Den größten Nutzen von Künstlicher Intelligenz (KI) sieht Schmidt in der Medizintechnik. Die auf Optik basierende Diagnoseleistung von Computern sei besser als die des Menschen. Deshalb werden vor allem in der Medizin bald gewaltige Fortschritte gemacht werden. So könne in der Dermatologie ein Computer viel sicherer einen Hautkrebs erkennen als ein sehr erfahrener Arzt - "denn der Arzt hat vielleicht tausende Karzinome gesehen, der Computer aber Millionen".
Ähnliches gelte etwa auch in der Diagnostik im Augenbereich. Schmidt: "Alles, bei dem es in der Medizin auf das Sehen ankommt, kann der Computer besser, weil er viel mehr Erfahrungen als ein Mensch sammeln und vergleichen kann." Entsprechend investiere Google in Unternehmen, die solche Technologien entwickeln oder setze eigene Forscher daran.
Keine Angst vor denkenden Maschinen
"Haben Sie keine Angst vor den Killer-Robotern, die kommen nicht so schnell" erklärte Schmidt zu Befürchtungen in Teilen der Gesellschaft, Computer würden bald Millionen Menschen arbeitslos machen. "Wir bei Google arbeiten mit Menschen und nicht gegen sie." Allerdings werde die KI durch die beschleunigte Entwicklung neuer Technologien "die Welt dramatisch verändern". Und dafür werde Google sicher die passende Plattform bieten: "Es ist das umfassend Neueste, das ich kenne."Wer Angst vor der Vernichtung von Arbeitsplätzen durch intelligente Maschinen habe, dürfe nicht vergessen, dass nicht nur in Ländern wie Deutschland oder Portugal, sondern auch in den USA oder China die demografische Entwicklung darauf hindeute, dass eine schrumpfende arbeitende Bevölkerung ihre Produktivität nur durch mehr Einsatz KI erhalten könne.
Hate-Speech selbst regulieren
Auch auf die Risiken durch Social Media gekoppelt mit Künstlicher Intelligenz ging Schmidt vor den rund 1500 Studenten im Audimax der TU ein. Ob Manipulationen von Meldungen, Fake-News, falsche Identitäten oder Einflussnahme auf demokratische Wahlen - Google tue viel dafür, um das Erkennen zu verbessern und entsprechend zu reagieren. "Wir arbeiten zum Beispiel an einem Programm, bei dem jeder selbst einstellen kann wie viel Hate-Speech er in seiner Kommunikation zulassen will." Allerdings wolle Google das nicht selbst regulieren: "Das entscheidet jeder selbst", so Schmidt, der dem Google- bzw. Alphabet-Konzern weiterhin als "technischer Berater" zur Verfügung steht.Mit Blick auf die Gründung der TU München vor 150 Jahren, aus der Erfindungen wie der Kühlschrank oder der Dieselmotor hervorgegangen sind, erklärte Schmidt: "Wir sind erst am Anfang einer riesigen Transformation." Man solle aber keine Angst davor haben, dass wenn die Computer schlauer werden sie die Menschen dann auch kontrollieren. Mit diesem Thema beschäftige sich auch Google ganz besonders: "Die ethische Frage ist uns eine der wichtigsten." Selbst wenn ein Unternehmen oder eine Organisation KI zu missbnrauchen, würde das nicht funktionieren, denn "ich glaube, dass es immer jemanden gibt, der so etwas an die Regierung oder zuständigen Stellen verrät, die dann eingreifen können".
Zusammen mit TU-Präsident Professor Wolfgang A. Herrmann gab Schmidt am Freitagabend in München auch bekannt, dass Google als "TUM Partner of Excellence" eine Stiftung zur Förderung des akademischen Nachwuchses mit einer Million Euro unterstützt. Zudem wird der US-Konzern in den kommenden Jahren die TUM mit weiteren Geldspenden und Sachmitteln sowie durch personelle Unterstützung fördern.