Für die Koordinierung der Gespräche sei künftig der stellvertretende Außenminister Euclid Tsakalotos zuständig, sagten Regierungsvertreter am Montag in Athen. Der an der englischen Elite-Universität Oxford ausgebildete Ökonom gilt als umgänglicher als Finanzminister Yanis Varoufakis, der zuletzt bei den Verhandlungen mit seinen Amtskollegen aus der Euro-Zone in Riga isoliert dastand und mit leeren Händen nach Hause zurückkehrte. Die Personalie deutet daraufhin, dass Tsakalotos eine aktive Rolle in den Verhandlungen mit den Euro-Partnern und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) übernehmen wird.

Ungeachtet der Kritik der Geldgeber steht die Regierung aber hinter ihrem Finanzminister, der die Führungsrolle in den Verhandlungen behält. Tsipras habe Varoufakis bei einem Treffen mit Ministern und Beratern das Vertrauen ausgesprochen, sagte ein Regierungsvertreter. "Die Unterstützung für Finanzminister Yanis Varoufakis, der zur Zielscheibe von internationalen Medien geworden ist, wurde während des Treffens bekräftigt", sagte ein Regierungsmitarbeiter. "Der Finanzminister handelt in Übereinstimmung mit den gemeinsam getroffenen Entscheidungen und der Regierung."

Die Bundesregierung rechnet kurzfristig nicht mit einem Sondertreffen der Euro-Gruppe wegen der Schuldenkrise in Griechenland. Diese habe am Freitag in Riga keine Fortschritte erzielt, sagte der Sprecher des Finanzministeriums, Martin Jäger. Er wisse daher nicht, worüber die Gruppe nun diskutieren sollte. Das nächste reguläre Treffen sei für den 11. Mai geplant. Momentan liege der Ball im Spielfeld von Griechenland. "Wir warten auf Vorschläge, wir warten seit einigen Wochen. Das ist einigermaßen frustrierend, aber wir sind geduldig", sagte Jäger. Derzeit sei man noch weit von einem umfassenden Gesamtvorschlag entfernt.

Im Streit über die Reformpläne zur Bekämpfung der Schuldenkrise war Varoufakis beim Treffen der Euro-Finanzminister am Freitag kritisiert worden. Athen will vom vereinbarten Sparkurs abkehren. Ohne Einigung mit den Geldgebern droht dem Land die Staatspleite. Im Reformstreit mit seinen Geldgebern verspricht Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos die vollständige Begleichung seiner Schulden. "Wir zahlen unsere Schulden bis zum letzten Euro zurück", sagte er "Spiegel Online". Griechenland war 2010 an den Rand einer Pleite geraten und wird seitdem mit Hilfen von 240 Milliarden Euro gestützt.

Reuters