Trotzdem brach die Grammer-Aktie im SDax Donnerstag um rund zehn Prozent ein. Dass Anleger in Scharen aus der Aktie ausstiegen, lag an folgender Aussage des Aufsichtsratschefs Klaus Probst: "Im ersten Quartal haben sich unsere Auftragseingänge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum halbiert. Uns fehlen im ersten Quartal Aufträge im Wert von 300 Millionen Euro über die gesamte Produktlaufzeit."

Ein feindlicher Übernahmeversuch der bosnischen Investorenfamilie Hastor verunsichert neben Investoren auch die Kunden - große Konzerne der Autoindustrie, an denen der Umsatz von Grammer wesentlich hängt. Die Hastors, denen auch der deutsch-bosnische Zulieferer Prevent gehört, stocken seit längerem ihre Anteile auf, um die Stimmrechtsmehrheit zu erlangen. Mehr als 20 Prozent halten sie bereits über die beiden Investmentfirmen Cascade und Halog. Rund 30 Prozent brauchen sie.

Ihr Plan: Sie wollen den Aufsichtsrat neu besetzen und Vorstandschef Hartmut Müller stürzen. Grammer leide seit Jahren an einer "Erosion der Gewinnmarge bei steigenden Umsätzen", was von der Firmenspitze "nicht mit dem nötigen Engagement" angegangen werde, lautet die Kritik der Hastors.

Grammer wehrt sich



Der Angriff ist auch unwillkommen, weil Prevent mit seinen beiden Töchtern Car Trimm und ES Automobilguss im vergangenen Jahr die Bänder von Volkswagen zum Stillstand gebracht hat. Da Volkswagen auf Preisnachlässen beharrte, lieferten die Prevent-Unternehmen nicht mehr. Aufsichtsratschef Probst sieht deshalb durch die Übernahme Grammers durch die Hastors "eine Katastrophe" auf Grammer zurollen.

Hilfe erhält Grammer durch die Kooperation mit dem chinesischen Hersteller Ningbo Jinfeng: Die Chinesen sind im Frühjahr bei Grammer eingestiegen, halten aktuell rund zehn Prozent und wollen ihre Anteile aufstocken. Zudem eröffnet die Zusammenarbeit neue Perspektiven für Grammer in China. Wer sich am Ende durchsetzen kann, wird die Hauptversammlung am 24. Mai zeigen.

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Einschätzung der Redaktion



Kurzfristig setzt die Rücknahmeschlacht die Aktie unter Druck. Und auch nach dem Showdown auf der Hauptversammlung ist offen, ob Grammer den Auftragsverlust kompensieren kann. Deshalb raten wir Anlegern auch langfristig zur Vorsicht.

Empfehlung: Halten.
Zielkurs: 61,90 Euro
Stoppkurs: 50,50 Euro