdienst - Facebook zählt mehr als 1,3 Milliarden Mitglieder. Aber schon vor Monaten betonte Twitter-Chef Dick Costolo, dass dem Nutzerwachstum höchste Priorität eingeräumt werde. Die Anleger nehmen die Ankündigung ernst und hievten die Aktie in den vergangenen Monaten deutlich nach oben.

Das liegt aber auch am möglichen Turnaround, der in diesem Jahr gelingen kann. Nach einem operativem Verlust von über einer halben Milliarde Dollar soll Twitter im laufenden Jahr 240 Millionen Dollar Gewinn einfahren. Auf bereinigter Basis dürfte unter dem Strich sogar ein positives Ergebnis stehen. Gleichzeitig ist mit einer Umsatzverdopplung au 1,4 Milliarden Dollar zu rechnen. Die Chancen stehen gut, dass die Twitter-Aktie ihre Richtung hält.

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Auf Seite 5: Baidu: Chinas führende Suchmaschine

Chinas führende Suchmaschine

Der chinesische Internetmarkt ist einer der am schnellsten wachsenden, unterliegt gleichzeitig aber einer strengen staatlichen Zensur. In dem Riesenreich werden soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter, das Videoportal Youtube oder Webseiten von Menschenrechtsorganisationen und ausländischen Medien geblockt. Auch Google spielt in China kaum eine Rolle. Marktführer ist die Suchmaschine Baidu, die ihre Suchen zensiert.

Am Geschäftserfolg der Chinesen ändert das nichts. Genau wie der Aktienkurs entwickeln sich Umsatz und Gewinn stetig nach oben. Für dieses Jahr rechnen Analysten mit einem Umsatzsprung um 55 Prozent auf gut acht Milliarden Dollar. Das operative Ergebnis soll von 2,3 Milliarden auf 2,6 Milliarden Dollar klettern. 2015 ist mit einem noch deutlicheren Gewinnsprung auf 3,5 Milliarden zu rechnen, die Erlöse sollen dann bereits mehr als elf Milliarden Dollar erreichen. Die Bewertung erscheint angesichts der Wachstumsraten nicht zu hoch. Die Aktie dürfte ihre Richtung beibehalten.

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Auf Seite 6: Facebook: Zuckerberg macht mobil

Zuckerberg macht mobil

Nach dem verpatzten Börsenstart vor zwei Jahren eilt die Aktie von einem Hoch zum nächsten. Facebook-Chef Mark Zuckerberg gelang, was viele Skeptiker lange nicht für möglich hielten: Das mit über 1,3 Milliarden Mitgliedern weltgrößte soziale Netzwerk erzielt mittlerweile einen Großteil seiner Einnahmen mit Werbeeinblendungen auf mobilen Geräten wie Smartphones oder Tablet-PCs. Im vergangenen Quartal trug das Geschäft auf mobilen Geräten bereits 62 Prozent zu den Werbeerlösen bei - im Vorjahresquartal waren es erst 41 Prozent.

Analysten trauen Facebook im laufenden Jahr ein kräftiges Umsatzplus von 55 Prozent auf gut zwölf Milliarden Dollar zu. Der operative Gewinn soll sich auf knapp acht Milliarden Dollar mehr als verdoppeln. 2015 dürften bereits über 16 Milliarden Dollar durch die Bücher der Kalifornier fließen. Der operative Gewinn soll gleichzeitig mehr als zehn Milliarden. Mit einem KGV von über 40 für das laufende Jahr ist die Aktie zwar nicht mehr billig, allerdings relativieren die hohen Wachstumsraten die Bewertung. Die Facebook-Aktie bleibt aussichts- reich, ist aber aufgrund der Bewertung spekulativ.

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Auf Seite 7: Yahoo: Das Kerngeschäft gibt's umsonst

Das Kerngeschäft gibt's umsonst

Die Aktie des Internetveteranen Yahoo legt im Vorfeld des Alibaba-Börsengangs schon kräftig zu. Schließlich hält der von Marissa Mayer geführte Konzern knapp 23 Prozent an Alibaba. Bei einem Börsenwert von 200 Milliarden Dollar wäre Yahoos Beteiligung an dem chinesischen Internetriesen etwa 45 Milliarden Dollar wert. Damit aber nicht genug: Der Internet-Dino verfügt noch über eine weitere Beteiligung in Asien, nämlich Yahoo Japan. Die Amerikaner halten rund 35 Prozent an dem japanischen Webportal, das an der Börse mit 23 Milliarden Dollar bewertet wird. Der Wert der Beteiligung beträgt damit rund acht Milliarden Dollar.

Der gesamte Yahoo-Konzern bringt aber gerade einmal 40 Milliarden Dollar auf die Waage - der Wert der Beteiligungen übersteigt Yahoos Börsenwert somit um rund 13 Milliarden Dollar. Yahoo-Chefin Mayer kämpft zwar noch immer mit Problemen im Kerngeschäft mit Onlinewerbe- anzeigen, der Bereich zeigte zuletzt aber wieder Wachstumsraten. Für Fantasie sorgt außerdem die schnell wachsende Blogging-Plattform Tumblr, die Yahoo im vergangenen Jahr übernahm. Die Aktie erscheint unterbewertet.

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Auf Seite 8: Priceline: Mit Captain Kirk in neue Dimensionen

Mit Captain Kirk in neue Dimensionen

Fans der Science-Fiction-Serie "Raumschiff Enterprise", die in den 60ern Kultstatus erlangte, ist William Shatner durch seine Rolle als Captain Kirk ein Begriff. Shatners Popularität ist wohl einer der Gründe für den rasanten Aufstieg des Onlinereisebüros Priceline. Der 83-Jährige ist noch immer das Werbegesicht der Amerikaner, die mit diversen Töchtern - darunter das bekannte Hotelbuchungsportal booking.com - inzwischen in über 200 Ländern vertreten sind.

Trotz des fulminanten Kursanstiegs der vergangenen Jahre ist die Aktie nicht zu teuer. Priceline erzeilit seit Jahren hohe zweistellige Wachstumsraten. Daran dürfte sichkünftig nichts ändern. Einem Anstieg des operatven Gewinns um ein Drittel auf 3,4 Milliarden Dollar in diesem Jahr steht ein KGV im unteren 20er-Bereich gegenüber. 2015 soll das operative Ergebnis um ein Viertel zulegen. Auch auf der Umsatzseite glänzt das Unternehmen mit hohen Zuwachsraten. Zwischen 2013 und 2015 dürften die Erlöse von 6,8 Milliarden auf 10,5 Milliarden Dollar klettern. Nach einer Verschnaufpause befindet sich die Aktie wieder im Aufwärtstrend.

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Auf Seite 9: YY: Schnell wachsendes China-Netzwerk

Schnell wachsendes China-Netzwerk

Erst seit Mitte 2013 an der Börse gelistet, entwickelt sich die Aktie des in China beheimateten sozialen Netzwerks YY zum Liebling der Investoren. Seit dem IPO legte der Kurs um 700 Prozent zu. Trotz dieser fulminanten Entwicklung beläuft sich die Marktkapitalisierung mit fünf Milliarden Dollar nur auf einen Bruchteil dessen, was etwa Facebook auf die Waage bringt. Auch die Bewertung ist noch nicht zu hoch. Im laufenden Jahr rechnen Analysten mit einem Umsatzsprung um fast 90 Prozent auf gut 550 Millionen Dollar. Das operative Ergebnis soll sich auf 160 Millionen Dollar mehr als verdoppeln. Mit solchen Wachstumsraten kann nicht einmal Facebook aufwarten.

Dennoch liegt die Bewertung deutlich unter der des Marktführers. Im kommenden Jahr sinkt das KGV voraussichtlich auf knapp über 20 - Facebook wird fast doppelt so hoch bewertet. Die Aktie von YY bietet also noch Potenzial und eignet sich speziell für risikofreudige Anlieger, die auf China setzen wollen.

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Auf Seite 10: DNB Technology A: Der letzte Dinosaurier

DNB Technology A: Der letzte Dinosaurier

Wer einen Fonds sucht, der ausschließlich in Internetaktien investiert, hat es schwer. Zu Zeiten des Neuen Marktes gab es viele, doch nach dem Platzen der Internetblase wurden sie eingestampft oder fusionierten zu breiten Technologiefonds, um mehr Stabilität zu bieten. Übrig geblieben ist der 1998 gegründete Nordinternet von Pioneer, in dessen auf 20 Millionen Euro geschrumpftem Portfolio die Aktien von Amazon, Priceline, Ebay, Google und Yahoo an den obersten Positionen stehen. Der Haken: Er ist extrem schwankungsanfällig.

Auch über Indexfonds lässt sich das Thema Internet nur schwer unverwässert spielen. Es gibt zwar einen ETF von Powershares auf den Nasdaq-Internet-Index, er lässt sich aber nur über Online-Broker wie Cortal Consors handeln.

Eine andere Möglichkeit sind Technologiefonds, die große Teile ihres Anlagevermögens in Papiere wie Google, Yahoo oder Priceline investieren. Ein hervorragendes Exemplar ist der DNB Technologie, in dessen Portfolio sich aber auch Apple oder SAP finden - doch auch die haben inzwischen ja irgendwie etwas mit dem Internet zu tun.

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