Die Leasingfirma Grenke erholt sich mittlerweile wieder deutlich von dem Einbruch durch die Corona-Pandemie. So lag das Leasing-Neugeschäft mit rund 499 Millionen Euro im ersten Quartal des laufenden Jahres fast 37 Prozent höher als in den ersten drei Monaten 2020. Das teilte das im Nebenwerte-Index SDax gelistete Unternehmen am Dienstag in Baden-Baden mit. "Damit sind wir voll im Plan mit Blick auf unsere Guidance für 2022", erklärte Finanzvorstand Sebastian Hirsch.
Ein Händler sprach jedoch von gemischten Zahlen. So habe sich das Neugeschäft zwar weiter kräftig vom Einbruch infolge der Corona-Pandemie erholt, allerdings sei die Marge, die am Deckungsbeitrag 2 gemessen wird, schwach. Diese sackte unter anderem wegen gestiegener Refinanzierungskosten von 19,5 auf 16,7 Prozent ab. Das Unternehmen erklärte dies zudem mit höheren Durchschnittswerten der Neuverträge. Analyst Marius Fuhrberg von Warburg Research wertete die gesunkene Marge hingegen als erfreulich, denn ein Jahr zuvor sei das Niveau "außerordentlich hoch" gewesen. Zudem habe sie sich im Vergleich zum Vorquartal um 0,4 Prozentpunkte verbessert und sollte ihm zufolge "weiter auf ein nachhaltiges Niveau von 17 Prozent oder leicht darüber steigen".
"Das externe Umfeld bleibt extrem herausfordernd", sagte Grenke-Chef Michael Bücker. Finanzvorstand Sebastian Hirsch sieht das Unternehmen aber voll auf Kurs zu seinen Jahreszielen. Am stärksten legte das Neugeschäft im ersten Quartal den Angaben zufolge in Süd-, Nord- und Osteuropa zu. Dort verzeichnete Grenke im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Zuwächse von mehr als 58 Prozent. In Deutschland, Österreich und der Schweiz lag die Steigerung insgesamt nur bei 13,1 Prozent. Analyst Fuhrberg, der die Aktie erst vor gut drei Wochen auf "Buy" hochgestuft hatte, lobte den positiven Wachstumstrend von Grenke in allen Regionen.
Auch Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect äußerte sich positiv: "Das Auftragshemmnis Covid-Pandemie verliert für Grenke zunehmend an Bedeutung und somit steigerte sich das operative Geschäft deutlich." Die kommenden Quartale werden nach seiner Einschätzung jedoch herausfordernd. Der Krieg in der Ukraine dürfte für ein düsteres Konjunkturklima im Kernmarkt Europa sorgen und einige Investitionen potenzieller Grenke-Kunden dürften wohl außerdem zeitlich nach hinten verlagert werden.
Einschätzung zur Grenke-Aktie
Das starke Neugeschäft im ersten Quartal gab der Grenke-Aktie am Dienstag deutlich Auftrieb. Ungeachtet einer schwächeren Marge zog das Papier im SDax am Vormittag um acht Prozent auf 27,68 Euro an. Damit übersprang der Kurs die 21-Tage-Linie sowie die 50-Tage-Linie. Beide signalisieren charttechnische Trends: die 21-Tage-Linie den kurzfristigen, und die 50-Tage-Linie den mittelfristigen Trend.
Grenke war im Spätsommer 2020 ins Kreuzfeuer des Leerverkäufers Fraser Perring mit seiner Beteiligungsfirma Viceroy geraten. Dieser warf dem Konzern unter anderem ein undurchsichtiges Geschäftsmodell mit nicht werthaltigen Leasing-Forderungen oder Beteiligungen vor. Der Kurs der Grenke-Aktie stürzte daraufhin ab und der Leasing-Spezialist stieg aus dem MDax in den SDax ab. Mitte Mai vergangenen Jahres hatte das Unternehmen dann allerdings das uneingeschränkte Testat für den 2020er-Abschluss erhalten.
Mitte Februar diesen Jahres verschärfte dann die Finanzaufsicht Bafin beim Leasing-Konzern die Kapitalvorgaben. Bei der Grenke AG und der Grenke Bank AG seien im Zuge einer Sonderprüfung zahlreiche Mängel festgestellt worden, begründete die Bafin damals den Schritt. Diese belegten eine nicht ordnungsgemäße Geschäftsorganisation und zudem Schwachstellen in der Geldwäscheprävention. Bis die Probleme behoben sind, müsse das Unternehmen härtere Eigenmittelvorgaben erfüllen. Zudem ordneten die Aufseher an, dass die ordnungsgemäße Geschäftsorganisation sichergestellt werden müsse.
Wir bleiben angesichts der Verschärfung der Kapitalvorgaben weiter skeptisch und empfehlen die Aktie nicht zum Kauf.
rtr/dpa-AFX/fh