Der Konzern aus dem Silicon Valley läuft sich gerade warm, um der Automobilindustrie mit einem selbstfahrenden Wagen das Fürchten zu lehren. In den kugelrunden Stadtflitzer mit Radar auf dem Dach, der derzeit auf amerikanischen Straßen getestet wird, kann man sich in Frankfurt zwar nicht setzen. Doch wird der Auftritt von Vertretern des US-Konzerns in der Branche mit Spannung und auch ein wenig Angst erwartet.

"Jetzt steigt einer der ganz großen Player aus der IT-Welt in den Ring", sagt Marketingexperte Sven Henkel. Der Leiter des Automotive Instituts for Management in Oestrich-Winkel hält es für möglich, dass Google in absehbarer Zeit ein Auto in großer Stückzahl auf den Markt bringen wird. Auch Apple soll an einem Elektroauto tüfteln. Der Hersteller von iPhone und iPad ist zwar nicht auf der IAA vertreten, deren Schwerpunkte in diesem Jahr die digitale Vernetzung und automatisiertes Fahren sind. Die Spekulationen über Pläne der beiden IT-Giganten für eigene Autos setzen die traditionellen Autobauer aber mächtig unter Druck. Denn das Sammeln von Daten und darauf aufbauende Dienstleistungen gelten als Zukunftsgeschäft in der Branche.

Da Software durch die zunehmende Vernetzung immer wichtiger wird und diese vor allem von Technologiefirmen kommt, könnten die Autobauer langfristig zu Zulieferern von Karosserien und Fahrwerken degradiert werden. "Die große Gefahr ist, dass die traditionellen Hersteller am Ende als margenschwache Hardware-Lieferanten dastehen", glaubt Autoexperte Stefan Bratzel aus Bergisch Gladbach. Denn das eigentliche Geschäft wird künftig mit den Informationen aus den Fahrzeugen gemacht.

Diese Daten wollen die Autobauer deshalb möglichst nicht preisgeben. Um Google und Apple das Feld nicht zu überlassen, haben BMW, Daimler und Audi zudem kürzlich den Navigationsdienst Nokia Here für rund 2,5 Milliarden Euro übernommen. Hochpräzise Karten sind wichtig, damit selbstfahrende Autos ans Ziel finden.

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WER BAUT AUTOS FÜR GOOGLE UND APPLE?



Die Automobilindustrie will verhindern, dass IT-Konzerne die Kontrolle über die Schlüsseltechnologie gewinnen, um so die Preise zu diktieren. Zugleich bieten sie den Technologiekonzerne ihre Zusammenarbeit an. Das geht so weit, dass sie vielleicht bald Autos im Auftrag der IT-Unternehmen bauen: "Eine Option könnte sein, dass die Autos in einem Joint Venture entstehen und wir diese dann bauen", ließ Daimler-Chef Dieter Zetsche jüngst die Branche aufhorchen. Seitdem fragen sich viele: Wird der Pionier des Automobils irgendwann zum Auftragsfertiger?

Zetsche betont zwar, seine Überlegungen seien "rein fiktiv". Experten halten es jedoch nicht für unwahrscheinlich, dass die Autobauer künftig die zweite Geige spielen werden. Autoexperte Bratzel denkt dabei weniger an Daimler als an Massenhersteller wie Peugeot oder Fiat-Chrysler, die mit Überkapazitäten kämpfen und zudem nicht in großem Stil in die digitale Technik investieren können. "Es wird in diesem Kampf der Welten Autofirmen geben, die haben nicht das Geld, um das digitale Ökosystem zu entwickeln. Das sind die Kooperationspartner der Zukunft." Auch einige kleinere japanische Hersteller gehörten dazu. "Wenn die kooperieren, sitzen Google und Apple am längeren Hebel."

Marketingfachmann Henkel glaubt sogar, dass sich Google eine eigene Automarke zulegen könnte. Zur Begründung verweist er auf den Konsolidierungsprozess in der Branche. "Der wird sich sicherlich verschärfen." Für Apple liege die Hürde höher. Der Konzern mit dem abgebissenen Apfel als Markenzeichen setze stärker auf das eigene Produkt. "Geräte von Apple müssen einfacher als alles andere funktionieren und dabei auch noch toller aussehen." Aber auch Apple könnte früher oder später ein Auto auf den Markt bringen, ist er überzeugt. Die etablierten Hersteller sind vorgewarnt.

Reuters